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24 Seiten

Die Ewigkeit...und dann?

Fantastisches · Kurzgeschichten
Der Himmel wurde immer dunkler und schließlich begann es zu regnen. Die Regentropfen fielen wie Steine auf die Erde und niemand konnte sie aufhalten. Es war ein schöner Anblick, denn ihr kam es vor, als würde die Erde gereinigt werden. Doch in Wirklichkeit geschah nichts.
Völlig verträumt stand sie an der Laterne und ließ sich von dem Regen überfluten. Solche Tage waren für sie ein Segen, denn dann brauchte sie wenigstens nicht so tun, als würde sie nicht weinen.
Als aber ein Auto vor ihr anhielt wachte sie auf und stieg widerwillig in es hinein. Völlig durchnässt setzte sie sich auf den Beifahrersitz und schaute weiterhin aus dem Fenster.
Der Regen fiel gegen die Scheibe und am liebsten hätte sie diese einfach aufgemacht, aber das war nicht möglich, weil das Fenster verschlossen war.
„Wieso hast du mich geholt? Ich wäre gerne noch etwas draußen geblieben.“, fragte sie, aber wandte ihren Kopf nicht dem Fahrer zu.
„Glaubst du etwa, dass ich dich da stehen lasse. Du würdest nur krank werden.“
„Das wäre mir egal. Ich habe sowieso nichts mehr zu verlieren. Lässt du mich bitte raus?“
„Nein, das werde ich nicht tun. Du kommst jetzt zu mir und dann nimmst du erst einmal ein schönes warmes Bad, klar?“
Sie widersprach nicht, aber sie war auch nicht für den Vorschlag. Das einzige, was sie wollte, war an der frischen Luft zu sein und vom Regen überflutet zu werden.
Aber schließlich hielt das Auto und sie ging in ihr Appartement, wo sie wenigstens eine warme Dusche nahm.
Diese dauerte aber nur wenige Minuten, dann kam sie auch schon wieder hinaus. „Bist du jetzt zufrieden?“
„Ja, das bin ich. Du musst endlich verstehen, dass du nichts mehr machen kannst. Es ist sinnlos, das einzige, was du tun kannst ist ihm gehorchen.“
„Ich weiß. Aber irgendetwas sagt mir, dass es anders ist.“
„Du hast dich ihm schon einmal widersetzt. Die Folgen trägst du jetzt auf deinen Rücken.“
Diese Erinnerung schmerzte ihr sehr, denn sie war auch mit Schmerzen verbunden. Keiner würde je verstehen, was es heißt so sehr zu leiden wie sie.
Sie stellte sich ans Fenster und sah hinaus. Die Wolken hatten sich verzogen und ließen die Sonne wieder durch. „Und da sprach er es werde Licht…“

Sie ging durch die Gassen der Stadt und betrachtete all das Leid, dass auf dem Boden kauerte. Es lag nicht in ihrer Macht etwas dagegen zu tun, aber es lag in ihrer Macht dieses Leid zu verschlimmern.
Als sie durch den Park ging und sich auf eine Bank setzte sah sie auf den Boden und Erinnerungen kamen in ihr hoch.
„Sollte so etwas noch einmal passieren, dann würdest du dir wünschen, mich nie getroffen zu haben.“ Sie wiederholte diese Wörter immer und immer wieder und Tränen stiegen ihr in den Augen auf.
Ihr Leben war vorbei. Nichts, was sie jetzt tun würde, würde ihr Schicksal verändern. Aber trotzdem überlegte sie nach einer Möglichkeit. Doch ihr fiel nichts ein.
Immer wieder überlegte sie, ob sie nicht doch einen andern Weg hätte nehmen sollen. Doch es war zu spät, um darüber noch mal nach zu denken, denn sie konnte sowieso nichts mehr daran ändern.
„Hier bist du also. Ich habe dich schon überall gesucht. Was machst du hier?“
„Nachdenken, was denn sonst.“
„Hast du es immer noch nicht begriffen? Es gibt keinen Weg. Nie wird es einen Anderen geben.“
„Wieso sagst du das? Es wird schon einen geben, und ich werde ihn finden, das kannst du mir glauben.“
Mit Tränen in den Augen rannte sie davon.

Bevor sie in eine Kneipe ging und sich an einen Tisch, der in einer Ecke stand, setzte, ist sie zuvor noch an einem Grab gewesen und hatte neue Blumen hingelegt.
„Guten Abend. Kann Ihnen heute einen Drink spendieren?“ Ein Mann setzte sich zu ihr und lächelte sie an.
Sie schenkte ihm ein knappes Lächeln und schaute dann wieder weg.
„Wieso sind Sie hier, wenn Sie nichts trinken wollen? Oder haben Sie einen Freund, mit dem Sie sich immer streiten?“
Dieses Mal reagierte sie nicht.
„Ich glaub ich weiß, was mit Ihnen los ist. Sie sind stumm und können nicht reden. Das macht mir nichts aus. Wir können auch schriftlich kommunizieren.“
Sie wollte etwas sagen, aber dann ließ es doch bleiben.
„Na gut, wenn Sie nicht wollen, dann geh ich halt wieder.“ Damit verschwand er und ließ sie alleine sitzen.
Als sie ihn nicht mehr sehen konnte murmelte sie: „Es tut mir Leid.“ Die Menschen, die sich in ihrer Nähe aufhalten werden nur Unglück erleben, dass wusste sie.
Sie schaute auf die Uhr und wusste, dass es zeit war zu gehen. In wenigen Minuten hatte sie einen Auftritt, den sie nicht verpassen durfte.
Also verließ sie die Kneipe und ging die Straße entlang. Nach wenigen Minuten war sie auch schon in der Bar, wo ihr täglicher Auftritt war. Der Moderator hatte sie schon aufgerufen, also ging sie auf die Bühne, schnappte sich das Mikro und begann zu singen.

„Eine schöne Stimme. Finden Sie nicht?“
„Ja. Sie singt jeden Abend hier. Nur leider ist sie dabei immer so traurig, genau wie ihre Lieder. Aber den Leute gefällt es trotzdem.“ Der Barkeeper unterhielt sich mit einem Mann der am Tresen saß.
„Hat man sie denn nie gefragt wieso sie immer so trübsinnig ist? Ich meine, es muss doch einen Grund geben, wieso sie traurig ist.“ Er trank einen Schluck vom Brandy.
„Das habe ich einmal, aber sie redet nicht sehr viel. Ihr wurde auch schon mal ein Plattvertrag angeboten. Aber meiner Meinung nach, hat sie ihm nicht einmal zu gehört. Ohne ihm eines Blickes zu würdigen, ist sie an ihm vorbei gegangen. Wieso interessiert Sie das, wenn man fragen darf?“
„Tja, keine Ahnung. Es interessiert mich halt. Sie ist eine schöne Frau mit einer schönen Stimme.“
Der Barkeeper stellte ihm noch einen Drink hin. „Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, dann lassen sie die Finger von ihr. Viele Männer haben ihr schon einen Antrag gemacht, aber alle hat sie abgelehnt oder nicht beachtet. In meinen Augen aber, wartet sie bestimmt auf den Richtigen, der ihre Barriere durchbricht.“
„Aha. Aber versuchen kann man es ja mal.“ Lachend trank er das Getränk aus und ging näher an die Bühne heran.
Je näher er kam, desto schöner wurde sie.

