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8 Seiten

Geschichte aus einem Paralleluniversum, die man mir sicher übel nehmen wird

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten · Experimentelles
(Die eckigen Klammern meinen, dass das darin enthaltene kursiv geschrieben ist)


Der Junge Nationalsozialist brät einen Hirsch. Wenn er nur an die Folter zurückdenken muss! Welch Schmach.
Das Theokratische Konglomerat zwang den jungen Herrenmenschen, das zweite Wort seiner zusammengesetzten Bezeichnung verschwinden zu lassen. Auf lebendige Ziele sollte er schießen, abgerichtet werden!
Er, der Pazifist, er, der Neurotiker! Kurz: Er, der NazipaN! Er saß also auf offenem Felde und brät einen Hirsch. Wenn mir das Präsens dazwischenfunkt, muss ich mich aufrichtig entschuldigen.
Er ist ja kein Unmensch. Der Hirsch war überreif vom Baum gefallen. Der Kreislauf der Natur. Aber das Braten war kein leichtes Unterfangen, denn: nicht jedes Feuer ist das passende. Er brauchte Tannenholz und heiße, blaue Flamme musste im Übermaß vorhanden sein. Dabei durfte das Fleisch noch nicht mal die Flamme berühren, da es sonst zu schnell verkohlen würde. Und das betraf nur die Zubereitung!
Wie sollte er allein, unser edler Held (oder Antiheld, je nach Universum) diesen Hirsch verzehren? Er beschloss also, nur einen kleinen Teil seines Fells zu rasieren, um sich zwei saftige Stücke daraus zu schneiden. Den Rest hätte er gern geräuchert, aber das schien kontraproduktiv. Es waren genug Bäume vorhanden, doch sein drängender Auftrag verbat ihm, ein kleines, hübsches Räucherkästchen zu bauen. Selbst da fehlte ja noch die eine Woche Räucherzeit!
Unser junger NazipaN (soll ich ihm eigentlich seinen Namen endlich geben? Seit ich, vor nicht allzu langer Zeit mit dieser Geschichte begonnen habe, grüble ich darüber nach. Ich bin noch unentschlossen, vielleicht also später.) briet also nun zwei saftige Steaks. Den Rest des Kadavers trüge er in den Wald zurück; die Wölfe würden ihn angemessen bestatten.
Nun gab ich schon einige Anhaltspunkte: Ein Wald, ein offenes Feld. Ich muss genauer werden, diese Szene ist wichtig. Der Wald war neben ihm sehr dicht und gülden beschienen von der warmen Herbstsonne. Er grillte auf offenem Felde. Hinter ihm, recht schlicht, dennoch Minuten, um Minuten entfernt, da tat sich eine breite Klippe auf. Nach kurzen Schritten eine weitere, als wären es Treppen, für die längst vernichteten Titanen. Sie müssten mit Vorsicht aufsteigen und darüber hinaus führe es sie nie zum Olymp, sondern zu einer Menschenstadt und die würden sie in ihrer Unachtsamkeit zertreten, nur um im Nichts zu stehen.
Genug davon! Ich hatte eigentlich eine Handlung geplant. Planung ist die halbe Miete, das wissen wir. Die Stadt sah sich nun nie Göttern gegenüberstehen, aber von Menschenhand war sie uneinnehmbar. Dies sollte sich ändern. Der junge Selen war indes wirklich kein Freizeitaktivist.

Siehe da! Jetzt hat er einen Namen.
Selen ist der Sohn zweier wandernder Chemikanten. Zur Namensgebung war nur die Periodentafel zugelassen. Verwechseln sie ihn nicht mit Céline, sonst verprügelt er sie. Das darf er übrigens als Pazifist, solange er niemanden dabei tötet.

