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2 Seiten

Damals 4. Kapitel

Romane/Serien · Erinnerungen
© axel
Dass Frauen und erst recht Kinder geschlagen wurden, war zu jenen Zeiten durchaus üblich. Außerdem war die französische Revolution erst siebzig Jahre her und die junge Marlene dürfte so einiges Grausame über den Verbleib ihrer Großeltern und übrigen Familienmitglieder erfahren haben. So weinte sie sehr, war aber Ohrfeigen gewohnt. Mutter und Vater hatten noch die Schockerlebnisse ihrer Eltern vor Augen. Sie reagierten selbst auf Kleinigkeiten hysterisch und die Dienerschaft hatte es unter ihnen nicht leicht, weil gerne Ruten zum Maßregeln benutzt wurden.
Als Marlenes Kind zur Welt kam, war August nicht anwesend. Er ertränkte in seiner Lieblingskneipe all seinen Kummer, denn das Kind, dass er bald in den Armen halten sollte, würde nicht das seinige sein. Es würde die Gesichtzüge seines verhassten Revalen tragen.
Doch wie war er überrascht, als er es schließlich doch sehen wollte. Marlene war ganz offensichtlich nicht von Jakob geschwängert worden. Der Schock in ein Kloster zu müssen, hatte sie nur derart aufgeregt, dass ihre Regel für mehrere Monate weggeblieben war. August war eindeutig der Vater. Das Kind – ein kleines Mädchen – war recht groß und stark – und es hatte die blonden Haare und strahlend blauen Augen wie er.
Noch Monate später war er trotzdem misstrauisch, bis er erfuhr, dass der schwarzhaarige Jakob von Siranis nicht fortpflanzungsfähig war.
Doch Marlene war über diese Nachricht nicht gerade begeistert. Wenn sie denn schon keinen Sohn bekommen hatte, der ganz wie Jakob von Siranis aussah, so hatte sie wenigstens gehofft, dass dieses Mädchen völlig nach ihr kommen würde. Aber das kleine Ding glich wirklich in auffallender Weise fast nur August. Nein, sie war dem Aussehen nach, so ganz und gar keine grazile französische Adelige, ein eher ländlicher Typ mit kräftigem Knochenbau jedoch mit temperamentvollen wachen Augen. Ihr Haar war lockig und strohblond und das würde sich auch nicht ändern, wenn sie erwachsen sein würde. Drei Dinge waren es nur, worin sie ihrer Mutter glich, die feine gerade Nase, das spitze, trotzige Kinn und vielleicht auch noch die stolze aufrechte Haltung, sobald sie laufen konnte. Sie sollte zwar Saskia heißen, aber August setzte den Namen Erna durch. Marlene weinte an diesem Tage als ihre kleine Tochter auf diesen hässlichen Namen getauft wurde.

Fortsetzung folgt:
 
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