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Star Trek Voyager: Borg-Space (Kapitel 02)

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
Es war ziemlich dunkel. Nur wenige Lichtstrahlen von gedimmten Leuchtern durchschnitten diese Dunkelheit. Es war auch ziemlich ruhig. Das einzige Geräusch was zu hören war, war die Energiezufuhr, die im Borg-Alkoven im Frachtraum Zwei ein Summen verursachte. Die einzige Person, die sich immer noch permanent dort aufhielt, war die Ex- Borg Seven of Nine. Sie wollte trotz des großzügigen Angebots von Captain Janeway nicht aus dem Frachtraum ausziehen. Es war eine Art von Gewohnheitssache, genauso als ob ein Kind, das einen alten, zerzausten Teddybär hatte, ihn nicht so schnell gegen einen neuen, unzerzausten Teddybär eintauschen wollte.
So stand sie nun in ihrem Alkoven und regenerierte sich. Sie hatte dabei immer die Augen geschlossen und sinnierte über den Tag, ihrer Vergangenheit oder ihre Zukunft. Manchmal hatte sie von der Zeit der Assimilierung geträumt oder sie versuchte sich an die Zeit davor zu erinnern. Sie sah aber meistens nur Bruchstücke ihrer Eltern oder von sich selbst. Sie sah dann zwei liebevolle Erwachsene, die mit ihrer sechsjährigen Tochter in einem Langstrecken-Shuttle auf dem Weg in die unbekannte Prärie des Weltraums waren und dann gewaltsam von den Borg in den Delta-Quadranten verschleppt wurden, um assimiliert zu werden. Ihre Eltern mochten ja noch leben, weil die Borg-Implantate das Altern unterdrückten, aber sie glaubte nicht daran. Sie hoffte nur, im Interesse ihrer Eltern, den Menschen, dass sie tot waren, getötet während des kurzen Krieges zwischen den Borg und der Spezies 8472. Falls sie noch leben sollten, so würde sie sie nie wieder zu Gesicht bekommen. Da war sie sich sicher. Die Wahrscheinlichkeit, zwei Borg-Drohnen unter mehreren Milliarden wiederzusehen, war verschwindend gering.
Plötzlich ließ das Summen des Energieverteilungsnetzes des Alkovens nach und ein kurzes Klicken entließ Seven aus dem Alkoven. Sie öffnete ihre Augen und betrachtete die Umgebung. Gegenüber von ihr war eine weitere Reihe von Alkoven, die für etwa sieben Borg reichten. Die Borg installierten diese Alkoven vor mehr als einem Jahr, als die Voyager mit den Borg eine Allianz einging, in der sie unter anderem Seven of Nine ‘erhalten’ hatte.
Sie benutzte die kleine Treppe vor dem Alkoven um den Boden des Frachtraums zu erreichen. Sie ging zu der fünf Meter entfernten Konsole, um auf ihr persönliches Logbuch zugreifen zu können, so wie sie es jeden Morgen um acht Uhr tat. Sie betätigte einige Tasten und der Computer bestätigte.
“Persönliches Computerlogbuch, Seven of Nine, Sternzeit 52198,6,” begann sie ihren Eintrag, wie sie es immer tat. Bis auf die Sternzeit änderte sich nichts an ihren Einträgen. “Ich werde heute um acht Uhr dreißig meinen wöchentlichen Untersuchungstermin in der Krankenstation haben. Fähnrich Kim und ich werden um vierzehn Uhr ein neues Energierelais in Jefferies-Röhre 14a, Sektion neunundzwanzig Theta einsetzen. Er wird diese Aktion sicherlich wieder als Annäherungsversuche ausnutzen und ich habe mir diesmal vorgenommen, wenigstens zu zwanzig Prozent darauf einzugehen und dafür zu sorgen, dass es verletzungsarm ablaufen wird. Anschließend ist eine Lagebesprechung geplant, der ich beiwohnen werde. Logbucheintrag, Ende.”
Somit wäre also ein weiterer Eintrag in ihr Logbuch gemacht und er unterschied sich in der emotionslosen Ausführung keineswegs von den dreihundertachtundneunzig vorherigen Logbucheinträgen, die sie seit ihrer Ankunft auf der Voyager gemacht hatte.
Aufrecht und mit starrem Blick verließ sie den Frachtraum und machte sich auf den Weg ins Kasino, um ihrer sozialen Seite eine Chance zu geben, indem sie dort eine Kleinigkeit zu sich nahm. Dort angekommen ging sie hinter den Tresen in Neelix’ Küche und schüttete sich einen Becher voll mit Kaffee. Mit diesem stellte sie sich vor das Fenster und starrte in die unendliche Leere.
