40


8 Seiten

Zeit der Geister - "A Christmas Carol" 2002

Romane/Serien · Nachdenkliches · Winter/Weihnachten/Silvester
Jedes Jahr um diese Zeit, nämlich die Zeit vor Weihnachten fällt mir auf, dass die Welt um mich herum in zwei Lager zerfällt. Da sind die Weihnachtsverrückten auf der einen Seite, zu denen auch ich zähle, deren Herz wie ein Lämmerschwanz zu wackeln beginnt, sobald die ersten Marzipannikoläuse in den Auslagen der Supermärkte erscheinen. Und da sind die andere, die Weihnachten verfluchen und beschimpfen, von „Konsumzwang“ reden und vom „Weihnachtsstreß“, als „verlogene, überholte Veranstaltung“, die „am besten abgeschafft wird“. Diejenigen, die anklagend mit dem Finger auf uns zeigen und verbittert Rechenschaft dafür fordern, wieso wir zu feiern und uns zu freuen in der Lage sind angesichts der Ungerechtigkeit und Armut in der Welt, und uns sämtliche bestehenden oder in der Luft schwebenden Kriege, Umweltzerstörung und Karten von verhungernden Kindern unter die Nasen halten. Bezeichnenderweise dieselben, die alle vier Jahre durch ihre Wählerstimmen dafür sorgen, dass Korruption und Geldschieberei weiter bestehen bleiben, die lieber mit einem kalten Bier vor der Flimmerkiste sitzen anstatt aufzubegehren, Bürgerinitiativen zu bilden und auf die Straßen zu gehen und es ganz in Ordnung finden, wenn der kleine Mann an der Basis bezahlt und spendet und gibt und leistet, nur damit die hohen Herren an der Spitze in ihrem Wohlleben und ihrer Bequemlichkeit nicht gestört werden.

Gar dass Weihnachten abgeschafft gehört, habe ich schon vernommen. – Aber zeugt es wirklich von Klugheit, etwas Althergebrachtes zu verwerfen, ohne dass man etwas Neues, Besseres an seine Stelle setzen kann? Dass man lieber in Kauf nimmt, mit leeren Händen vor einem Loch zu stehen, wo gar nichts mehr ist, wo einst etwas war? Die Welt verändert sich und die Menschen auch, Kulturen erheben sich und fallen – warum sollte gerade Weihnachten unveränderlich bleiben?

Weihnachten ist, was jeder für sich daraus macht. So war es immer, und so wird es bleiben. Etwas unbequemer freilich als das pauschale Verdammen. Aber richtig. Denn alles andere wäre ein Urteil nur über die Oberfläche, über das Sichtbare, ohne das wir unter die glitzernde Schale schauen. So halten es die Pauschalurteiler gern mit Menschen, so halten sie es auch mit Weihnachten.

Bedeutet die Vorweihnachtszeit für mich Stress? Sicher! Aber was ist denn daran so falsch? Erinnern wir uns doch, was diese Zeit für den Stifter des Festes und seine Familie bedeutete. Da war von Harmonie keine Rede, alles war ein einziger Stress. Überstürzt und unorganisiert von Hause aufbrechen zu müssen auf Befehl einer aufgeblasenen Bürokratie, der man sich schon damals nicht entziehen konnte, die Frau hochschwanger, um schließlich am Bestimmungsort angekommen feststellen zu müssen, dass sich kein Hotelzimmer weit und breit auftreiben lässt. Auf der Straße stehend, kaum Verpflegung, und die Wehen fangen an.... Wenn das man kein Stress ist. Damals war von Harmoniesucht keine Rede, lassen wir die singenden Engelchen an der Krippe mal ganz weg. Wer den Urheber von Weihnachten nicht ganz außen vor lässt, sollte sich deshalb hüten über etwas zu klagen, dem sich jener selber nicht entziehen konnte, und lieber mal überlegen, wieviel von dem Stress, den wir auf Weihnachten schieben, hausgemacht ist und uns durch das ganze Jahr begleitet. Unter dem Jahr scheint es in Ordnung zu sein, wenn wir uns wegen unserer Karriere auf den Kopf stellen, Worte wie „time is money“ im Munde führen, selbst unser Privat- und Familienleben dem Arbeitsplatz unterordnen und so hetzen, dass uns kaum Zeit für einen Blick auf den, der jeweils neben uns steht, übrig bleibt. Aber weil Weihnachten ist, soll plötzlich alles Friede, Freude, Eierkuchen und pure Harmonie sein? Welch Selbstbetrug!