Sie endete und ein großer Beifall begann. Aber sie schenkte den Personen keine Beachtung und verschwand hinter der Bühne, wo der Mann schon auf sie wartete.
„Guten Abend. Kann ich kurz mit Ihnen sprechen?“ Er hielt sie am Arm fest, damit sie nicht weglaufen konnte. „Sie würden mir einen großen Gefallen tun.“
Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen, die sie liebevoll ansahen. „Nein. Und jetzt lassen Sie mich los.“ Schnell zog sie ihren Arm weg, aber er ergriff sofort mit seiner anderen Hand ihren anderen Arm und hielt ihn fest.
„Ich würde mich aber gerne mit Ihnen unterhalten. Wieso wollen Sie mir diesen Gefallen tun? Es sind doch nur ein paar Fragen. Nicht mehr und auch nicht weniger, das verspreche ich Ihnen.“
„Wenn ich Ihnen ihre Fragen beantworte, lassen sie mich dann in Ruhe?“
Er antwortet nicht, weil er es ihr nicht versprechen konnte. Deswegen nickte er nur.
„Gut, dann fangen Sie schon an.“
„Okay, dann beginne ich einfach mal mit Ihrem Namen. Wie lautet dieser?“
„Ich habe meinen Namen schon lange verloren. Aber Sie können mich Luzi nennen.“
Er ließ ihren Arm los und streckte ihr seine Hand entgegen. „Ich heiße Sirius. Freut mich Sie kennen zu lernen. Darf ich Sie fragen, wieso Sie immer so traurig sind? Was ist passiert?“
Wie immer ignorierte sie jede Geste ihrer Gesprächspartner. „Weil ich keinen Grund mehr habe zu lächeln. Vieles ist geschehen, aber wenn ich es Ihnen erzählen würde, würden Sie mich für verrückt halten.“
So langsam fing Sirius an zu verstehen. „Es muss etwas Schreckliches in ihrem Leben passiert sein, wenn Sie so traurig sind. Wollen Sie mir nicht sagen, was passiert ist?“
Luzi drehte sich zum ihm um und sah in seine Augen. „Nein. Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Außerdem ist es mir verboten darüber zu reden. Und selbst wenn ich es Ihnen erzählen würde, was würde das bitteschön ändern?“
Er sah ihr in ihre so voller Leid erfüllten Augen. „Verboten? Wie kann jemand einen Andern verbieten etwas zu sagen? Wie leben schließlich in einen freien Land.“
„Das werden Sie und all die anderen Menschen auf dieser Welt nie verstehen. Ich raten Ihnen mir aus dem Weg zu gehen, sonst wird Ihnen ein genau so großes Leid geschehen, wie mir. Auf Wiedersehen.“
Dann verließ sie über die Hintertür das Gebäude und machte sich auf den Weg nach Hause, wobei sie aber nicht bemerkte, dass Sirius ihr Schritt für Schritt folgte. Um dies zu merken, war sie viel zu sehr in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen.
Während er sie verfolgte, hörte er, dass sie Selbstgespräche führte. Plötzlich blieb sie stehen und er hörte, dass sie weinte. Sirius überlegte erst, ob er sie trösten sollte, aber er entschloss sich dagegen.
Kurz darauf ging sie weiter. Dann aber fiel sie zu Boden und bewegte sich nicht mehr. Ohne nach zu denken, rannte er zu ihr. Er wollte ihr in die Augen sehen, aber sie waren geschlossen.
Sirius trug Luzi zu seinem Auto, setzte sie auf den Beifahrersitz und fuhr zu sich nach Hause. Als er dort angekommen war, legte er sie auf seine Couch und deckte sie zu.
Sanft strich er einen Strähne aus ihrem Gesicht und erkannte eine Wunde auf ihrer Stirn, die heftig blutete. „Wer hat dir das nur angetan?“ Schnell holte er einen Verbandskasten und machte ihr einen Verband um den Kopf.

Luzi wachte auf und fand sich in einem fremden Zimmer wieder. „Wo bin ich? Oder ist das ein Traum?“ Langsam sah sie sich im Zimmer um und stellte fest, dass es Realität war.
Dann stand sie auf und ging durch das Zimmer. Sie sah Fotos, auf denen fremde Menschen waren. Sie lachten und sahen alle fröhlich aus. Es schien eine Familie zu sein, aber das war Luzi egal.
Plötzlich ging die Tür auf und Sirius kam herein. „Du bist wach, das freut mich? Ich habe dir Tee gemacht.“ Er stellte die Kanne und die Tasse auf den kleinen Tisch, der in der Mitte des Zimmers stand.
„Wieso bin ich hier? Hast du mich hier her gebracht?“
„Ja, das habe ich. Bitte nenn mich einfach Sirius, okay? Ich bin dir gefolgt, wieso weiß ich auch nicht. Aber als du durch den Park gegangen bist, bist du plötzlich zusammen gebrochen, da hab ich dich zu mir gebracht. Die Wunde an deinem Kopf solltest du von einem Arzt untersuchen lassen.“ Er zeigte mit dem Finger auf ihr Stirn.
Luzi setzte sich hin, nahm den Verband ab und tastete mit den Fingern nach der Wunde. Sie zuckte zusammen, als sie das Blut auf ihrer Hand sah. „Er will mich also töten.“
„Wer will dich töten?“ Hastig setzte er sich neben ihr hin und verband wieder ihre Stirn.
Auf seine Antwort hin schüttelte sie nur den Kopf. „Das geht dich nichts an. Das geht niemanden außer mir etwas an.“ Sie stand auf, aber ihre Beine wollte sie nicht tragen und sie wäre beinahe hingefallen. Doch Sirius fing sie auf.
„Alles okay, mit dir? Du solltest noch etwas liegen bleiben, sonst brichst du noch einmal zusammen.“ Er hielt sie fest in den Armen, obwohl er ihren Widerstand spürte.
„Lass mich los, wenn du in meiner Nähe bist, dann wird es dir irgendwann genauso schlecht ergehen, wie mir.“ Sie riss sich von ihm los und versuchte zu gehen, aber aus irgendeinem Grund wollten ihre Beine sie nicht tragen und sie musste sich auf den Boden hinknien. „Wieso hast du mich hier her gebracht?“
„Sag mal führst du öfters Selbstgespräche?“ Wieder ging er auf sie zu und trug sie auf den Händen zu der Couch zurück und setzte sie darauf hin. „Bleib sitzen.“
„Nur damit eines klar ist, ich bleibe nur solange hier, bis es mir wieder besser geht, okay?“ Mit diesem Satz legte sie sich wieder hin und deckte sich zu. „Trotzdem hast du meine Frage nicht beantwortet.“
Sirius war er auf dem Weg aus dem Zimmer, aber er drehte sich noch einmal um. „Das Krankenhaus, war viel zu weit weg, außerdem habe ich etwas ärztliche Erfahrung.“ Dann verließ er den Raum.
Als sie hörte, wie die Tür ins Schloss fiel richtete sich Luzi noch einmal auf und schaute durch das Zimmer. „Danke, dass du mich her gebracht hast, Sirius.“

Am nächsten Tag stand Luzi früh auf. Sirius war noch nicht wach, deswegen sah sie sich die Wohnung etwas genauer an und stellte fest, dass er wahrscheinlich Gläubiger war, denn sie erkannte über der Haustür einen gekreuzigten Jesus und viele andere Dinge, die darauf hinwiesen.
Luzi ging in die Küche und wollte sich theoretisch etwas zu essen machen, aber als sie den Kühlschrank öffnete, war nichts drin. „Wozu hat er einen, wenn nichts drin ist? Vielleicht ist er ja…“ Nachdenklich durchsuchte sie die Schränke in der Hoffnung doch noch etwas zu finden. Aber wieder fand sie nichts.
Plötzlich fiel ihr ein, dass ihr Bruder gar nicht wusste, wo sie war. Also ging sie ans Telefon und wählte die Nummer. „Hallo? Wer ist da?“
„Hi, ich bin es. Könntest du mich abholen?“
„Wo zum Teufel warst du die ganze Nacht? Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wo bist du überhaupt?“
Luzi ging mit dem Telefon ans Fenster und versuchte die Gegend zu erkennen, aber nichts gab ihr einen Hinweis, wo sie sich befand. „Tut mir Leid, aber das weiß ich nicht. Hier sind nirgends Straßenschilder oder sonstiges.“
„Der Park ist gleich um die Ecke. Er kann dich dort abholen, wenn es dir nichts ausmacht.“ Sirius kam aus dem Bad und lächelte sie an. „Er ist nur wenige Meter von hier entfernt. Wenn du willst, kam ich dich auch nach Hause bringen.“
Ohne eine Reaktion wandte sich Luzi wieder dem Telefon zu. „Der Park ist hier gleich in der Nähe, du kannst mich am Eingang dort abholen.“
„Okay. Bis gleich.“ Dann legte er auf und Luzi stellte das Telefon wieder auf die Ladestation.
„Danke für die Information, in wenigen Minuten werde ich gehen.“ Sie nahm ihre Jacke und wollte gehen, aber dann drehte sie sich noch einmal um. „Wieso hast du nichts zu essen im Haus?“
Sirius fing an zu lachen und ging langsam auf sie zu. „Weil ich…weil ich…“ Nachdenklich schaute er im Zimmer umher, bis ihm endlich eine Ausrede einfiel. „Weil ich gerne in Restaurants essen gehe. Würdest du mich vielleicht irgendwann in eines begleiten, wenn du Zeit hast?“
Es war eine schlechte Ausrede und Luzi wusste auch wieso. Wie würde sie es denn erklären, wenn sie nie Hunger hätte. „Nein danke. Es wäre besser, wenn ich jetzt gehe. Danke für alles.“
Sirius eilte zur Tür und öffnete sie ihr. „Vielleicht sieht man sich ja bald wieder.“
Wieder drehte sie sich um, als sie die Türschwelle übertrat. „Es wäre für uns beide besser, wenn nicht.“ Dann ging sie den Hausflur hinunter und verließ das Gebäude.