Er mochte ja noch nicht mal die Natur. Er hatte nämlich einen Auftrag. Das war schon eingeplant in meinem Handlungsverlauf. Deswegen beeilte er sich auch und aß sehr rasch. Glücklicher Umstand: Der Pazifist war kein Tiere liebender Baumknutscher. Er warf den Kadaver und das versilberte Plastikbesteck in den Wald und machte sich erfrischt ans Werk. An Schlaf war nicht zu denken. In der Steppe streiften wilde Sextouristen umher. Schlaf war auch nicht geplant. Es ist schließlich schwer, das anschaulich zu beschreiben. Ich könnte seine Träume erzählen. Seine Träume aber kenne ich nicht. Ich erzähle also von dem mühsamen Aufstieg.
Das Klettern, das gehörte zur Grundausbildung (oder wie das damals hieß). Selen war entsprechend ausgerüstet. Ein robustes Seil aus Dampf lag in seinem Sack zusammengestaut. Ob Seesack, ob Tasche, ob Rucksack, es war in jedem Falle eine Art Hybrid-Transportmittel. Noch nicht mal ein neugeborenes Assyrerkind hätte es zerbeißen können (bei ihrer Geburt hatten sie scharfe Zähne, die Mütter daher Nippel aus Stahl. Die Natur denkt eben an alles). Der Enterhaken konnte durch sein Gewicht auch in robusterem Material wie Steinen sich verhaken. Woran das Militär gespart hatte, war die hanfbetriebene Schussvorrichtung. Das veranlasste Selen dazu, unwillig seinen Lurch zu schwingen (der militärische Geheimbegriff für Enterhaken, wegen der scharfen Hakennasen der Lurche) und die ganze Ladung, so weit wie möglich nach oben zu schleudern. Für Ungeübte ist dies ein Ding der Unmöglichkeit, diese labrige Spaghetti erst mal gespannt zu bekommen. Es braucht aber auch sehr große Kraft, den Lurch so hoch zu schleudern. Aber nach siebenundzwanzig Versuchen hakte er sich nun endlich in einem Stein fest.

Es ist kein leichtes Unterfangen, das sage ich dir (wenn du so weit gekommen bist, setze ich mal ein „Du“ voraus). Wir beide sind durch unsere Welt geprägt, also suche ich auch nach Begrifflichkeiten, die aus unserem Universum stammen. Das geht nicht immer, aber trotzdem erklären sich einige Begriffe von selbst. Ich muss also nicht erwähnen, dass wir den Lurch hierzuwelte als Penisfisch kennen, dass der Sextourist dem unseren nur im Namen gleicht, aber eben nicht humanoider Gestalt ist.

Ein Bein nach dem anderen. Es kostet Kraft, mit vollem Magen zu klettern und diese elende Klippe scheint höher als üblich für die Gegend. Ein Bein nach dem anderen. Das Feuerzeug hätte er zurücklassen sollen, er würde es nicht mehr brauchen. Und wofür war der Handventilator gut? Er hatte strikten Befehl, ihn bis zu seinem Zielort bei sich zu tragen. Selen hasste es, immer nur den halben Auftrag zu kennen. Firmenpolitik. Niemand wusste alles. Wissen ist gefährlicher als die Neutronenbombe, oder bewaffnete Sextouristen.

Ich komme nicht umhin, das zu übersetzen. Der Sextourist, auch wenn durch dein Universum geprägt, humanoid, ist hier der Fauna zugehörig. Katzenartige von mannigfaltiger Gestalt. Die grüne Löwenmähne, das braune Teppichfell und sie verbreiten sich wie die Spiegel. Deswegen sind sie begehrtes Jagdziel. Jährlich reisend hunderte Jäger nach Thailand, um Jagd auf Sextouristen zu machen. Die Felle werden zu wundervollen Wandteppichen verarbeitet.

Die erste Klippe also geschafft. Es folgen aber noch drei und er würde immer vorsichtiger werden müssen, um der selektiven Überwachung zu entgehen. Überwachungsstaat, das ist eine Untertreibung, es ist eine Überwachungswelt, seit die Götter sie verlassen haben, oder als Alkoholiker und Edelhuren in Hafenbordellen endeten.
„Die Welt braucht keine Götter!“, war ein Code, ein Schlüsselsatz, den die Titanen mit den Göttern verhandelten, als man sie an die gewaltigen Felsen im Hades kettete. In ihrem Stolz, das wussten die Titanen, würden die Götter sich für selbstverständlich halten.
„Nie würde ein Mensch, ein Wesen, dem wir den göttlichen Funken verliehen ohne uns zu Rande kommen. Wenn sie aussprächen, das sie unser nicht mehr bedürfen, so werden wir diese Welt verlassen, oder unsterblich Mensch sein, Kronos!“
So sprach Zeus zu seinem Vater, doch Kronos war es, der Recht behielt. Leider erlebte er diesen Tag aber nicht mehr, da er als einziges göttliches Wesen an einem Magengeschwür verstarb. Das gelang nur, weil das Magengeschwür selbst göttlicher Natur war; Kronos Vater lag ihm schwer im Magen.
An manchen Tagen glaube ich: Die Götter waren wir, sind wir schon immer gewesen.
Der Mensch als Gott; manchmal wirkt ein Satz auch ohne Relevanz, oder kausale Zusammenhänge.