Ist Weihnachten für mich Konsumzwang? Natürlich nicht. Klar, auch ich besorge Weihnachtsgeschenke. Aber jeweils über das Internet. Dennoch entledige ich mich nicht lieblos einer lästigen Pflicht. Jeder bekommt ein einziges Teil, es muss nicht teuer sein. Schon Monate zuvor sperre ich meine Ohren weit auf und interviewe Familienmitglieder um herauszubekommen, was sich der andere wünscht, was er braucht, um dann exakt das zu besorgen, womit er ganz gewiss nicht rechnet. Die verblüfften Gesichter und dann das breite Grinsen von einem Ohr zum anderen zu sehen, ist mir das bisschen Engagement schon wert. Brechende Tische, Geschenke von Tausenden von Euro, überbordende Erwartungen ohne Überraschungseffekt gibt es bei uns nicht. Und so trägt selbst das bisschen Konsum ohne Probleme zur guten Stimmung bei.

Nein, Weihnachten ist für mich weder Qual noch Zwang. Vielmehr ist sie das, was Charles Dickens schon in seiner Geschichte „A Christmas Carol“ beschrieben hat, nämlich eine heilige Zeit, eine Zeit der Geister. Sie suchen mich jedes Jahr aufs Neue auf, die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und der zukünftigen Weihnacht. Und wie sich das zuträgt, will ich gerne erzählen für jeden, den es interessiert.

Für mich fängt Weihnachten bereits an meinem Geburtstag, am 1. November an. Halloween, eine Verballhornung des irischen „All Hollow’s Eve“, also Allerheiligen-Vorabend wird traditionell als die Zeit gesehen, an der sich die Türen zur Geisterwelt öffnen, die sich erst nach Ende der Raunächte am 6. Januar wieder schließen. In der Zeit dazwischen sind wir von Geistern umgeben, heißt es, und die machen sich mehr oder weniger stark bemerkbar.

Dem kann ich nur zustimmen.

Jetzt, wo es fast ununterbrochen dunkel ist, wo man am Morgen im Finstern aus dem Hause geht und Abends ebenso im Finstern wieder heimkommt, spüre ich sie, die Geister der vergangenen Weihnacht. Gerade zu dieser Zeit begeben sich in meiner Umgebung seltsame Dinge. Videogeräte oder Deckenlampen schalten sich von allein an oder aus. Gegenstände verschwinden und tauchen entweder an anderer Stelle wieder auf oder bleiben verschwunden. Die Diele in der Küche knarren, obwohl ich alleine im Wohnzimmer sitze – am Schritt identifiziere ich meine Mutti, die im vergangenen November ihre Augen für immer geschlossen hat und dieses Jahr zum ersten Mal nicht mit an der Weihnachtstafel sitzen wird. Jedenfalls nicht unbedingt sichtbar. Ein anderes Mal höre ich ein Glucksen aus Richtung Schlafzimmer, so als stünde ein Kind hinter der Tür, Hände vor dem Mund, und versuchte mit aller Gewalt, sein Lachen zu unterdrücken um sich nicht zu verraten. Meine kleine Tochter vielleicht, die heute sechzehn wäre, nach Gottes unbegreiflichem Beschluss jedoch nur viereinhalb Jahre hat alt werden dürfen. Oder mir steigt plötzlich und sehr intensiv der Duft von Tosca-Parfum in die Nase. Meine Großmutter, das lebende Märchen- und Liederbuch unserer Familie, hat immer so gerochen, sie verstarb bereits 1987. Einmal, ich wollte Kohlrouladen zubereiten und gerade den Reis unter das Hackfleisch mischen, wurde mir das Reispaket wie von unsichtbarer Hand aus den Fingern geschlagen. Mit lautem Prasseln flog der Reis über den ganzen Küchenboden. Doch anstatt mich zu verärgern, rührte mich der Klang seltsam an. Er erinnerte mich an die Zeit, als ich etwa vier oder fünf Jahre alt gewesen sein mochte. Wir waren bitter arm zu dieser Zeit, unser Weihnachtsteller bestand aus Apfel und Orange plus der unvermeidlichen selbstgebackenen Plätzchen, mehr war nicht drin. Erst recht kein Nikolaus in Bischofsornat mit allem Schnick und Schnack. Trotzdem erschien der Heilige Mann regelmäßig bei uns zu Hause, und zwar unerklärlicher Weise immer dann, wenn meine Oma kurz zuvor ins Bad verschwunden war. Denn dann polterten und klapperten plötzlich wie von Geisterhand geworfen Nüsse über den Linoleumboden der Diele. Es dauerte immer mindestens fünf Minuten, bis ich mich von meinem Schreck erholt hatte und vorsichtig die Nase aus der Küchentür steckte, um in der dunklen Diele die Herrlichkeiten aufzuklauben, die der unsichtbare Nikolaus scheinbar unbemerkt von allen auf den Boden geschmissen hatte. Und so fegte ich, anstatt mich zu ärgern, verträumt grinsend Reis in meiner Küche.