„Bei wem warst du? Einen Freund?“ Er schloss die Tür und schmiss den Wagen an. „Wann lerne ich ihn kennen?“
„Nie. Er ist kein Freund, nur ein kranker Mensch, der mir geholfen hat. Er heißt Sirius.“ Wieder stellte sie sich die Frage, wieso er ihr geholfen hat und wieso er so viel Interesse an ihr zeigte.
„Ich kann mir vorstellen, dass er an dir interessiert ist. Hat er dir den Verband angelegt?“
„Ja.“ Ohne es zu bemerken, tastete sie mit einer Hand darauf und spürte ein gewisses Glück.
Ihr Bruder lächelte nur und konzentrierte sich weiterhin aufs Fahren.

„Weiß sie was du bist?“
„Nein, aber ich glaube sie ist auf den rechten Weg es heraus zu finden.“ Sirius ging am Computer eine Akte durch, die Informationen über Luzi enthielt.
„Du musst aufpassen, wenn er es herausfindet, ist nicht nur dein, sondern auch ihr Leben in Gefahr.“
„Glauben Sie etwa wirklich, dass ich das nicht wissen würde. Es gab schon Schwierigeres, das ich meisten musste, da wird das wohl kein Problem sein…hoffe ich.“
„Gut gebrüllt Löwe. Ich verlasse mich auf dich.“ Dann beendete Sirius das Gespräch und legte auf.
Noch einmal schaute er sich die Datei genau an und stellte etwas Erstaunliches fest. „Kaum zu glauben.“
Wieder griff er nach dem Telefon und rief einen Kollegen an. „Guten Tag Michael. Könntest du mir sagen, ob die Angaben in der Akte meiner Zielperson stimmen?“
„Welche Zeile denn?“
„Im dritten Absatz.“
Danach hörte er nichts mehr, außer den Tasten eines Computers. Schließlich redete er mit Michael weiter. „Es hört sich zwar merkwürdig an, aber die Angaben sind korrekt.“
„Bist du dir da ganz sicher?“
„Ja. Du weißt doch, dass Sir eine Wette hatte…“
„Du meinst, dass das Gerücht wahr ist?“
„Genau.“
Jetzt war es Sirius, der keinen Laut von sich gab, aber nach weniger Zeit hatte er wieder die Fassung sich weiter auf seine Arbeit zu konzentrieren. „Danke. Auf Wiedersehen.“ Er legte wieder auf und grübelte nach. „Dann ist sie also…“

Zuhause angekommen, nahm sie wieder ein Bad und hörte nebenbei Musik. Ihr ganzer Körper entspannte sich und sie fing an zu träumen.
Luzi wurde erst wieder wach, als das Wasser kalt wurde. Nachdem sie aus der Wanne stieg, trocknete sie sich ab und hüllte sich in einen Bademantel ein.
„Woher hast du die Wunde eigentlich?“ Ihr Bruder stellte sich hinter ihr und legte die Arme um ihre Hüfte.
„Er hat es getan. Sirius erzählte, dass ich einfach zusammengebrochen bin. Dann hat er mich zu sich nach Hause mitgenommen.“ Sie ließ sich etwas nach hinten fallen und lehnte sich an den Körper ihres Bruders.
„Möchtest du etwas essen, du bist bestimmt hungrig.“ Er führte sie zum Sessel und setzte sie hinein. Danach ging er in die Küche und bereitete etwas zu.
„Ich habe keinen Hunger. Sirius hatte nichts zu essen. Und als ich ihn gefragt habe wieso, sagte er, dass er lieber ins Restaurant geht, um etwas zu essen.“
„Eine schlechte Ausrede, wenn du mich fragst.“ Er kam mit einen Teller voller Suppe zurück und setzte sich auf die Couch.
„Ich weiß. Meinst du, dass er zu ihm gehört?“ In der Hoffnung er würde nein sagen, sah sie ihm an.
„Ich weiß es nicht. Möglich ist alles. Du scheinst ihn zu mögen, stimmt das?“ Hinterhältig blickte er sie an und lächelte dabei.
Luzi wurde zu aller ersten Mal in ihrem Leben rot und schämte sich auch ein wenig. „Er war sehr freundlich zu mir. Sirius…“ Während sie an die Begegnung mit ihm dachte, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht.

Ein paar Tage später, war ihre Wunde am Kopf verheilt. Wie jeden Tag ging sie einfach nur so durch die Straßen und Gassen der Stadt. Sie schaute sich die Schaufenster an, kaufte aber nichts.
Sirius war ebenfalls unterwegs und als er Luzi begegnete, ging er auf sie zu und wünschte ihr einen guten Morgen.
Langsam drehte sie sich zu ihm um. „Guten Morgen. Wie geht es dir?“
„Danke gut und dir? Deine Wunder scheint vollständig verheilt zu sein.“ Fröhlich blickte er sie an.
„Ja, das ist sie. Nochmals danke für die Hilfe. Bist auf dem Weg zu irgendetwas?“ Sie widmete sich wieder dem Schaufenster und ging dann weiter.
„Nein. Und du? Wie mir scheint, machst du eher einen Schaufensterbummel, oder?“ Er folgte ihr auf Schritt und tritt.
„Ja. Aber ich werde gleich von meinen Bruder abgeholt. Was machst du eigentlich hier?“ Sie dreht sich zu ihm um und schaute ihm direkt in die Augen.
„Ich musste mir nur die Beine vertreten. Es würde mich freuen, wenn wir zusammen gehen könnten.“ Sirius ging dichter an sie heran.
„Meinetwegen.“ Luzi setzte ihren Schaufensterbummel fort und Sirius folgte ihr.
„Suchst du etwas Bestimmtes oder siehst du dir die Sachen nur an?“, fragte er nachdem sie an zwei Fenstern vorbeigingen, aber er bekam keine Antwort.
Sie war wieder in ihrer Traumwelt, aus der man sie nur schwer wieder rauskriegen konnte.
Also versuchte er ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem er sie an der Hand nahm und sie eng an sich zog.
„Was soll das? Lass mich los.“
Er spürte den heftigen Widerstand, den sie ausübte. Aber er hielt ihre Handgelenke fest und sah ihr direkt in die Augen. „Wenigstens hörst du mir jetzt zu.“
Fragend blickte sie ihm in die Augen und versucht weiterhin sich ihm zu entziehen. „Was meinst du?“
„Ich habe dich gefragt, ob du etwas Bestimmtes suchst, aber du hast mir keine Antwort gegeben.“ Lächelnd sah er sie an, denn er merkte, dass sie sich nicht mehr wehrte.
„Tut mir Leid. Ich verliere sehr schnell die Wahrnehmung in der Realität.“ Luzi wandte ihren Blick ab und schaute auf die andere Straßenseite.
Jetzt erst ließ Sirius sie los und ging weiter. „Suchst du nun etwas Bestimmtes oder nicht?“
„Mein Bruder hat in wenigen Tagen Geburtstag, aber ich habe noch nichts gefunden. Könntest du mir vielleicht helfen?“ Flehend schaute sie ihn an und näherte sich ihm langsam.
Er drehte sich zu ihr um. „Klar. Freunden hilft man doch, oder? Hat dein Bruder einen gewissen Wunsch, oder so?“
„Freunde helfen sich.“ Sie wiederholte diesen Satz und stellte fest, dass sie noch nie irgendeinen Freund hatte. Außer ihrem Bruder hatte sie niemanden und nichts. „Wenn er nicht wäre, wäre ich schon lange tot.“
Hastig drehte sich Sirius um und schaute ihr ängstlich in die Augen. „Was hast du eben gesagt?“
Luzi musste sich anstrengen, um nicht wieder aus der Realität zu fallen, aber es gelang ihr dies zu verhindern und schaute ihm in die Augen. „Seit dem Tod unserer Eltern, habe ich niemanden außer meinen Bruder.“ Sie lächelte etwas. „Schon merkwürdig. Vor ihrem Tod war ich glücklich und fröhlich…und jetzt…jetzt bin ich verbittert und einsam. Ich gebe zu, dass ich oft mit dem Gedanken gespielt habe Selbstmord zu begehen, aber das würde an meiner jetzigen Situation nichts ändern.“ Ihr Lachen verflog und sie starrte mit ernsten, aber auch traurigen Augen auf Sirius.
Dieser trat langsam auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schulter. „Du bist nicht allein. Du hast doch deinen Bruder…und jetzt auch noch mich. Ich werde dich nicht allein lassen, versprochen.“
Sie wusch die Tränen beiseite, die sich langsam in ihren Augen bildeten, und versuchte an Sirius vorbei zu gehen, aber er hielt sie an der Hand fest und zog sie wieder eng an sich. Dieses Mal wehrte sie sich nicht, denn sie hatte, wenn auch nur wenig, Vertrauen in ihn gewonnen.
Er legte eine Hand auf ihre Wange und sein Daume fuhr über ihren Mund. Danach schob er seinen Kopf ihr entgegen, aber kurz bevor sich ihre Lippen berührten, zog ihm jemand an der Schulter beiseite und gab ihm einen Kinnhacken.
Luzi schrak zusammen und konnte nicht glaube, was eben passiert ist. Aber schließlich kam sie wieder zu sich und schaute ihren Bruder bestürzt an. „Wieso hast du das getan, Sat?“
Aber er antwortete ihr nicht, sondern zog sie am Arm mit sich und sorgte somit dafür, dass sie ins Auto einstieg.
Sie wehrte sich, aber durch die Ereignisse war sie so gelähmt, dass sie einfach keine Kraft hatte. „Lass mich los.“ Er schob sie ins Auto und schlug die Tür zu.
Sirius erholte sich vom Schlag und packte Sat an der Schulter. „Kennen wir uns?“
Ohne sich umzudrehen, antwortete Sat ihm. „Zum Glück nicht.“
„Gut.“ Jetzt schlug Sirius in nieder und schaute auf ihn herab. Danach ging er zum Auto und ließ Luzi frei. „Alles okay mit dir?“
Sie nickte nur und ging dann schnell zu ihrem Bruder hin, der k.o. am Boden lag. „Wieso hast du das getan? Du kennst ihn doch gar nicht.“
„Ich lass mich doch nicht von jedem niederschlagen. Wer ist das überhaupt?“ Etwas wütend schaute er zu, wie sie ihm half.
Sie öffnete das Auto und setzte ihn auf den Beifahrersitz hin. „Das ist mein Bruder. Er heißt Sat.“
Er überlegte ein Weile bis er schließlich sagte: „Dann weiß ich ein Geschenk für ihn. Wie wäre es mit einen Sandsack, dann brauch er nicht mehr wildfremde Leute attackieren.“
„Er wollte mich nur beschützten. Bitte nehme ihm das nicht übel.“ Sie trat auf ihn zu und legte ihre Hände auf seinen Oberkörper. „Danke für dich schöne Zeit. Man sieht sich.“ Danach stieg sie ins Auto und fuhr los.
Sirius schaute ihr noch eine Weile hinterher und überlegte noch einmal seinen Auftrag und die Situation.

