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monolog

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
© Silicia
Als die Zeit begann, fand ich mein Ende.
In einer Linie lebe ich, nicht in einem Kreis. Doch diese Linie ist zittrig, als wäre sie von einem alten Mann gezeichnet worden. Ich habe Angst, denn ich seh so weit, bis in die Unendlichkeit, und doch, habe ich keine Ahnung was mit mir geschieht. Mein Weg ist dunkel, doch die Umrisse so hell, die mir den Weg weisen. Doch was ist der Weg? Wo liegt das Ziel? Ist der Weg das Ziel oder umgekehrt? Oder war ich schon dort und hab es nicht bemerkt? Ich sah keinen Mann mit einer Fahne winken, doch wie auch, meine Augen sind verschlossen.

Es regnet. Ich fühle die Tropfen wie sie auf mein Gesicht treffen und wie salzige Tränen die Wange entlanglaufen, über den Hals, und in meinen Kragen.Mein Haar ist nass und klebt an mir wie meine nasse Haut. Die Kleidung, die mich umgibt, wie Mauern das Nichts, das niemand finden will, werden schwer und kalt. Meine Augen. Ich muss sie öffnen. Doch ich schaffe es nicht. Die Angst ist zu groß vor dem was kommt, vor dem was war, und vor dem was ist. Mit meinen verschlossenen Augen suche ich mir den Weg zwischen Trümmern und Weinen. Plötzlich bleibe ich stehen. Wo kommt diese Musik her? Bekannt als wäre sie in mir, und trotzdem fremd, wie ein Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite, mit dem mich nichts verbindet, als der Augenblick, in dem ich ihn sehe. Weg sehen. Doch ich kann ihn nicht sehen. Meine Augen sind verschlossen. Ich kann die Musik nicht hören. Meine Ohren sind taub. Nein, das sind sie nicht. Ich bin es, der taub und blind und stumm ist. Unfähig sich zu bewegen, stumpf und reglos wie ein Komapatient. Aber eines weiß ich genau, ich liege in keinem Koma. Zumindest nicht im medizinischen Sinn.

Ich fühle, wie sich meine Hand zu meinem Gesicht bewegt und wie meine Fingerspitzen über meine Wange streifen. Ich bin am Leben, ich kann es fühlen. Kindergeschrei. Das Murmeln der Stimmen in meinem Kopf. Die unendliche Tiefe, die in der Dunkelheit der Nacht liegt. Schwarz und Weiß. Hell und Dunkel. Schön. Ein Wort ohne Bedeutung. Ein Wort ohne Verständnis. Buchstaben. Der einzige Besitz den ich habe, und der gehört mir nicht. Ich will ihn nicht besitzen, die Verantwortung ist zu groß. Der Name. Gehört nicht mir. Ein jedes Wort ist vielzu kostbar um es für sich zu beanspruchen.

Verzeiht es mir, ich borge nur, was mir nicht zusteht, und ich frage nicht, aus Angst vor einem Nein. Doch ich weiß, es ist gerecht. So wie es ist. Auch wenn es unfair ist.
Was es ist? Alles.

Ein Mensch. Die selben Knochen eines Tieres. Die selben Augen. Der selbe Ursprung. Und doch so fremd, so fremd wie ich mir selbst. So fremd wie jeder andere. So fremd, wie der Eingeborene in seinem Dorf auf der anderen Seite der Erde, den ich niemals kennenlernen werde.
Ich bin müde. So unendlich müde. Vielleicht bin ich deshalb so schwer in meinem Inneren. Als würde die Erde alle meine Sinne in den Boden ziehen und nur mein leerer Körper, meine Hülle, würde noch auf der Oberfläche stehen und sich nach der Tiefe sehnen. Und die Schlucht breitet sich aus.
Hörst du diese Grille zirpen? Ich kann es hören, auch wenn hier kein ist. Sie sitzt in meinem Ohr, wie ein Flo im Fell einers Hundes. Einatmen. Ausatmen. Wissen dass zwei und fünf sieben ist. Wissen was die Finger schreiben, auch wenn man nicht hinsieht. Das ist Hoffnung.
Selbst die kleinen Dinge, als groß zu sehen. Wichtig. Unwichig. Ist nicht erlaubt. Alles ist gleich. Alles hat seine Bedeutung. Selbst ich.

Jetzt kann ich sie öffnen, meine Augen. Ich stehe in der Sonne und die Strahlen kitzeln über meine blasse Haut und schenken mir Wärme.
 
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Kommentare  

Ich mag Deine Metaphern, sie bringen sehr viel von dem rüber, was Du fühlst.

Susanne (28.10.2002)

Monolog zur vorbereitung auf das geniessen der sonnenstrahleneistüte.
Ich mag ihn. Den monolog. Darf ich dir eine kleine plastikente oder einen holzelch kaufen und ihn dir schicken?
Ich würd so gern...
;)


Dark Blaze (12.05.2001)

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