Die nächste war zehrender. Selen spürte noch die Anstrengung der ersten Klippe. Ein wenig erfreute ihn, dass sie etwas niedriger war. Die Götter kannten keine DIN-Normen und der unvorsichtige Gott wäre gestolpert und hätte der Welt mit seinem Sturz einen weiteren Krater hinzugefügt. Ich muss nicht lange abschweifen, um Selens Kletterphase zu überbrücken. Er rennt ob des schnelleren Aufstiegs motiviert zur nächsten Klippe. Präsens hier als Verdeutlichung des Bildes.

Zeppeline!
Das willst du wissen. Wie kommen die Bewohner aus der Stadt? Zeppeline als öffentliche Verkehrsmittel. Und bereits der Mittelstand ist finanziell in der Lage einen privaten Heißluftballon zu besitzen. Der Zeppelin macht das Auto überflüssig; ich muss erwähnen: Eine Explosion hielt hier noch niemanden vom Traum des Fliegens ab.
Der Mensch als Vogelmime. Er wird es nie sein, ist es aber doch. Die logische Argumentkette, die urmenschliche Fähigkeit zur Definition macht uns zu allem und doch zu nichts.
Ich glaube ja, wir waren bei Klippe zwei. Und wie ich als auktorialer Erzähler schon angedeutet hatte, so machte sich Selens Vorsicht bezahlt. Auf jener Ebene, die er nun erklomm, streiften ausgehungerte Sextouristen mit aufmontierten Wärmekameras umher. Der Bürgermeister wusste um effektive Verteidigung bescheid, denn diese Kombination ist höchst tödlich. Selen hatte die Fauna jener Gegend genaustens studiert. Sextouristen sind völlig blind. Dafür nehmen sie Wärmeentwicklung wie Gerüche wahr, was sie im Winter zu tödlichen Jägern machte. Der Konflikt war offensichtlich: Auch Sextouristen, so abscheulich sie auch sein mögen, diese fetten befellten Versager, die zur Paarung in entlegenste Gebiete der Welt reisen müssen, würde er als Pazifist nie töten können.
Pazifismus ist dort übrigens Religion, ähnlich dem pragmatischen Atheismus. Religion ohne Götter ist sehr effektiv. Sie erspart einem den Dschihad, oder Gehenna, oder die Apokalypse.
Seine einzige Bewaffnung war ohnehin nur der Enterhaken und der Ventilator. Das Feuerzeug wäre ineffektiv, denn Sextouristen sind feuer- und argumenteresistent.
Eine banale Feststellung, deswegen nie festgestellt: Alle Tiere sind argumenteresistent.
„Der Handventilator!“, schrie er lautlos.
Nun verstand er den Zweck des Gerätes. Damit könnte er seine Körpertemperatur auf konstante 19 Grad bringen, um sich so der Außentemperatur anzupassen. Er wäre quasi unsichtbar! Ohne zu zögern nahm er das Gerät aus seinem systematisch formatierten Behältnis und knipste es an. Es dauerte eine Weile, bis seine Temperatur weit genug gesunken war, um gefahrlos fortzufahren. Und der Handventilator war voll ausgelastet, da ihm die standardisierte Körpertemperatur zum herunter kühlen, allein nicht gegeben ward. Der Nervenkitzel, zwischen schlafenden und umherstreifenden Sextouristen umherzuschleichen erzeugte zusätzliche Wärme. So spannend dies Bild auch sein mag, man ermahnte mich, mit dem wesentlichen fortzufahren.
So erreichte Selen auch Klippe vier (oder drei, oder fünf) und war froh, dem symbolischen Schokodilteich entkommen zu sein. Er musste schnell handeln und so begann er umgehend mit dem Aufstieg. Er wusste, der Ventilator würde diese Anstrengung nicht kompensiere können. Die ersten Raubtiere sprangen auf, aber Selen war schon zu hoch geklettert.
Hoch hinaus war sein Ziel und die Stadt war schon bedrohlich nahe. Ein Babylon der Neuzeit, über das Marduk nicht mehr wacht. In der Folge angenehm für Babylon, da dort die matrizentrischen Strukturen nicht unterdrückt wurden.
Durch diese neuzeitliche Mode der Gleichberechtigung jedoch, ist der Bürgermeister Babylons eine Chimäre. Zweifelsohne ist aber festzuhalten, dass der männliche Kopf oft zu schweigen hat. Streng genommen sind Fabelwesen ja keine Götter, manche davon aber Menschen und somit auch wieder Götter. Also sind Fabelwesen Götter q. e. d. („quäkt ein Drache.“) Ein simpler Zufall, dass die Anfangsbuchstaben die gleichen wie bei „quod erat demonstrandum“ aus Ihrem Universum sind. Drachen entstanden aus der Vereinigung eines Gottes mit der Axiomlibelle und haben somit immer Recht, was Diskussionen mit ihnen überflüssig macht. Deswegen sind sie ausgestorben, weil niemand mehr mit ihnen reden wollte. Und natürlich, weil Drachen, die ihre Meinungsverschiedenheiten öffentlich diskutierten einen Riss im Raum-Zeit-Kontinuum verursachten, wonach sie im sich anschließend auftuenden Schwarzen Loch verschluckt wurden, mitsamt Kollateralschäden.
Das führt zu der These, dass sie vielleicht nicht ausgestorben sind, aber egal.
Ein Drache hätte Selen einiges an Zeit erspart.