Sat kam wieder zu sich und beobachtete, wie Luzi das Auto lenkte. „Wo bin ich? Und was zum Teufel ist passiert?“
„Sirius hat dich nieder geschlagen. Theoretisch wollte ich dich ihm vorstellen, aber ich glaube, dass das jetzt nicht mehr nötig ist.“
„Das war Sirius? Teufel aber auch. Ist auch alles okay mit dir?“ Er rückte auf dem Sitz hin und her bis er schließlich in der richtigen Position war.
„Ja…wieso hast du ihn angegriffen? Er hat mir doch gar nichts getan.“
„Ich dachte aber, dass er dir etwas tun würde. Was habt ihr eigentlich gemacht?“
Zum zweiten Mal wurde sie rot. „Ich glaube, dass er mich küssen wollte.“
„Bitte was? Eines kannst du mir glauben, nie, nie im Leben wird er dich küssen, kapiert? Du weißt doch genau, was passieren wird, oder bist du schon so sehr in ihn verschossen, dass du nicht mehr weißt, wo oben und unten ist?“
„Sei doch bitte nicht albern. Ich bin nicht in ihn verliebt und selbst wenn, dann würde ich extra einen großen Bogen um ihn machen.“
Sie hielt an und stieg aus. Nach wenigen Augenblicken tat dies auch ihr Bruder. Und beide gingen ins Apartment.

„Wie ist die derzeitige Lage, Sirius?“
„Ganz okay, glaube ich…“ Wieder schaute sich Sirius die Akte an und seine Augen klebten regelrecht an den Bild von Luzi.
„Was soll das heißen?“
„Ich weiß es nicht genau. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass zwar alles gut läuft, aber irgendwie auch nicht.“ Er stützte seinen Kopf auf seine Hand und dachte an die Begegnung mit ihr auf der Straße.
Sie waren sich so nahe und doch so weit entfernt. Er konnte ihren Herzschlag fühlen, aber nicht ihre Aura. Physisch war sie zwar anwesend gewesen, aber Psychisch war sie Meilen weit weg.
„Ich bin ihrem Bruder begegnet, war aber keine schöne Begegnung, sondern eine eher Schmerzhafte.“
„Was ist mit ihm? Stellt er ein Problem dar oder kannst du ihm ebenfalls überreden?“
„Ich bin mir da nicht sicher. Das einzige, was ich weiß, ist, dass er sehr an Luzi hängt. Er würde für sie alles tun.“
„Das kannst du ausnutzen. Überrede erst Luzi und dann wird er euch folgen. Vertrau mir.“
„Das tue ich. Aber ich glaube, dass es nicht leicht sein wird. Ich weiß, dass sie nicht mehr kann und will. Sie verliert oft die Wahrnehmung der Realität.“
„Du hörst dich an, als würdest du dir wirklich Sorgen um sie machen.“
„Das tue ich auch. Wir sind Freunde, so viel habe ich schon erreicht. Aber es fehlt noch sehr viel, damit sie mit voll und ganz vertraut.“
„Ich vertraue dir. Bis dann.“
„Bis dann.“
Sirius schloss die Augen und starrte dann auf das Bild von Luzi. „Ich lass dich nicht im Stich, versprochen.“

Und wieder vergingen ein paar Tage, an denen Sirius sich mit Luzi traf und die Zeit mit ihr verbrachte.
Sat, ihr Bruder, war bei jedem Treffen dabei, weil er nicht wollte, dass Luzis Sympathie zu ihm wuchs. Doch nach wenigen Tagen, schenkte auch Sat ihm vertrauen und kümmerte sich nicht mehr um ihn.
Schließlich trafen sie sich jeden Tag und wurden enge Freunde.
Weihnachten kam immer näher, aber die Märkte hatten, wie jedes Jahr, schon einen Monat vorher geöffnet.
Mit langen Reden konnte Sirius die Geschwister dazu überreden mit ihm dort hin zu gehen, aber als der Tag da war, kam nur Luzi.
„Wo ist Sat? Hat er es sich doch anders überlegt?“ Lächelnd begrüßte er sie und schloss sie in die Arme.
„Nein. Er…er musste noch etwas Wichtiges erledigen gehen.“ Sie schüttelte den Kopf und dachte an das, was ihr Bruder wohl gerade machen würde. Langsam rüttelte sie sich wach. „Lass uns gehen. Ich war schon seit Ewigkeiten nicht mehr hier.“
Er bot ihr seinen Arm an und sie hackte sich bei ihm ein. Nach dem sie an einigen Ständen vorbei gegangen waren, stellte er fest, dass sie schon lange nicht mehr alleine waren.
„Wir waren schon lange nicht mehr alleine, nicht wahr?“ Luzi lehnte sich an seine Schulter und Sirius schaute sie verblüffte an.
„Ja, da hast du Recht.“
Sie kamen an vielen Ständen und Karussells vorbei, doch an keinem hielten sie an.
Sirius blieb vor einer Imbissbude stehen. „Möchtest du etwas essen oder trinken?“
Luzi schaute sich das Angebot an und überlegte. Schließlich aber wählte sie eine Portion Pommes und eine Cola Light. An eine der Bänke nahmen sie platz und Sirius schaute ihr beim essen zu.
„Möchtest du nichts? Oder ist dir das zu üppig, weil es kein vier Sterne Restaurant ist?“ Lachend blickte sie ihn an und stellte fest, dass dieses Mal nicht sie, sondern er in einer Art Traumwelt war.
Mit einer Hand wedelte sie vor ihm herum, bis er wieder zu sich kam. „Alles klar mit dir?“
„Ja. Nein, ich habe einfach keinen Hunger, das ist alles.“ Er ließ seinen Blick über die Menschenmasse laufen, die an ihnen vorbei ging.
„Du hast nie Hunger oder Appetit auf irgendetwas. Du würdest nicht mal etwas essen, wenn dein Leben davon abhängen würde.“
„Doch das würde ich, aber bis jetzt stand es noch nie auf dem Spiel…wobei es sich ändern kann, und zwar jeden Augenblick.“ Sein Blick ruhte wieder aus Luzi.
Erschrocken sah sie ihn an. „Was meinst du damit?“ Dann fiel ihr ein, dass er womöglich in der selbem Situation sein könnte, wie sie. Und plötzlich machte sie sich auch Sorgen um ihren Bruder, der gerade bei ihm war.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken und sie musste sie kräftig schütteln.
In der Zwischenzeit hat Sirius ihr keine Antwort gegeben und sie fragte noch einmal, was er damit meinte.
Er seufzte und drehte seinen Kopf schließlich zu ihr um. „Ich sag es so. Zurzeit bin ich in einer ziemlich heiklen Lage.“ Sein Gesicht war ernst, aber nach kurzer Zeit lächelte er sie an. „Aber ich glaube, dass jeder Mensch in einer heiklen Lage ist, nicht wahr?“
Sie sagte nichts, sondern nickte nur. Danach stand sie auf und schmiss die Pappschalle weg. Als sich Luzi wieder umdrehte, versuchte sie zu lächeln, aber irgendwie gelang es ihr nicht ganz. „Gehen wir weiter?“
Sirius stand auf und bot ihr wieder seinen Arm an. Dann machten sie ihrem Rundgang über den Weihnachtsmarkt zu ende.
Am Ausgang angekommen hielt Luzi seine Hand und starrte ihm ernst ins Gesicht. „Ich muss dir etwas sagen.“ Sie wusste noch nicht ganz, ob sie ihm wirklich alles anvertrauen sollte oder nicht.
Aber schließlich, fehlte ihr der Mut und das Vertrauen in ihm, um ihm alles zu beichten, und sie erfand etwas Anderes. „Es war ein sehr schöner Abend. Hoffentlich können wir so etwas noch einmal machen.“
„Sicher. Soll ich dich nach Hause bringen?“ Langsam zog er sie mit sich zum Auto und öffnete schon mal die Tür, aber Luzi sagte ab und erklärte ihm, dass sie sowieso noch etwas zu erledigen hatte.
Dann verabschiedete sie sich von ihm und ging davon.

