39


4 Seiten

sont plus âgés /älter werden Kapitel 2

Nachdenkliches · Kurzgeschichten · Experimentelles
David gab seine Gitarre zwar nur unglaublich ungern aus der Hand, aber er vertraute dem Älteren sein liebstes Stück dann an. Dieser zupfte ein wenig an den Saiten, drehte dran herum und zack! Sie klang wirklich besser als vorher. Er zog eine Augenbraue hoch, gab so seiner Begeisterung einen stillen Ausdruck. Der Mann hatte doch so einiges auf dem Kasten.
"Seefahrer? Das stelle ich mir unglaublich cool vor, aber ich kenne da noch jemanden, der die Ferne als seine Heimat sieht." Kurz lächelte der rot-blonde Mann wieder. Er sprach natürlich von sich. Sesshaftigkeit war eben nicht so ganz seine Stärke.
Balthasar stimmte zu einem Lied an. Mit großen Augen betrachtete David den Mann vor sich. Ab und an klopfte er sich mit der Hand zum Takt auf den Oberschenkel. David war begeistert. Er wagte es nicht Balthasar zu unterbrechen, aufmerksam verfolgte er den Text und zufrieden klatschte er, als der Mann aufhörte.
"Wow, Balthasar! Das...das war mega gut. Du hast wirklich was drauf, dass muss ich dir lassen."
Vorsichtig nahm David die Gitarre wieder an sich, legte sie sich über die Oberschenkel. Vermutlich dachte der Ältere der beiden, dass David so gut wie gar kein Gesangstalent hatte, aber er hatte ja auch nur vor sich hingeträllert. Wenn David wollte, konnte er sogar ziemlich gut singen, aber er überlies diesen Sieg der Gesänge dem alten Herren.
"Hätte ich von dir jetzt wirklich nicht so erwartet, wirklich toll.", lobte er ihn noch einmal und deutete mit einer Kopfbewegung eine leichte Verneigung an.
Kurz fuhr er sich mit der Hand durch das Haar. "Ziemlich warm heute, oder? Interesse an einem Bier oder Wasser? Da hinten ist ein kleines Café die sowas anbieten. Ich lade dich ein." Das Angebot war ernst gemeint. Er würde so oder so bald etwas trinken müssen, da er in der prallen Sonne saß. Ob der alte Herr mitkommt oder nicht, war komplett ihm überlassen, aber David genoss seine Gesellschaft irgendwie, er war einfach ein sehr interessanter Charakter.


Balthasar nickte. „Ja, es ist etwas wärmer, doch das muss ich zu geben. Ob ich bei einem Getränk dabei wäre? Aber klar!“ Langsam schlenderte Balthasar in Richtung Cafe. Eine leichte Brise wehte und nahm warme Luft mit sich. Mehrmal wischte sich Balthasar mit einem Tuch über die Stirn und Glatze.
Langsam aber sicher kam das Cafe näher. Balthasar war für sein Alter noch Fit und so erreichten sie das Cafe in wenigen Gehminuten.
Er setzte sich. „Nun mein Freund, wenn ich erfahren dürfte was du so machst, dann wäre ich hoch erfreut. Da du Gitarre spielen kannst und das Singen auch beherrscht, das vorhin im Park war nicht alles oder? Und nicht so schüchtern, ich erkenne einen guten Musiker wenn ich ihn sehe.“
Balthasar schaute in die Augen seines gegenüber sitzendem Freundes. Das gleiche abenteuerlustige Funkeln in seinen Augen. Man könnte gar meinen, wenn man die beiden so sieht, das sie Vater und Sohn seien. Es war, als hätte Balthasar sein jüngeres Ich gegenüber sitzen, seinem einstigem Ich, das ihn vor Jahren auf die See und später wieder zurück genommen hatte.
Die Kellnerin eilte zum Tisch. „Das tut mir Leid, ich habe sie übersehen. Ich hoffe sie mussten nicht all zu Lange warten. Was darf ich ihnen bringen?“ Balthasar überlegte einen Moment. „Ich nehme einen Tee, ohne Zucker und Milch“, antwortete er.
„Nun, dann erzähl mal. Warum bist du nach NY gekommen?“, fragte er David


