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2 Seiten

Corona wird mich ruinieren!

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Eine nicht ernstgemeinte Geschichte ;)

Freitagmorgen.
Aus dem kostenlosen Gemeindeblatt entnehme ich ein paar hilfreiche Ratschläge zum Coronavirus.
Vorsichtshalber messe ich meine Temperatur. Siebenunddreißig Grad Celsius. Puh, nochmal Glück gehabt.
In meinem Übermut, den Tod von der Schippe gesprungen zu sein, tauche ich das Thermometer in meinen Kaffee. Ich sehe noch wie die Anzeige auf 68 klettert, dann erlosch das Display.
Erst habe ich das Thermometer ein wenig geschüttelt, dann energischer, dann gegen die Tischkante geklopft, aber das Display blieb aus. Corona hat mein Thermometer umgebracht, so gesehen.
Ich wollte ja ohnehin nochmal in die Stadt, nur mal schauen was die Regale noch hergeben. Dann könnte ich mir ja auch gleich ein neues Thermometer kaufen.

Mein erster Weg führte in den Supermarkt. Die Regale waren alle gut gefüllt. Als ich wenig später an der Kasse stand, überkam mich der Drang zu niesen. Jetzt bloß keinen Fehler machen, dachte ich und mir fiel der Artikel vom Gemeindeblatt ein. Immer in die Armbeuge niesen! Der Drang wurde stärker und alles musste sehr schnell gehen. Ich tippte der Frau, die vor mir stand, an die Schulter. Als sie sich umdrehte, packte ich ihren Arm, presste meine Nase in ihre Armbeuge und nieste geräuschvoll. Die fand das gar nicht lustig. Auch der Marktleiter nicht. Hausverbot.
Die Anzeige der Frau würde noch folgen, versicherte sie mir. Obendrein sei sie Anwältin. Vielleicht sollte ich den Verfasser des Artikels verklagen. Von der eigenen Armbeuge war nie die Rede gewesen!
Egal, ich brauchte ein neues Thermometer. Die Apotheke befindet sich am anderen Ende der Stadt. Also auf in den nächsten Bus, der war so gut gefüllt wie die Regale im Supermarkt.
Ich bekam noch einen Stehplatz an der hinteren Tür. Neben mir saßen zwei junge Männer und unterhielten sich über Corona. An der nächsten Haltestelle stieg eine hochschwangere Frau ein. Sie kämpfte sich bis zu mir vor, weil der Bus vorn noch voller war. Die Männer machten keine Anstalten ihr einen Platz anzubieten. Sie starrten sie nur an. Das haben wir gleich, dachte ich. Ich täuschte einen Hustenanfall vor und sagte dann: „Seit dem ich in China war, muss ich ständig husten.“
Die Männer verstummten, die Frau sah mich entsetzt an. Das war nur ein Scherz wollte ich sagen, aber da wurde ich schon zu Boden gerissen.
An die darauf folgende Massenpanik kann ich mich nur bruchstückhaft erinnern. Gekreische, Notbremsung, fliehende Menschen.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Boden. Mein Handgelenk schmerzte. Jemand war wohl drauf getreten. Vier Männer in weißen Schutzanzügen trugen mich aus dem menschenleeren Bus.
„Mir geht’s gut“ sagte ich.
Aber man stülpte mir einfach eine Sauerstoffmaske über den Mund.
Schnelltest.
„Kein Coronavirus nachweisbar. Aber in Quarantäne müssen sie vorerst trotzdem bleiben.“
Der Arzt verließ das Zimmer.
Ich höre noch wie er sich draußen auf dem Gang mit einem Kollegen unterhält:
„Was für ein irrer Tag heute.“
„Das kannst du laut sagen, eben rief mich meine Frau an. Stell dir vor, irgendeine Irre hat ihr absichtlich an den Arm geniest. Die klagen wir in Grund und Boden!“
 
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Kommentare  

Köstlich! So kann man doch ein wenig lachen, trotz der vielen schrecklichen Nachrichten.

Gerald W. (06.03.2020)

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