Sie durchquerte den Park und blieb stehen, denn sie spürte, dass sie verfolgt wird. Schnell drehte sie sich um, aber niemand war zu sehen.
Dann wandte sie sich wieder ihrer Gehrichtung zu und stand Sat gegenüber. „Hast du mich erschreckt. Ist alles okay mit dir? Ist irgendetwas mit dir passiert?“
„Mach dir keine Sorgen. Er hat mir nichts getan. Aber wir sollten trotzdem auf der Hut sein. Er sagte, dass er jemanden geschickt hat, um uns auf seine Seite zu bekommen.“ Sat legte eine Hand um ihre Hüfte und sie gingen gemeinsam durch den Park.
„Wieso suchen wir dann nicht nach der Person? Er kann uns helfen…oder bist du schon auf seiner Seite?“ Luzi blieb stehen und schaute auf den Boden. „Ich habe Angst. Jede Sekunde denke ich, dass er mir etwas antun kann. Ich weiß nicht, wieso er mich in den letzten Wochen in Ruhe gelassen hat, aber ich denke, dass er etwas Schreckliches mit mir vorhat.“
Er ging auf sie zu und schloss sie in seine Arme. „Ich beschütze dich. Wenn er dir etwas antun will, muss er erst einmal an mir vorbei.“
„Danke Sat.“

„Du hast dich in den letzten Tagen nicht mehr gemeldet. Ist irgendetwas passiert? Wie kommst du mit deine Auftrag voran?“
„Ganz gut, aber ich glaube, dass Sat irgendetwas passiert ist, er war heute nicht da.“
„Es könnte auch sein, dass er bei ihm war. Wenn das der Fall ist, dann brauchst du dir keine Sorgen machen. Wie sieht es mit Luzi aus?“
„Ich glaube, dass sie mir heute alles erzählen wollte, aber dann hat sie einen Rückzieher gemacht. Sie scheint mir noch nicht ganz zu vertrauen.“
„Aber es zeigt, dass du ein wichtiger Mensch für sie geworden bist. Ich melde mich in zwei Tagen wieder. Bis bald.“
„Tschau.“ Dann legte er auf und überlegte. Er verstand einfach nicht, wieso sie sich nicht gegen ihn wehrte, schließlich brauchte Sirius auch ein paar Tage, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
Sie hatte eine sehr, sehr dicke Barriere und man brauchte viel Kraft und Geduld, um diese endlich zu durchstoßen.
Sirius stellte sich ans Fenster und schaute auf den Park hinab. „Ich werde dir trotzdem helfen, egal ob du es willst oder nicht.“

