zum Mongolismus-Begriff

Sabine, 01.04.2004
  Liebe/r SeitenbetreiberIn, liebe ForumsteilnehmerInnen!

Sicher gibt es bestimmte Begriffe / Worte, die aufgrund ihrer Bedeutung oder ihres Zusammenhangs von Ihnen ausgefiltert werden und nicht auf Ihren Seiten angeführt werden sollten.
Auf Ihren Seiten ist der Begriff Mongolismus bzw. entsprechende Wortableitungen zu finden.

Auf diesem Wege möchte ich Sie darum bitten, diesen Ausdruck und seine Ableitungen nicht mehr aufzunehmen und bereits eingestellte Ausdrücke zu ändern. Ich möchte Ihnen natürlich erklären, warum ich darum bitte:

Mongolismus ist eine ursprünglich aus dem Jahr 1775 stammende und 1866 wieder aufgegriffene Bezeichnung für die weltweit häufigste durch eine Fehlverteilung von Chromosomen verursachte Form angeborener kognitiver Behinderung. Die Bezeichnung ist mittlerweile veraltet und nach heutigem Wissensstand mit falschen Vorstellungen behaftet.

Der Ausdruck Mongolismus sollte aus verschiedenen Gründen nicht mehr verwendet werden, u.a. aus Rücksichtnahme auf die in der Mongolei lebenden Menschen: Ein 1965 von der Mongolei an die WHO gerichteter Antrag, den Begriff Mongolismus aufgrund seiner negativen, rassistischen Besetzung nicht mehr zu benutzen, wurde einstimmig angenommen.

Doch auch heute, fast vierzig Jahre später, werden Angehörige des mongolischen Volkes oftmals noch mit behinderten Menschen, bzw. mit einer „geistig behinderten, minderwertigen Rasse“ assoziiert. Obgleich solche Gedankenverknüpfungen sachlich nicht zutreffend sind und auch nie zutreffend waren, werden insbesondere die damit verbundenen diskriminierenden gesellschaftlichen Einstellungen und die veralteten und falschen Ansichten von den Menschen aus der Mongolei als herabsetzend und rassistisch empfundenen.

Auch den heute lebenden Menschen, die man früher als mongoloid bezeichnete, wird diese Bezeichnung längst nicht mehr gerecht: Mit diesem Ausdruck belegte Menschen galten als „Idioten“, als vom „Schwachsinn Befallene“, als Menschen, die nicht lernfähig sind und nie wirklich erwachsen werden können. Im Nationalsozialismus wurden sie aufgrund dieser Assoziation als lebensunwertes Leben ermordet, der Ausdruck Mongo wird ausschließlich eingesetzt, um zu beleidigen und die gemeinte Person herabzusetzen.
Heute sind nicht zuletzt im Zuge wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritts diese Ansichten zugunsten eines positiven Menschenbildes überholt: Man weiß mittlerweile, dass betroffene Menschen trotz ihrer Behinderung lernfähig sind, es sind sogar Fälle bekannt, in denen diese Menschen nicht nur erfolgreiche Schullaufbahnen durchliefen, sondern auch akademische Laufbahnen einschlugen. Menschen mit dieser Behinderung sind bildungsfähig, die meisten können mit geeigneter Unterstützung im Erwachsenenalter ein selbständiges, in der Regel sehr glückliches und relativ langes Leben führen.

Durch die weitere Verwendung des Ausdrucks Mongolismus und seiner Ableitungen werden allerdings ausschließlich veraltete, unrichtige, diskriminierende und rassistische Vorstellungen weitergetragen, obgleich diese längst zum Positiven hin überholt sind.

Eine schon vor Jahren vorgenommene Neubewertung zeigt sich auch in einer neuen Wortwahl:

Zeitgemäße Ausdrücke für die gemeinte Form von Behinderung sind Down-Syndrom und Trisomie 21. Der Mongolismus-Begriff und seine Ableitungen sollten vollständig weggelassen werden, denn solange sie angeführt werden, bleiben die damit verbundenen Assoziationen bestehen.

Es grüßt sie herzlich
Sabine
   
 
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