Ja, um diese Zeit sind sie immer um mich, die lieben Geister längst vergangener Weihnachten, und ich würde sie um nichts in der Welt missen wollen. An Straßenecken lauern sie, bedienen sich der unmöglichsten Zeichen, um mich zurückzuführen in die Zeiten, als mein Glaube an das Gute noch unverbrüchlich, meine beschützte Kinderwelt noch heil und viele spätere Probleme noch weit weg in der Zukunft lagen. Zum Beispiel komme ich am Kaufhof vorbei und sehe die bewegten Märchenbilder, dann erinnere ich mich automatisch daran, wie meine Tante mit mir stundenlang die Märchenfenster des Bochumer Rathauses abgeklappert hat, um mir die Zeit bis zur Bescherung zu vertreiben. Oder ich sehe einen Hundehaufen auf der Straße und erinnere mich an das Gedicht, das meine Oma mir früher öfter aufgesagt hat und das von der Not der Vögel im Winter handelt. Leider erinnere ich mich nur noch an die Zeile: „Auch der Pferde Dung, oh weh, liegt begraben tief im Schnee“, aber ich weiß noch, dass ich im folgenden Jahr auf jeden Hundehaufen zeigte und triumphierend sagte; „Guck mal, Omi, da ist Dunkoweh!“ – Und dort, dieses erbarmungswürdige Stückchen Waldsterben, vom Verkäufer enthusiastisch als Tannenbaum angepriesen – er erinnert mich an meine erste eigene Wohnung und den ersten eigenen Tannenbaum, stolzgeschwellt geschmückt und die gähnende Leere zwischen den nadelnden Zweigen mit Wattebäuschen ausgeschmückt, die Schnee darstellen sollten. Und an den, mit dem ich ihn damals teilte und der mir zwei Jahre später durch ein Magenkarzinom entrissen wurde.

Das sind die Geister der vergangen Weihnacht.

Viele Menschen reden von einer „Winterdepression“. Mir unerklärlich, denn ich leide am Gegenteil – ich habe eine ausgesprochene Sommerdepression. Was die Menschen am Sommer so großartig finden, ist mir ein Rätsel und wird es immer bleiben, denn Sommer in einer Großstadt ist ein Graus. Sommer bedeutet für mich unerträgliche Hitze, geschwollene Hände und Füße, Atemnot. Drangvolle Enge im Bus und ein unerträgliches Gemisch aus Schweiß und diversen Parfum- und Deodorantsorten. Aufdringlich präsentiertes nacktes Fleisch, billig und willfährig jedem Auge dargeboten wie Sonderangebote vom Aldi, deren Verfallsdatum kurz vor der Überschreitung steht. Gröhlende Besoffene bis morgens um fünf auf den Straßen, laute, grelle Stimmen, Partygekreisch und überlaute Musik aus Autos mit offenem Verdeck oder mit heruntergedrehten Scheiben, dass man sein eigenes Wort nicht versteht. Zerrisse Nächte mit unterbrochenem Schlaf, in denen man sich von einer Seite auf die andere wälzt, dem Krach lauscht und sich einen kühlen Luftzug ersehnt, der doch nicht kommt. Nach einer solchen Nacht fühlt man sich zerschlagen und zerschunden und muss doch funktionieren wie immer.