Am nächsten Tag wollte er durch die Straßen gehen und etwas für Luzi kaufen, aber dann traf er plötzlich auf sie und sprach sie an. „Hi. Bist du gestern gut nach Hause gekommen?“
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie drehte sich zu ihm um. Als er sie ansah, erschrak er, denn Luzi trug wieder einen Verband um ihre Stirn. „Was ist passiert?“
„Nichts. Ich bin nur unglücklich gefallen, sonst nichts.“ Sie wandte sich wieder von ihm ab und starrte auf den Boden.
In ihrem Kopf waren viel zu viel Gedanken. Schon seit gestern überlegte sie ihm alles zu sagen und als Sat ihr erzählte, dass er jemanden geschickte hat, um ihnen zu helfen, spielte sie noch heftiger mit dem Gedanken.
Luzi wusste, dass sie sich schnell entscheiden sollte, weil jetzt die Phase war, in der er keine Macht über sie hatte. Also nahm sie seine Hand und zog ihm mit sich. „Ich muss mit dir reden.“
„Und worum geht es, zieh doch nicht so!“ Er wäre beinahe gestolpert, aber er richtete sich wieder auf und beschleunigte seinen Schritt.
Dann waren sie auf einer Spielstraße, auf der sich aber niemand befand. Luzi schaute sie um und als sie feststellte, dass sich niemand in ihrer Nähe befand, wandte sie sich zu Sirius um und fing an. „Ich habe dich angelogen. Sehr oft sogar. Sat und ich, wir sind…wie soll ich sagen…wie sind nicht normal. Er und ich, wir gehören einer bestimmten Organisation an, die es auf der ganzen Welt gibt.“
Er schaute sie an und wusste, worauf sie hinaus wollte. „Ist dir schon mal aufgefallen, dass dein Name eine Silbe des Teufels enthält, genauso wie Sat?“
„Das liegt daran, dass er uns neue Namen gegeben hat, als mein Bruder und ich von ihm aufgenommen wurden.“ Sie fing an die Straße entlang zu gehen und Sirius folgte ihr auf Schritt und Tritt.
„Meinst du mit „er“ Luzifer?“ Er beobachtete, wie sie stehen blieb. Langsam näherte er sich ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter, um ihr etwas Wärme zu geben an diesem kalten Tag.
„Ja, ich meine damit Luzifer Mortuus Diabolus Nec Deus Nec Arch Angelus, Satan, Teufel, Fürst der Finbsternis oder wie man ihn auch sonst nennt.“ Sie erhob ihren Kopf und blickte ihm in die Augen. „Darf ich dich etwas fragen?“
„Selbstverständlich. Was möchtest du wissen?“
„Wurdest du von Gott geschickt, um mir und meinen Bruder zu helfen?“ Flehend sah sie ihn an und hoffte, dass er ja sagen würde.
„Ich…Ja, ich wurde von Gott geschickt. Hör mir bitte zu, ich gebe zu, dass ich anfangs nur an dir interessiert war, weil es mein Auftrag war, aber jetzt…jetzt bist du meine Freundin und ich möchte dir aus tiefsten Herzen helfen.“ Wieder legte er seine Hände auf ihre Schultern. „Ich möchte dir helfen, aber dazu musst du mir erzählen, wie es zu dieser Situation gekommen ist.“
Luzi überlegte eine Weile, aber dann fing sie sofort an ihm alles zu erzählen. „Du weißt doch, dass Luzifer mit Gott eine Wette hatte. Beide sollten ihren besten Anhänger schicken und in sieben Tagen wurde entschieden, ob die Welt eine Reinkarnation durchmacht oder nicht. Meine Eltern waren diese Person, die das Schicksal entschieden. Sie lernten sich schon am ersten Tag kennen und über die Tage wuchsen ihre Gefühle zueinander immer mehr. Sie verliebten sich ineinander, obwohl sie nicht füreinander bestimmt waren. Am siebten Tag verbrachten sie sogar eine Nacht, aber als meine Mutter aufwachte fand nichts anders, als einen Brief vor sich.“ Sie steckte ihre Hände in die Tasche und suchte nach etwas. Als sie ihre eine Hand heraus nahm, hielt sie einen Zettel in der Hand. „Das hier ist er. Vater hat ihn geschrieben, als der achte Tag anbrach.“
Sirius nahm ihn und las ihn sich durch.
Es vergingen mindestens fünf Minuten bis er fertig war mit lesen und als er wieder in Luzis Augen sah, konnte sie erkennen, dass Tränen in seinen Augen lagen.
„Vater hat seine ganzen Gefühle für meine Mutter dort hinein geschrieben.“
Sirius schloss die Augen und wischte sich die Tränenansätze aus den Augen. Danach trat er auf sie zu und gab ihr den Zettel zurück. „Was ist ein Bachert?“
„Du bist ein Angestellter Gottes und weißt nicht, was das ist?“ Verblüfft schaute sie ihm in die Augen und stellte fest, dass er es wirklich nicht wusste. Sie schaute sich um und nahm ein Blatt von Boden. „Siehst du diese Blatt? Alleine ist es nutzlos und wertlos, aber an dem Ast eines Baumes zeigt es seine volle und ganze Pracht. Genauso ist es auch mit einem Bachert. Ein Bachert ist die eine Hälfe eines Ganzen. Wenn erst einmal zwei füreinander bestimmte Bacherts vereint sind, dann kann nichts und niemand sie voneinander trennen.“
Ein frischer Wind wehte und Luzi ließ das Blatt los und es flog davon.
„Mutter hat ihren Bachert gefunden. Die Wette endete und zum Schluss hatte keine gewonnen oder verloren. Luzifer wollte Vater für sein Versagen bestrafen, aber als er hörte, dass er Großvater werde, änderte er seine Meinung und schloss mit Gott einen Packt. Mutter und Vater verloren die Erinnerungen an die Ereignisse und lebten ein normales Leben.
Erst als ich und mein Bruder auf die Welt kamen mischten sie sich wieder ein. Gott und Luzifer erzählten ihnen von ihrer Vergangenheit, aber versprachen ihnen, dass sie ihre Leben weiter führen konnten.
Aber dann…dann sorgte Luzifer für diesen Autounfall, bei dem meine Eltern starben. Er holte mich und meinen Bruder zu sich und quälte uns. Sat konnte er schnell überzeugen, aber ich wollte ihm einfach nicht gehorchen.
Eines Tages widersprach ich ihm und er sorgte dafür, dass man mich auf den Rücken geißelte. Seit dem trage ich eine große Narbe auf den Rücken, die nie mehr verheilen wird.“
Ihre Wunde fing an zu schmerzen und sie musste Sirius den Rücken zuwenden, damit er ihr schmerzverzerrtes Gesicht nicht sehen konnte, aber er ergriff eine ihrer Hände, drehte sie zu sich um und zog sie eng an sich. Automatisch schlug sie ihre Arme um seine Hüfte und dann legte er seine Lippen auf ihre.
„Es tut mir Leid, dass du alles noch einmal durchleben musstest, aber jetzt kann ich dir wirklich helfen. Komm zu mir, da bist du sicher.“ Er küsste sie auf die Stirn.
Behutsam legte sie ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. Sie stellte sich vor, wie die Zeit war, als sie noch frei war. Ihr innigster Wunsch war es, diese Freiheit wiederzuerlangen. „Was ist mit Sat?“
„Mach dir keine Sorgen. Es wird alles gut werden, versprochen.“
Dankbar für diese Worte fiel Luzi ihm um den Hals.
Danach führte er sie in seine Wohnung, wo sie nebeneinander einschliefen.

Mitten in der Nacht wachte Sirius auf und setzt sich an dem Computer um eine Mail an Michael zu schreiben, die alle Informationen enthielt, die Luzi ihm am frühen Morgen anvertraut hatte.
Kaum das er sie abgeschickt hatte, bekam er auch schon eine Antwort. Schnell las er sich die Mail durch und konnte kaum glauben, was dort stand. Er schaute zu Luzi hinüber und entschied sich sie zu wecken.
„Luzi, hey, wach auf.“ Er beobachtete, wie sie sich umdrehte und gab ihr einen Kuss, damit sie ganz wach wurde.
„Was ist denn? Ist was passiert?“ Sie rieb sich den Schlaf aus den Augen und schaute etwas wütend auf Sirius. „Wieso hast du mich geweckt? Und wieso bist du um diese Uhrzeit schon wach?“
„Ich habe die Informationen, die du mir gestern gegeben hast, an Michael geschickt. Er hat mir geantwortet. Du wirst nicht glauben, was er geschrieben hat.“ Er ergriff ihre Hand und zog sie auf die Beine und setzte sie auf den Stuhl vor dem Computer. „Hier, ließ dir das durch.“
Sie tat was er sagte und als sie fertig war, musste sie sich ein Lachen und zugleich auch die Tränen verkneifen. „Der Vater der Dämonen ist von einem seiner Anhänger besessen? Das kann ich nicht glauben, tut mir Leid.“
„Luzifer war auf den besten Weg sich zu bessern und eine gute Person zu werden, aber ein Untertan von ihm wollte dies nicht zulassen. Sein Glaube in das Böse war viel zu groß, deswegen hat er sich mit anderen, die ebenfalls seiner Meinung waren, verbunden und hat die Gedanken von Luzifer weggesperrt und durch ihre ersetzt.“
„Und was heißt das?“ Fragend sah sie ihn an, denn sie verstand einfach nicht worauf er hinaus wollte.
„Das heißt, dass Luzifer nicht er selbst war. Sein Körper war zwar der gleiche, aber sein Geist war etwas vollkommen anderes. Und da wir jetzt wissen, wer dies getan hat und was er getan hat, kann Gott alles ändern.“ Fröhlich umarmte er Luzi von hinten und küsste sie auf die Wange.
Doch sie fühlte nichts von Fröhlichkeit, im Gegenteil, sie war traurig. „Was wird mit uns und meinen Eltern? Was geschieht jetzt?“ Sie stand auf und lief im Raum auf und ab.
„Ich weiß es nicht genau. Aber ich glaube, dass Gott das Geschehene löschen wird…und…alles wieder…von neuen…beginnen lassen wird…“ Jetzt erst verstand er, was sie mit dieser Frage meinte. Gott wird die Zeit zurückdrehen, bis zu dem Moment an dem Luzifer nicht mehr er selbst war.
Und dann…dann wird es eine vollkommen neue Zukunft geben. Eine Zukunft, in der sich vieles verändern kann, zum Guten, aber auch zum Bösen.
Als er dies begriff, konnte er ihr nicht mehr in die Augen von ihr sehen. Eine vollkommen andere Zukunft. Diese Worte waren zurzeit die einzigen, die ihm in dem Kopf kamen und nicht mehr rausgehen wollten.
Plötzlich klingelte das Telefon und Sirius wusste, wer dort dran war. Er zögerte erst, aber schließlich nahm er doch ab. „Hallo?“
„In weniger als vierundzwanzig Stunden beginnt es. Ich möchte, dass du vorher zu mir kommst, mit Luzi.“ Kurz und knapp war seine Schilderung und danach legte er auf.
Sirius drehte sich wieder zu Luzi um und erkannte, dass sie nicht mehr da war. Er durchsuchte die ganze Wohnung, aber keine Spur von ihr. Sogar ihre Sachen waren weg. Dann blickte er zur Tür und bemerkte, dass sie offen war. „Scheiße.“ Schnell zog er sich an und verließ das Haus so schnell, wie nur möglich.
Zu erst ging er durch den Park, aber keine Spur von Luzi, es schien, als wäre sie vom Erdboden verschluckt. Doch er wollte und konnte die Hoffnung nicht aufgeben. Er hatte ihr ein Versprechen gegeben und das wollte er auch halten.
Plötzlich aber packte ihn jemand an der Schulter und drückte ihn gegen einen Baum. „Wo ist sie? Wo ist Luzi, zum Teufel noch mal?“
„Ich weiß es nicht. Sie war bei mir, doch dann ist sie einfach gegangen. Ich weiß wirklich nicht wo sie ist. Das musst du mir glauben, Sat.“
Sat ließ ihn runter und fluchte laut. Er machte sich sorgen um Luzi, weil er genau wusste, was alles passieren konnte, wenn sie alleine war.
Doch dann fiel ihm ein, dass es ein paar Orte in der Stadt gab, wo sie sich sicher aufhalten würde. Ohne mit Sirius auch nur ein Wort zu wechseln ging er los, aber Sirius packte ihn am Arm und drehte ihn zu sich um. „Wo willst du hin?“
„Ich gehe und suche Luzi. Ich kann mir schon vorstellen, wo sie ist, aber ich bin mir nicht sicher. Es wäre auch möglich, dass sie am anderen Ende der Welt ist.“ Traurig schaute er gen Boden und wünschte sich, dass er es nie zu so einer Situation hätte kommen lassen können, aber er konnte im Moment nicht tun, außer nach ihr zu suchen.
„Und wo? Wir könnten uns aufteilen und nach ihr suchen.“ Als er bemerkte, dass Sat ihm nicht zu hörte, legte er eine Hand auf seine Schulter. „Sat, wenn du ihr helfen willst, dann sag mir, wo sie sein könnte. Ich mache mir genauso viele Sorgen um sie, wie du.“
Erst nach diesem Satz erhob Sat seinen Kopf und blickte Sirius in die Augen. Kurz darauf erzählte er ihm alle Orte, wo er Luzi vermuten würde und danach teilt sie sich auf und fingen mit der Suche an.
Aber als sie sich nach fast zwei Stunden wieder trafen, hatte keiner von Beiden auch nur eine Spur von ihr gefunden, es schien als wäre sie wirklich vom Erdboden verschluckt, ohne auch nur eine Spur zu hinterlassen.
„Sie muss doch irgendwo sein.“ Sirius Beine wollten ihn nicht mehr tragen und musste sich auf die Bank hinsetzten, die zum Glück in der Nähe stand. „Hat sie kein Handy oder Ähnliches?“
„Nein. Nur ich habe eines. Sie ist gern allein und ungestört, deswegen besitzt sie keines.“ Sat setzte sich neben Sirius hin und schaute auf den Boden.
Er überlegte weiterhin, aber ihm fiel kein Ort mehr ein, wo sie sein könnte, außer bei Luzifer. Als ihm der Gedanke durch den Kopf kam schüttelte er ihn sofort weg.
Doch dann klingelte sein Handy und er erschrak. Innerlich bettete er, dass es doch nicht so ist, wie er es sich zuvor ausgedacht hat. Als er abnahm hörte er aber nicht die Stimme von Luzifer, sondern eine ihm unbekannte.
Er lauschte wenige Minuten, was die Person an der anderen Leitung sagte und legte dann auf. Sat atmete auf und sah Sirius glücklich an. „Sie ist im Krankenhaus“