[Ich bin aufgewacht und aus dem Bett gefallen, irgendwo in der Pennylane. Eine Glatze muss man übrigens nicht kämmen und ein Arbeitsloser kann auch überall zu Fuß hingehen.
War das nicht eine sehr ergreifende Fangphrase? Es war nur eine Huldigung. Nach all der Aufregung also die Rückkehr ins normale Leben. Um das spannende Vorweg zu nehmen: Meine Frau starb bei einer Schießerei vor meinen Augen, mitten auf der Pennylane. Und all die Gaffer haben sie nur noch toter gegafft. Selbst ich konnte mich nicht von ihrem durchsiebten Körper abwenden, schließlich war ich der Ehemann. Außerdem habe ich das Buch gelesen.
Dann ist es manchmal auch so, dass die Parallelen geradezu ununterscheidbar sind. Im konkreten Falle: Ich sitze einfach in der Bar und lerne jemand Neues kennen! Das passiert. Genauso werden Menschen einfach erschossen. Genauso starb meine Frau. Und ich lerne eine neue Frau kennen. Nicht meine neue Frau, aber eine Frau, einfach so, im Alltag. Kollidiert da Realität mit anderen Realitäten? Das ist spannender als der heroische Tod meiner Frau (Ich weiß als einziger, dass er nicht heroischer Natur war, sondern reine Dummheit). Schließlich interessiert sich ein fremder Mensch für mich.
Seit dem Tod meiner Frau war ich selten aus. Mich demotiviert, dass andere nützlicher für die Gesellschaft sind als ich, im eigentlichen Sinne also in der Wirtschaft, wenn sie singen.
Meine Frau war kein Mensch. Sie war kein Mensch mehr, als sie durchlöchert im Straßengraben lag, weil sie das Salz vergessen hatte, oder den Ofen nicht ausgeschaltet hatte, was auch immer. Sie hatte eine Zwangsneurose, Zwangsneurosen waren schließlich ihr Tod.
Meine Frau war ein Symbol. Sie war ein Symbol dafür, dass nun mal irgendetwas in mir gestorben sein musste und ersetzt werden muss. Falls das geht. Wie der Mensch eben mit dem Schweineherzen leben kann, wenn er sich jahrzehntelang zu ungesund ernährt hat. Die Wissenschaft ist meine Hoffnung, aber sie konnte meinem Sieb..., meiner Frau nicht mehr helfen.
Philosophisch gesehen war es aber besser so: Nicht nur habe ich jemand Neues kennengelernt, aber mal rhetorisch gefragt: Ein Sieb ohne Löcher ist ja nutzlos, nicht wahr?]

Manche mögen mir vorwerfen, ich führte die Dinge nie richtig und ordnungsgemäß zu Ende und sie hätten da auch Recht. Hach, ich scherze! Wer liest das schon. Aber es ist mir ja als Erzähler erlaubt, Kritik durch Selbstkritik zu entkräften. Und wäre es jemandem erlaubt, die Geschichte zu lesen, so fragte er mich:
„Sie mögen es nicht, Dinge zu Ende zu führen, oder?“
Ich entgegnete ihm:
„Heute beweise ich ihnen das Gegenteil!“

Ein Bild nun:
In der dunklen, noch sehr verschlafenen Morgensonne schimmert die dunkle Steinmauer hoch über dem Erdboden. Ein Ninja, oder ein NazipaN klettert, einem Löwen gleich, daran empor.
Es wird spannend. Ich habe zur Spannungserhöhung Unwesentliches übersprungen.
Nun also Selen, wie er die Stadtmauer emporklettert an seinem Seil. Das war das Bild.