Nein, die Herrlichkeiten des Sommers erscheinen mir wie Kirmesflitter: bunt, laut, oberflächlich, aufdringlich und billig. Katzengold.

Wie anders ist dagegen die stille, kühle Ruhe des Winters und seiner heimeligen Feste. Deckt doch die ständig früher beginnende Dunkelheit die Häßlichkeit zu und läßt alle Lichter heimeliger, wärmer erstrahlen. Wenn ich abends auf meinem Küchenbalkon stehe, um eine Zigarette zu rauchen, dann schaue ich zwangsläufig auf den gegenüberliegenden Straßenblock, etwa fünfzehn Meter entfernt und von dem unseren durch einen weitläufigen, parkähnlichen Gartenbereich getrennt. Im Sommer nichts als ein graffitibeschmierter Ausbund von Hässlichkeit, verwandelt er sich jetzt in einen riesigen Adventskalender mit erleuchteten Türchen, gold- oder orangefarben oder auch bläulich flackernd, die sich wie durch Zauberhand selbständig öffnen und schließen. Verändert hat sich nichts – außer dem Eindruck.

Wie gerne gehe ich jetzt, in der Zeit nach Totensonntag, durch die Straßen unserer Stadt und genieße die Veränderung. Die Geister, die jedes Jahr prompt ab dem ersten November erscheinen, bringen diese Veränderung mit. Mehr und mehr verwandeln sich die nüchternen Auslagen der Geschäfte in ein Taumland erfüllbarer Wünsche mit Kunstschnee, Tannenbäumchen, Flittergold und bunten Kugeln, und die Fenster der Privathaushalte, ab Totensonntag zunehmend mit Lichtern und Pyramiden geschmückt, den Bewohnern ebenso zur Freude wie den draußen Vorübergehenden verwandeln selbst den hässlichsten Straßenblock für eine kurze Zeit in ein Meer von Licht und Farbe, so dass man glauben möchte, inmitten dieser der Dunkelheit trotzdenden Lichterpracht könne kein Unglück, kein Problem auch nur eine Sekunde lang Fuß fassen.

Und auch in mir ändert sich etwas, wenn ich durch diese Märchenstraßen gehe. Plötzlich empfinde ich die drangvolle, aufgezwungene Nähe so vieler anderer Menschen weniger als Belastung. Anstatt Ärger empfinde ich plötzlich Neugier, schaue den anderen an. Erwidert der andere verunsichert meinen Blick, lächle ich, denn zum Lächeln ist mir plötzlich zumute. Es ist kein erzwungenes Lächeln als Gebot der Höflichkeit, sondern ein echtes Lächeln, das von Herzen kommt. Und auch die Menschen um mich her sind jetzt plötzlich viel eher bereit ein Gespräch anzufangen, Fragen zu stellen sich auf den anderen einzulassen. Selbst von dem übellaunigen Punk, der mich zu jeder anderen Jahreszeit höchstens mit: „Was glotzt’n so, Alte, haste n Problem?“ anmaulen würde, lächelt jetzt einfach nur ebenso herzlich zurück. Ja, selbst mein Chef überrascht mich dieses Jahr und verkündet, dass wir Weihnachten und Silvester frei haben ohne, wie bisher, zwei halbe Urlaubstage einsetzen zu müssen. Inoffiziell, versteht sich.

Ja, Weihnachten geschehen Wunder. Wenn auch bloß kleine. Aber was wäre unser Alltag ohne die kleinen Freuden?