Sirius schaute auf das schlafende Gesicht von Luzi und fragte sich, was wohl mit ihr passiert war, dass sie so sehr verletzt wurde und ins Krankenhaus gebracht werden musste.
Er wünschte sich aus tiefsten Herzen in ihre Gedanken sehen zu können, um zu erfahren, was ihr zugestoßen war und um heraus zu finden, in welcher Verfassung sie sich befand.
Sat hingegen saß nicht an ihrem Bett, er befand sich noch nicht einmal im Zimmer, sondern stand auf dem Flur und überlegte, wie er seiner Schwester helfen könnte, jedoch fiel ihm nichts ein, bis auf eine Sache.
Ohne vorher nachzudenken, erhob er sich und ging, ohne Sirius oder einen Arzt etwas davon zu sagen.
Nachdem er das Gebäude verlassen hat, stieg er in ein Auto und fuhr zu einem Wolkenkratzer, indem er hinein ging.
Mit dem Lift machte er sich auf den Weg in die oberste Etage und ging, ohne sich umzudrehen, an der Empfangsdame vorbei, die aber noch nicht einmal versuchte ihm aufzuhalten.
Mit einer Hand stieß Sat die Tür vor ihm auf. „Wieso hast du sie angegriffen? Du hattest überhaupt keinen Grund, Luzifer.“ Er sprach ins Leere, aber er wusste genau, dass Luzifer anwesend war, auch wenn er physisch nicht da war.
„Sie wollte mich verraten und ich dulde keinen Verrat. Von niemanden. Was willst du hier?“ Plötzlich drehte sich der Sessel um und Luzifer erschien und stand auf. Er bewegte sich auf Sat zu, aber stattdessen er ging, schwebte er.
„Ich möchte dich bitte sie aus der Sache raus zu lassen, sie ist nicht in der Lage noch mehr Strapazen zu ertragen. Bitte, lass sie gehen. Stattdessen kannst du mich haben, für den Rest der Zeit. Bitte, lass sie gehen. Was kann sie dir denn geben?!“
Beide waren genau einen Meter voneinander entfernt und sahen sich direkt in die Augen an. „Du willst dein Leben für ihres hergeben?“ Plötzlich fing er an zu lachen und kehrte Sat den Rücken zu. „Wieso sollte ich das tun? Ihr Leben liegt, genau wie deines, in meiner Hand. Ich habe euch aufgenommen, als eure Eltern starben, ist das der Danke für meine Unterstützung?“
„Glaub mir, ich bin dir auf ewig dankbar, aber ich möchte, dass du wenigstens sie gehen lässt.“
Wieder krümmt er sich vor lachen, aber er bekam schnell wieder Fassung und drehte sich mit ernsten Gesicht zu Sat um. „Nein. Ich werde nie, nie im Leben zulassen, dass ihr geht.“ Er setzte eine Hand auf Sats Hals und begann ihn zu würgen. „Wenn du noch einmal eine solche Bitte stellst, dann werde ich dich umbringen, genau wie deine Eltern.“

In der Zwischenzeit war Luzi aufgewacht und schaute aus dem Fenster. „Ich bin einfach zusammengebrochen, aber ich weiß nicht wieso.“
„Ich kann mir vorstellen wer das war…Luzifer. Es sind nur noch wenige Stunden, dann wird Gott sein Werk beenden. Auch wenn wir dann nicht mehr zusammen sein werden, bist du nicht glücklich darüber dein ganzes Leben mit deinen Eltern verbringen zu können?“ Sirius ergriff ihre Hand und drückte sie fest.
Doch Luzi schaute weiterhin aus dem Fenster und antwortete nicht auf seine Frage. „Kann du mir eine Frage beantworten? Wieso hat Gott nie meine Gebete erhört? Lag es daran, dass ich unter Luzifers Schatten stand und noch immer stehe?“ Erst jetzt wandte sie sich an ihm.
„Ich weiß es nicht.“ Er schloss die Augen und dachte nach, kam aber auf keine Antwort.
„Wo ist eigentlich Sat?“ Luzi schaute sich im Raum um, fand aber nicht die leiseste Spur von Sat. „Ist er nicht mit dir gekommen?“
Jetzt schaute sich Sirius nach ihm um und war verwundert. „Doch schon, aber um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, wo er jetzt ist.“ Doch dann kam ihm ein Blitzgedanke und er hoffte innerlich, dass er nicht das getan hat, was Sirius sich gerade denkt.
„Was ist los? Du siehst du erschüttert aus.“ Luzi legte ihre Hand auf seine und konnte spüren, was er jetzt dachte. „Wie lange wird es noch dauern, bis er sein Werk beendet?“
„Ich weiß es nicht genau, aber ich denke so ungefähr zehn Stunden. Wieso?“
„Luzifer hat die Macht dafür zu sorgen, dass eine Person erst gar nicht geboren wird…“ Dann stand Luzi auf und zog sich ihre Kleider an.
„Was hast du vor? Du solltest dich noch etwas ausruhen.“
„Meine Wunden verheilen schneller als die von normalen Menschen. Ich fühle mich wieder topfit. Und jetzt zieh nicht so ein Gesicht, wie müssen zu Sat und ihm helfen.“

„Mag sein, dass ich in ungefähr zehn Stunden nicht mehr existieren werde, aber vorher, werde ich dafür sorgen, dass du und deine missratene Schwester nicht mehr existieren.“ Er schleuderte Sat in eine Ecke und er wurde bewusstlos.
Danach setzte er sich wieder auf seinen Sessel und wartete.

