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2 Seiten

Zwei Träume, 22.08.2014

Kurzgeschichten · Experimentelles · Erinnerungen
© Ben Pen
Es war heiß. Wir wollten uns abkühlen. Allerdings nicht, dass uns jemand dabei sah. Also gingen wir ein Stück. Erst einen Weg entlang, dann durchquerten wir eine Wiese. Das Flussbett wurde von Bäumen gesäumt. Hier war es dunkel. Ein paar Schritte weiter: eine Gabelung. Mitten drin: eine kleine Insel aus Kies.
Wir wateten stromaufwärts, weiteren Kiesbänken entgegen. Wir suchten den perfekten Ort. Und schöne Steine. Dabei wurde der Fluss immer schmaler. Und tiefer. Das Wasser ging uns bis zum Bauch. Wir kamen nur noch langsam voran. Links, rechts: grasige Hänge, Wurzeln, Erdreich.
Auf einmal sah ich einen Säbelzahntiger. Er war lehmfarben und rührte sich nicht vom Fleck. Überhaupt wirkte er mehr wie eine Skulptur als wirklich lebendig. Er stand hinter einem Baumstumpf. Wir passierten, und der Säbelzahntiger suchte das Weite. Dann säumten plötzlich Möpse die Fluten. Wir streichelten sie, gingen weiter.
Schließlich trafen wir auf einen Mann. Er war noch jung, trug einen blauen Pulli und Vollbart. Auf seiner Nase: ein Nerdbrille. „Daniel Biscan“, stellte er sich vor. Um seinen Hals hing eine Kamera, eine schwarze Nikon. Ganz in der Nähe hatte er ein kleines Haus. Wir folgten ihm.
Anschließend saßen wir bei ihm im Esszimmer und frühstückten. Ich spielte mit seiner Kamera. Sie war nun älter, gar nicht mehr so modern, wie sie zuerst ausgesehen hatte, ein klobiges Ding, so eins zum Aufklappen, mit integriertem Spiegel. Beim Durchsehen spielte ich mit dem Objektiv. Ich wollte sehen, wie sowas funktionierte. Ein kreischendes Geräusch entstand.
Aufschreiend nahm ich das Ding vom Auge. Der Schmerz war wie ein Blitz in meine Stirn gefahren. Als ich runter blickte, auf die Kamera, sah ich, dass das Objektiv jetzt lockerer saß. Das Gehäuse schabte über die Linse. Daniel nahm mir das Teil kurzerhand aus den Pfoten, unterließ es jedoch, mich zu schelten; mein Kopfschmerz war Strafe genug.
Ich sah aus dem Fenster. Dort tanzte ein Geist, ein kleiner Junge. Er stieg auf, wie ein mit Gas gefüllter Luftballon. Und war weg, als sich die anderen, von mir aufmerksam gemacht, herumdrehten.

Ich war eine Frau, etwas älter schon und blond, fett, mit fescher Kurzhaarfrisur. Ich trug eine Schürze, rosa. Darunter: ein blaues Hemd. Ich war Köchin in einem Restaurant. Und viele.
Meine Aufgabe war es, den Schankraum für eine ganz besondere Art von Gästen herzurichten. Ich ging also um, zupfte hier, sortierte dort, und störte die Essenden beim Speisen. Mit Absicht. Denn in Wirklichkeit suchte ich Pistolen. Fand ich welche, nahm ich sie ihren Besitzern ab. Protestierten sie, verwies ich auf das Gesetz der Gastfreundlichkeit. Demnach waren Waffen nicht erlaubt. Tatsächlich wollte ich sie einfach nur entwaffnen.
Dann war ich wieder ich. Und alleine, ging eine Straße lang. Rechts: Lagerhallen. Links: ein Frachter. Weiter vorne: Meer. Ich erreichte die Kaimauer. Um mich her: Lastkräne, Container.
Ich sprang ins Wasser, schwamm unter- in den Schatten einer Plattform. Dort machte ich Halt. Ich sah etwas, vielleicht Schiff, gerade im Begriff, anzulegen. Es wurde größer. Zu Anfang war es nur ein Schemen, ein Schatten im Türkis. Dann wurden Konturen sichtbar. In meinen Därmen rumorte es. War das ein U-Boot? Ich tauchte auf. Nein, zum Glück! Und schwamm zurück.
Mit meinen Freunden hielt ich Rat. Die auf dem Schiff waren die Böse. Ihre Mittelsmänner saßen in der Kneipe, waffenlos. Es würde uns als niemand daran hindern, das Schiff zu entern! – In einer rosa Minilokomotive gingen wir auf Tauchgang, und später, aus dem Wasser schießend, es treppauf. Bis in seine tiefsten Tiefen drangen wir vor. Es wurde dunkel um uns, und eng. Unseren Weg mussten wir zu Fuß fortsetzen.
So kamen wir in einen Raum: Seine Wände waren Stahlplatten. In der Mitte stand ein schmaler Tisch. Drum rum: hauchdünne Wälle, Schirme von Glas. Lichter blinkten. „Du lebst noch!“, entfuhr es einer Frau in marineblauem Hosenanzug. Sie hatte uns gestellt. Ein Trupp Soldaten flankierte sie.
„Ja!“, erwiderte ich. Mein Blick wanderte zu einem Podest, auf dem papierne Listen lagen. Ich las meinen Namen.
„Aber wir haben längst alles weitergegeben!“ Sie verstand nicht. Und das ärgerte sie. Wie konnte ich hier sein, vor ihr stehen, wo ich doch …
Mein Leben gehörte jetzt einem anderen. Ich sah sein Gesicht. Es war ein kleiner Mongole, ein Baby, noch. Ich selbst war …
 
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