Komisch, um die Weihnachtszeit herum empfinde ich allein verbrachte Wochenenden weder als Langeweile, noch als verlorene Zeit. Was gibt es Schöneres, als an einem Advendabend durchgefroren nach Hause zu kommen, sich nach einer heißen Dusche in einen warmen Morgenmantel zu hüllen und sich mit einem Glas Glühwein, einem Pharisäer oder einer Russischen Schokolade vor dem Kamin auf die Couch zu kuscheln, bewaffnet mit einem guten Buch? Charles Dickens, Peter Rosegger, Adalbert Stifter, Selma Lagerlöf – Dichter, gestorben lange vor meiner Geburt, und doch sind ihre Werke unsterblich bis heute – erzählen von einem Weihnachten, als es Worte wie „Stress“ und „Konsumzwang“ noch gar nicht gab. Erzählen von einer Zeit, als die Menschen noch nicht so überkritisch waren, um die wahre Bedeutung von Weihnachten noch gewusst haben und für dieses Fest noch dankbar sein konnten, oftmals einer der wenigen Höhepunkte in einem Arbeitsleben ohne bezahlten Urlaub, gesetzlich geregelte Feiertage und mit Sechzehn-Stunden-Arbeitstagen. Mit Händen, die längst schon in irgendwelchen Gräbern verfault sind, weben diese Autoren längst vergangener Zeit Märchen um mich und verzaubern mich – alle Jahre wieder, und immer wieder neu.

Das sind die Geister der gegenwärtigen Weihnacht.

Bleibt der dritte Geist. Der Geist der zukünftigen Weihnacht. Und ebenso wie Ebenezer Scrooge fürchte ich diesen am meisten.

Denn viel zu oft schon habe ich erlebt, dass beim Familienessen am Heiligen Abend immer wieder Gesichter verschwinden, eine Zeitlang jedes Jahr eins. Neue Gesichter sind hinzugekommen, Kinder, angeheiratete Partner. Zu einigen habe ich ein herzliches Verhältnis entwickeln können, mit anderen bin ich nicht warm geworden, und so können sie die, die heute fehlen, kaum ersetzen. Ich bin bei meiner Großmutter und deren beiden Töchtern, meinen Tanten groß geworden, meine Mutter habe ich erst mit dreizehn kennen gelernt. So sind diese Menschen Mutter für mich gewesen. Besorgt beobachte ich die einzige, die davon noch übrig ist. Lungenemphysem hat sie, jede kleine Bewegung, selbst ein Gang zur Toilette, bringt sie aus der Puste. Es tut mir weh, das mitanschauen zu müssen und nicht helfen zu können. Wie lange noch? Es ist eine Frage der Zeit, bis auch dieses Gesicht fehlt, und mit ihr verliere ich den einzigen Menschen, der mich noch bedingungslos liebt, ohne besonderen Grund, ohne etwas dafür zu erwarten, und der als junger Mensch ohne irgendwelche Pflicht oder Zwang viel geopfert und auf vieles, was sie hätte haben können, verzichtet hat, um meinetwillen.

Dieser, der letzte der Geister ist derjenige, der dafür sorgt, dass auch diese Zeit der Freude und des Glücks nicht ohne Wermutstropfen bleibt und zusammen mit der Weihnachtsgans auch ein dicker Kloß nicht materiellen Ursprungs mit hinunterzuwürgen ist.

„A Christmas Carol“ ist für mich aktuell wie eh und je. Eines hat Scrooge mir voraus: Er sah sich mit den drei Geistern nur ein einziges Mal konfrontiert. Mich dagegen suchen sie jedes Jahr aufs neue heim, bisweilen ist der eine stärker, bisweilen der andere.

Und so ist Weihnachten für mich weder Stress, noch Konsumzwang, sondern eine Zeit der Geister, eine heilige Zeit. Und weil sie das ist, möchte ich auch mit einem etwas abgewandelten Zitat schließen, nämlich mit den Worten von Tiny Tim:

Dass ihr in euch hineinhorchen und herausfinden möget, was Weihnachten für EUCH ist. Dass ihr es vermögt, unter die bunte Decke aus klingelnden Kassen und verhassten Verpflichtungen zu sehen. Und dass, wenn euch das gelungen ist, Gott und alle miteinander seinen Segen zuteil werden lassen möge – jedem von uns.