„Wie lange dauert es noch, Sirius?“ Nachdem die Ärzte ihr einen Vortrag über ihren Zustand gaben, stiegen Luzi und Sirius in ein Auto ein und fuhren los.
„Noch ungefähr sieben Stunden, glaube ich.“ Er hatte keine Zeit mehr sich anzuschnallen, denn schmiss sie auch schon den Motor an und breterte los. „Was hast du überhaupt vor?“
„Ich werde dafür sorgen, dass er Sat nichts antut. Ich kenne Luzifer schon lange und weiß, was er vorhat. Doch dieses Mal werde ich den Spiz umdrehen.“
Es dauerte fast eine halbe Stunde bis sie das Gebäude erreichten, obwohl Luzi noch nicht einmal den Verkehr beachtet hatte.
Sie war, ohne auch nur auf ein anderes Auto zu achten, einfach gefahren und hat sie den Weg gebahnt.
Sirius sah sie verwirrt an und fragte sie, wieso sie auf einmal anhielt, weil er nicht wusste, wer in diesem Gebäude sich befand.
„Hier ist die Zentrale. Wir haben noch knappe acht Stunden, oder?“ Luzi beobachtete, wie Sirius nickte und ging dann ins Gebäude hinein, ohne auf ihn zu warten.
Er konnte ihr nur schlecht folgen, weil ihm die Aura des gesamten Wolkenkratzers zu schaffen machte.
Luzi verschnellerte sogar ihren Schritt, damit Sirius sie aus den Augen verlor, denn sie wollte nicht, dass er die nächsten Ereignisse miterlebt.
Doch als sie den Lift erreichte, konnte sie nicht anders und wartete auf ihn, damit er ihr seelischen und moralischen Beistand gab.
Beide betraten den Fahrstuhl und fuhren nach oben.
An der obersten Etage angekommen, blieb Luzi stehen, nachdem sie den Fahrstuhl verlassen hatte. „Bitte pass auf dich auf, Sirius.“
Er drehte sich zu ihr um und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Du aber auch.“ Dann zog er sie eng an sich und hielt sie für wenige Minuten in den Armen.
„Versprich mir, dass du nicht auf mich achtest, wenn es zu einem Kampf kommt.“ Luzi schmiegte sich eng an ihn heran und musste ihre Tränen unterdrücken.
Sirius zog sie aber etwas von sich weg und starrte ihr ins Gesicht. Danach legte er eine Hand unter ihr Kinn und führte ihre Lippen zu seine.
„Tut mir Leid, aber das kann ich dir nicht versprechen.“, sagte er, als sie ihre Münder voneinander lösten und trat auf die Tür zu. Doch kurz bevor er sie aufmachte, drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Du bist nun mal mein Bachert, bitte versteh das.“
Luzi schaute ihn erschrocken, aber auch gleichzeitig fröhlich an, denn jetzt wusste sie, dass er sein Leben für sie geben würde.
Kaum hatte er die Tür geöffnet, musste er in die Knie gehen, weil er die große Energie, die von Luzifer ausging, nicht ertrug.
Luzi hingegen konnte sich zwar auch nicht bewegen, aber nur weil sie so verblüfft darüber war, wie groß seine Macht doch war. Aber zugleich fragte sie sich, wieso er sie nie diese habe spüren lassen.
Sie kam wieder zu sich und ging langsam an Sirius vorbei und auf Luzifer zu. „Herr, ich bin hier.“
„Das sehe ich, Luzi. Ich bin erstaunt darüber, dass du den Mut dazu gefunden hast hier her zu kommen, obwohl du weißt, was dich hier erwartet. Meinen Respekt hast du.“ Er blieb an seinen Schreibtisch stehen und starrte sie an.
„Danke, aber ich spucke auf deinem Respekt. Du glaubst, dass mein Leben in deiner Hand liegt, aber da täuschst du dich.“
Sirius schaute zu ihr hinauf und war erstaun über ihre Worte. Es gab bis jetzt nur wenige Anhänger, die sich getraut haben weder Gott noch Luzifer Angesicht zu Angesicht entgegenzutreten und ihnen zu sagen, was sie von ihnen halten.
Luzifer fing an laut zu lachen und er musste aufpassen, dass er nicht anfing zu weinen. „Ein sehr guter Witz. Es sind nur noch wenige Stunden bis ich diesen Körper verlasse, aber vorher werde ich noch mein Werk zu ende bringen.“
Er trat langsam auf die Ecke zu, wo Sat lag und packte ihm am Kragen. Danach holte er mit einer Hand aus und durchstach mit ihr sein Herz. Kurz darauf warf er den leblosen Körper in eine Ecke und erschrak. „Was hast du getan?“
„Ich habe das Ritual beendet bevor ihr es tun konntet. Jetzt wird die Seele meines Bruders in Frieden ruhen, bis der Herr die Zeit zurückdreht.“
Luzi hatte, ohne dass er etwas davon mitbekam, ein Messer in dem Rücken von Sat gebohrt, damit Luzifer seine Seele nicht in die ewige Hölle schicken konnte.
Er ging schnell auf sie zu, weil er wenigstens ihre haben wollte, doch dann blieb er stehen. „Das traust du dich nicht, Luzi. Dir ist dein Leben viel zu wichtig.“
Sie hatte einen Dolch aus ihrer Hand erscheinen lassen und legte es an ihre Kehle und lächelte. „Darauf würde ich nicht wetten, Herr.“
Jeden Moment war sie bereit ihrem Leben ein Ende zu setzten, aber vorher wollte sie einige Worte an Sirius richten. „Du bist mein Bachert und es tut mir Leid, dass du dies mit ansehen musstest und musst, aber es gibt leider keinen anderen Weg.“
Danach drehte sie sich hastig um und sah in sein schmerz verzogenes Gesicht. „Wir sehen uns im nächsten Leben.“ Dann stach sie zu und fiel zu Boden.

Im selben Moment aber wachte sie auch wieder auf und stand aus ihrem Bett auf. Sie stellte sich ans Fenster und starrte auf die Landschaft, die vor ihr lag.
Danach verließ sie ihr Zimmer und bewegte sich in die Küche, wo ihre Eltern saßen und frühstückten.
„Guten Morgen.“ Sie setzte sich am Tisch und begann ebenfalls mit dem Essen.
„Guten Morgen Lucie. Auf Saturo brauchst du nicht zu warten, weil er schon gegangen ist.“
Nach wenigen Minuten verließ auch Lucie das Haus und machte sich auf den Weg zur Berufsschule.
Unterwegs traf sie auf Sirius, der dem selbem Weg zu gehen hatte. Lächelnd schaute er sie an und sie erwiderte dieses.

Nachdem sie sich den Dolch in ihr eigenes Herz gestochen hatte, redete Sirius noch wenige Stunden auf Luzifer ein und versuchte an sein Gewissen zu appellieren, doch es hatte nichts genützt.
Luzifer stand kurz davor Sirius seine Macht spüren zu lassen, doch dann er schien Michael und setzte allen ein Ende.
Der Herr hatte Michael einen Teil seiner Kraft gegeben, damit er den Fürst der Finsternis aufhalten konnte.
Gott wusste, dass die Abkömmlinge vom Fürsten nur einen Bruchteil der üblichen Kraft hatten und nutzte diese Schwäche aus, um sie aus dem Körper vom Satan zu vertreiben, was Michael auch gelang.
Danach musste er ein Ritual halten um die Seele des Teufels wieder mit seinen Körper zu vereinen.
Und erst dann konnten beide mit vereinten Kräften die Zeit zurückdrehen und die Ereignisse ungeschehen machen.
Einige Sachen haben sich verändert, wie zum Beispiel, dass Luzi und Sat mit ihren Eltern aufgewachsen sind und sie in einem kleinen Landhaus in der Näher einer Stadt wohnten.
Aber manche Dinge sind so geblieben wie sie waren. Sirius war nach allem ein hohes Tier in der Gesellschaft, die sich um Gott herum befand. Und auch Sat hat seine Position nicht geändert und wurde zu einen der treuesten Anhänger des Fürsten.
Nur Luzi hielt sich aus der ganzen Sache raus und folgte ihrem Herzen, welches sie wieder zu Sirius führte.
Luzifer und Gott hatte wieder ein Abkommen gemacht, indem es hieß, dass sie die sich nicht mehr in das Leben von Leuten einmischen, die weder zu ihrer Organisation gehören, noch gehörten.
Und dieses Mal, hielten sie sich auch daran.
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Kommentare  

gut, flüssig und auch spannend geschrieben. Ich hätte die auflösung evtl. etwas später gebracht.
Jedoch da ich 1. sehr spät mit dem christentum in kontakt kam, und einen komplett anderen Glauben habe, ist es nicht einfach für mich den Gott und Teufel nach zu vollziehen.


Eldwyn (18.09.2006)

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