Irgendwie hatte David schon damit gerechnet, dass Balthasar mit ihm kommen würde, denn er machte nicht den Anschein die Unterhaltung einfach zu unterbrechen und lieber zu gehen. Als er dann einwilligte, sprang der Jüngere sofort auf, schwang seine Gitarre auf seinen Rücken und hielt sie an dem Gürtel, der an ihr befestigt war, fest. "Na, dann auf geht´s.", sagte er, als ob er auf eine große Reise gehen würde. David passte sich dem Tempo von Balthasar an. Dieser war zwar gut unterwegs, aber David hatte einfach einen schnellen Schritt drauf. Aber nach nur einem kurzen Gehen kamen sie schon an dem Café an, von dem der Kanadier gesprochen hatte. Es war klein, aber fein und die Bedienung war bisher immer super gewesen. Sie setzten sich an einen Tisch, jeweils dem anderen gegenüber. Auf die Frage des Alten hin, grinste David. "Nun, das wird dich vielleicht überraschen, aber meine Arbeit hat rein gar nichts mit Musik zu tun. Ich bin Englischlehrer an der Constance Billard School. Die Musik....das ist Passion. Mein Vater gab mir diese Gitarre hier und hat mir immer, wenn er Zeit hatte ein wenig beigebracht. Den großteil musste ich mir allerdings selbst beibringen." Sein Blick fiel sehnsüchtig auf die Gitarre. Manchmal vermisste er seine Familie ja schon, aber sie waren ja nicht aus der Welt. Eine Hand legte er sich dann kurz in den Nacken, wie als sei er bei etwas erwischt worden. "Naja das singen eben.....nein, das war nichts. Das geht definitiv besser, ja."
Eine leichte Röte stieg ihm ins Gesicht, da Balthasar ihn gut erkannt hatte und das passierte ihm nicht oft. Sofort sah er aber wieder auf und schon kam eine hübsche Kellnerin, die sich erst einmal entschuldigte. "Keine Panik auf der Titanic, meine Liebe," fing er an "Wir leben ja noch." Und so lies er Balthasar zuerst bestellen. "Ich nehme ein großes, blondes." Und schon war die Dame wieder verschwunden.
Diese Frage...Warum war er hier? Ja, das fragte er sich auch manchmal. David legte den Kopf in den Nacken. "Warum reist man quer durch die Welt und bleibt dann doch irgendwo hängen?", fragte er zurück, erwartete aber keine Antwort. Er legte einen Ellenbogen auf dem Tisch ab und stützte sein Kinn auf der Hand ab. "Wegen einer Frau natürlich. Ich kam wegen einer Frau hierher mit der ich mittlerweile absolut nichts mehr zu tun habe und ich blieb hier, weil.... " David legte den Kopf etwas schief, als müsste er wirklich überlegen wieso er noch hier war. "Ich hab mir hier etwas aufgebaut und diese Stadt...sie fasziniert mich jedesmal aufs Neue. Deswegen blieb ich hier.", sagte er abschließen und sah wieder zu dem alten Mann, der ihm aufmerksam sein Gehör schenkte. Dieser Mann war anders als die meisten hier und das wirkte auf David fast so, als würden sie sich schon ewig kennen. Vielleicht hatte er ihn ja mal beim einkaufen gesehen oder so, aber mehr auch nicht. Er kannte diesen Mann nicht, fühlte sich aber innerlich geehrt, dass dieser ihn schon als 'Freund' betitelte. Balthasar war waise und belesen, dass merkte man sofort. David hatte ihn jetzt schon irgendwie ins Herz geschlossen.
Schon kam die Kellnerin mit den gewünschten Bestellungen. "Schneller als die Polizei erlaubt.", schoss es aus David, die Dame kicherte, machte einen leichten Knicks und ging wieder zur nächsten Kundschaft. David nahm das Bier und hob es in die Luft. "Cheers, Balthasar Mortimer Shrou.....", dann kam er ins stocken. "Eh......wie gesagt. Der Name ist zu lang." Daraufhin nahm er einen großen Schluck aus dem Glas und seufzte wohlig auf. Es gab doch nichts schöneres als ein kaltes Bier an einem super sonnigen Tag.

Balthasar nippte an seinem heißem Tee. „Das mit dem Namen, Jungchen, vergiss das einfach Balthasar, das reicht voll und ganz.“ Er lächelte und nickte David zu. „ Und du hast dir Gitarre spielen zum größten Teil selber beigebracht? Das finde ich bemerkenswert. Ich hatte einen guten Lehrer und wenn du magst kann ich dir noch einiges zeigen.“
Der Tee war köstlich, ohne zu zögern bestellte er dieses mal nicht eine Tasse, nein eine ganze Kanne sollte es schon sein. „Keine Sorge“,sprach er David zu „die Kanne zahl ich natürlich selber.“
Balthasar genoss den Aufenthalt im Cafe, das sah man ihm an, er kramte aufgeregt in seiner Tasche herum. „Wo war es den nur.... Ich... hm... hier... nein …. na nu.... aaahh da ist es ja.“
Mit diesen Worten holte er einen kleinen Kompass aus seiner Tasche. „Ah das ist er ja.“ Er legte den Kompass auf den Tisch und schob ihn in Richtung David. „Nur keine Scheu, nimm ihn ruhig, ich brauche ihn nicht mehr. Außerdem funktioniert er nicht mehr. Balthasar lächelte „Ich habe ihn damals als ich 19 war gefunden, unser Schiff geriet in einen Sturm wir konnten uns in die Rettungsbote flüchten. Am nächsten morgen dann sah ich diesen Kompass auf dem Meeresboden. Wir waren im Flachwasser, also war es kein Problem nach ihm zu tauchen. Dieser Kompass hat mich und meine Schiffskumpanen gerettet. Er zeigte uns die Richtung, doch nun brauche ich ihn nicht mehr. Nimm ihn als Zeichen meiner Dankbarkeit für diesen Tag“
Vorsichtig schob er den Kompass ein Stück weiter in David's Richtung.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Noch keine Kommentare.

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Disconnected (Kapitel 5)  
Die Legende von Mortimer (Kapitel 16)  
Der Fall: G. O. T. T. (Kapitel 1)  
Disconnected (Kapitel 4)  
Die Legende von Mortimer (Kapitel 15)  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De