Ein frohes, glückliches und gesundes Weihnachtsfest allen Freunden von webstories.cc
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Hallo Heike,

eine sehr schöne Geschichte. Gut, dass du anfangs die Politik in deine Geschichte mit einbezogen hast. Die Leute müssten wirklich mehr Zivilcourage zeigen.
Viele finden die dunkle Jahreszeit als grausig, manche auch sehr schön.
Auch die vielen Lichter können balsam für die Seele sein.
Okay finde ich, dass du die Schattenseiten der sonst so viel gepriesenen Sommerzeit auch mal beschrieben hast. Denn da ist auch nicht nur eitler Sonnenschein.
LG. Michael


Michael Brushwood (01.06.2010)

Einfach zum Heulen schön!
lg
holdriander


anonym (25.04.2008)

Eindeutig:. fünf Punkte... Ich liebe Weihnachten... für mich war es wohl ähnlich wie für dich. Für den Geruch von frischen Lebkuchen mag ich sterben und für das Glänzen in den Augen derer, die man beschenkt, töten... oder einfach glücklich sein.

*Stefanganzdollknuddelt*


Mae (30.01.2003)

Was für eine Schreibe! Da hat jemand akute Weihnachteritis, dachte ich und weihnachtete fröhlich mit. Aber als ich das Wort Familie las, entweihnachtete ich mich schlagartig(im wahrsten Sinne des Wortes).
Weihnachten, das waren für mich Geschenke, die mir später gestohlen und meinen jüngeren Geschwistern gegeben wurden. Weihnachten, das waren auch Scheiß-Socken, Unterhosen und Unterhemden unterm Tannenbaum, während meine Freunde die tollsten Spielsachen bekamen.
Weihnachten war jedes Jahr derselbe Scheiß-Lassiefilm, den ich schon auswendig kannte, während meine „liebe Mutter“ mir jedes Jahr vorschwärmte, wie supertoll der Film „Der kleine Lord“ sei, den ich aber NIE sehen durfte!
Weihnachten, das war ein Schwimmauto mit Batterieantrieb, das mir meine Tante aus Amerika mitgebracht hatte. Aber als ich es zu Weihnachten bekam, waren die Batterien schon leer. Die Großeltern, bei denen die Tante über die Feiertage logierte, hatten ihre kleine Nichte damit spielen lassen...Ich bekam NIEMALS neue Batterien! Tolles Weihnachtsgeschenk!
Weihnachten war billige Schokolade von Aldi, obwohl ich mir nichts sehnlicher wünschte als wenigstens zu Weihnachten mal eine Tafel weiße Schokolade (Nestle Crunch). Doch dazu war meine „liebe Familie“ stets zu geizig, obwohl wir finanziell eher besser gestellt waren. Weihnachten, das waren für mich entsetzlich quälende, stinklangweilige Verwandtenbesuche, auf denen ich „brav“ sein musste, das heißt, ich hatte mich zu verhalten, als hätte man mich auf einem Stuhl festgeschraubt und mich abgeschaltet! Und wenn ich tatsächlich mal Süßigkeiten erhielt, ich der „alte Esel“(war ich schon mit fünf Jahren!), dann musste ich sie mit meinen Geschwistern teilen. Aber die teilten NIE mit mir! Ebenso war es mit Geld!
Und das Schönste ist: Heute ist das alles nicht mehr wahr! Die gesamte dreckige Verwandtschaftsblase leugnet es ab und bezeichnet mich als Lügner! Nee Danke!
Weihnachten, das war und ist für mich eine einzige riesengroße Scheiße!
Als Erwachsener sagte ich mich endgültig davon los. Sollten doch die Anderen hetzen und ihre Kinder antreiben und dann am 24.12. punkt 16 Uhr15 hat gefälligst schlagartig „Friede, Freude, Eierkuchen“ zu herrschen. Was natürlich nicht klappt. Das weiß jeder, der sich mit Kindern auskennt. Seitdem pfeif ich auf Weihnachten, den Weihnachtsrummel und die Weihnachtshetze und die bescheuerten Weihnachtsverwandte und Freundebesuch und sich Vollfresshetze und Langeweile. Ohne mich!!!