Und es sollte doch wirklich verwunderlich sein, wie spärlich die Nordwände an diesem Planeten bewacht sind. Dazu gibt es eine Geschichte, aber die muss ich für mich behalten.
In dunkler Nacht also ein einsamer Ritter, der die Mauer erklomm und gleichsam Unsichtbar die Zinnen entlang flog. Und als er die innere Stadt erreichte, als er sich unter das Volk mischte, da war das Gröbste vorüber, ja wirklich.
Aber es ist leider noch nicht mit dem glücklichen Ende zu rechnen, denn es gab ja noch den Auftrag! Was für ein Auftrag? Selen hatte nun, nachdem er in die Stadt eingedrungen war, offiziell die Erlaubnis das Pentagramm zu öffnen, um die Nachricht darin zu lesen und zu verstehen. Sie war ein Rätsel:
[Massenpanik in der Pennylane. Non aspettare il rinascimento! Meine Arbeit ist nicht sonderlich spannend. Ich verpasse in letzter Zeit häufig den Bus und das tut mir leid. Der Chef hängt mir an den Eiern deswegen. Wiedergeburt ist für mich nicht mehr möglich. Wir erwarten lediglich kontrollierte Zerstörung. Ich darf Ihnen nicht verraten, was wir überhaupt von uns wollen, aber Sie sind schließlich jemand, der unseren Befehlen zu folgen hat. Der Auftrag! Vergessen Sie niemals den Auftrag! Ohne ihn wären sie nur. Wir geben Ihnen Sinn. Wir geben uns den Sinn selbst, quasi sind wir ein Perpetuum Mobile. Man kann Ihr Ziel nur in einem Augenblick verstehen, niemals in einem längeren Prozess. Ihr Ziel gilt als zu erledigen, wenn möglich in einer Schießerei!]

„Ich bin doch unbewaffnet!“, schrie Selen.
„Wie könnte ich das einem lebenden Wesen nur antun? Nur, ja nur wenn...“
Nur (ich gebe seine Gedanken wieder), wenn er den Handventilator für einen letzten Zweck benutzen würde! Und so fegte er die Straße entlang, hinein in das nächste Käsefachgeschäft und holte das batteriebetriebene, mit viel Fantasie betrachtet, phallusförmige Gerät aus seinem gut strukturierten Behältnis.
„So fällt auch die letzte Festung.“
Er drückte den Perlmuttknopf und hielt den Ventilator an den arischen Gouda.
[Kontrollierte Zerstörung] war das nicht. Es glich einem Massaker. Der Duft ließ die Bewohner zu Tieren werden, nicht umsonst war es per Dekret verboten, Käseduft auf den Straßen zu verbreiten, weswegen der Besitz von Handventilatoren mit dem Tod bestraft wurde. Bald ertönten Schüsse auf den Straßen und meine Frau starb in diesem blutrünstigen Massaker; sie wollte herausfinden, wie viel Schrotpatronen sie auf einmal mit dem Mund fangen könnte. Ohne Gesicht war sie freilich die hübscheste Frau der Stadt.
Das war das Ende von Arcadia XL, der letzten freien Menschenstadt.
Wer nicht in der Schießerei umkam, der biss sich vor lauter Hunger und Verzweiflung selbst zu Tode. Und die wenigen, die überlebten, springen bis heute (was ja relativ ist) unkontrolliert durch die Zeiten und leiden seit jener Katastrophe am Münchhausensyndrom, oder behaupten es zumindest.
Ob sie nach ihrem Tode den Göttern nachfolgen werden, das weiß niemand, außer Woody Allen.
 
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Eigentlich bin ich kein Kostverächter rätselhafter Texte, aber der hier ist mir doch ein wenig zu verworren. Was magst du dir bei den vielen Metaphern gedacht haben? Dazu fehlt mir leider die Zeit. Dennoch, man merkt dass du schreiben kannst, dein Stil gefällt mir. Aber wie gesagt, das nächste Mal hätte ich gerne etwas weniger Anstrengendes als Lesefutter.

Marco Polo (13.12.2012)

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