Deine Familienbeschreibung ist echt anrührend, für mich persönlich jedoch reine Science Fiction. Macht mich neidisch.
Aber wenn ich so nachdenke, doch! Ich hatte schon immer meine eigene Weihnacht! Schon mit drei Jahren! Und später erst recht.
Weihnachten, die mir meine „liebe Familie“ nicht kaputt machen konnte.
Da waren die wunderbaren Lichter in der Stadt und die Weihnachtsbäume überall. Viele –wenn auch nicht alle- Leute waren plötzlich freundlicher, herzlicher. Ewig lange vor dem Spielwarengeschäft stehen und der Modelleisenbahn beim Fahren zuschauen. Den Spielzeugkatalog, den VEDES jedes Jahr zu Weihnachten rausbrachte, hundertmal von vorne bis hinten durchzuschauen und zu träumen (auch wenn ich nie diese wundervollen Dinge bekam. Oder ein Spaziergang am Heilig Abend in den Wald. Schon mal versucht. Man hat den gesamten Wald für sich allein. Wenn dann noch Schnee liegt...

Tja...was ich mit dir? Muss dir wohl volle Punktzahl geben, weil deine Schreibe gut ist und ein starkes Gefühl in mir ausgelöst hat: NEID!
*seufz*


Stefan Steinmetz (11.12.2002)

Hallo Heike,
betrachte Meine Zeilen nicht als Kritik, oder einen Kommentar im üblichen Sinne. Es ist eher der Versuch mein Empfinden für Weihnachten auszudrücken. Gemütlich, bunt (Bei den Amis, häßlich bunt.) Freude empfinden über die glücklichen Beschenkten, die strahlenden Augen.
Aber unbedingt nötig sind die W-Tage nicht. All das vorher erwähnte kann man auch an anderen Tagen haben.****Weihnachten bedeutet für Dich, Erinnerung. Schweren Herzens, jedoch gut überspielt, denkst Du an die, die von Dir gegangen sind. Aber, und das ist gut, es sind wohl überwiegend schöne Erinnerungen.
Doch Geister? Sind es Geister im üblichen Sinn?
Nein, denke ich, denn die wären das ganze Jahr präsent. Ich denke auch oft an meine Eltern, an Opa und Oma. Weihnachten brauche ich nicht da zu.
Als ich noch in einem Arbeitsverhältnis stand, (Briefträger) sah und sprach ich von Mo-Sa jede Menge Leute. An Sonn und Feiertagen war ich froh meine Ruhe zu haben,niemanden zu sehen. Die Ruhe zu geniessen.
Und dann kommen so Tage wie Weihnachten.
Schenken, ja schenken tue ich im Rahmen meiner Finaziellen Möglichkeiten gerne.
Aber die verdammten Verwandten Besuche, dieses Muß dahinter stört mich.
Deine Geschichte ist ein Versuch, ganz persönliche Eindrücke dem Leser zu vermitteln.
Deine W Freude besteht darin, Deine Geister zu empfangen, Andere freuen sich über bunte Lampen und geschmückte Bäume und auf Geschenke hoffen sicher sehr Viele.
Jeder empfindet und erhofft eben was anderes.
W ist ein Christliches Fest, die Geburtstagsparty von Jesus, Es wundert mich ein bischen, das ein Mensch wie Du, der oft über Gläubige herzieht, so auf ein Christliches Fest steht.
Unverständnis habe ich für die Menschen, die das ganze Jahr der Kirche den Rücken kehren, aber W in die Kirche rennen.
Das sind Heuchler, wie viele von der Sorte.


Wolzenburg (30.11.2002)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Abschied  
Hunger!  
Dialog mit der Liebe  
Onkel Konrads Kamera  
Email an Emil  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De