“Wollen Sie sich nicht setzen?” fragte Neelix, der ein Stück Kuchen vom gestrigen Tag in seinen Händen hielt. Sie überlegte kurz, entschloss dann aber, es zu versuchen. Als sie nun endlich saß, setzte Neelix ihr den Kuchen vor.
“Nein, danke. Ich...” sie zögerte und suchte nach den richtigen Worten, “bin nicht hungrig.” “Na schön. Wie Sie wünschen,” verstand Neelix mit freundlicher Stimme. Er nahm das Stück Kuchen und verschwand. Sie blieb alleine sitzen, den Blick aus dem Fenster gerichtet.
Nach einiger Zeit fragte sie den Computer nach der Uhrzeit. Der gab ihr die Antwort: “Es ist acht Uhr sechsundzwanzig.” Das war für sie der Grund, aufzustehen, die Tasse abzugeben und das Kasino zu verlassen. Sie befand sich immer noch auf dem selben Deck wie das Kasino und sie wurde auf dem Gang zum Turbolift von einigen Sternenflottenoffizieren, denen sie begegnete, freundlich gegrüßt. In den meisten Fällen grüßte sie zurück, manchmal nickte sie den Leuten aber einfach nur knapp zu. Als sie den Turbolift betrat, stand dort ein kleiner, braun bis schwarzhaariger Mann mit einer blauen Uniform und nickte auch bloß knapp. Seven erwiderte die Geste und befahl dem Computer die Krankenstation anzufahren. Die Türen schlossen sich und der Lift setzte sich in Bewegung. Einige Sekunden später stoppte der Turbolift und der Mann stieg aus. Nachdem er ein weiteres Mal hielt, verließ ihn Seven und erreichte die Krankenstation pünktlich um acht Uhr neunundzwanzig. Der Doktor hatte die Liege, auf der die Untersuchung stattfinden sollte, schon vorbereitet.
“Ah, da sind Sie ja schon,” sprach der Doktor und deutete auf das Biobett. Seven setzte
sich darauf und der Doktor begann wortlos ein zehn Zentimeter langes Untersuchungs- gerät, dass einen pinken Strahl absonderte, auf Sevens Okular zu halten. Der Doktor sah konzentriert auf die Anzeige des Geräts und Seven blickte an ihm vorbei auf ein Biobett, auf dem eine junge Frau mit einem gebrochenem Unterarm lag und ein PADD bediente.
Seven erschrak, als das Bild der Frau, das sie sah, einem anderem wich. Sie sah plötzlich verschwommen einen Borg-Kubus den zwei kleine, fremdartige Schiffe erreichten. Eine Borg-Stimme sagte: “Wir sind die Borg! Deaktivieren Sie Ihre Schilde und ergeben Sie sich. Sie werden assimiliert werden!”
Der Doktor aktivierte versehentlich Sevens Subraumtranceiver.
Die Vision begann sich zu verflüchtigen und sie sah nun wieder den Doktor, der versuchte, sie anzusprechen.
Sie ging nicht auf ihn ein und fiel in Ohnmacht. Die Informationsmenge, die sie empfing war zu groß und überlud ihr neurales System. Sie musste erst einmal alles verwerten. Währenddessen sondierte sie der Doktor mit einem medizinischen Tricorder. Seine Messungen ergaben, dass sich Seven in einem tiefschlafähnlichem Komazustand befand. Er versuchte sie mehrmals mit allen möglichen Hyposprays zu wecken, doch seine Methoden schlugen nicht an.

“Guten Morgen, Seven,” scherzte der Doktor, als Seven wieder zu sich kam. Neben ihm stand Captain Janeway, die besorgt auf Seven niederschaute.
“Wie fühlen Sie sich?” fragte Janeway die Ex-Borg, die gerade schwermütig versuchte, sich aufzusetzen. “Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen. Alleine!” sagte sie ausdrucksstark. Sie versuchte ihrer Stimme etwas bedrohlich wirkendes zu geben, da es tatsächlich von äußerster Notwendigkeit war, dass sie sich unter vier Augen unterhielten.
“Einverstanden. Wir sprechen in meinem Bereitschaftsraum,” entschied Janeway. Seven bestätigte ihre Entscheidung mit einem Nicken und damit, dass sie aufstand und den Weg aus der Krankenstation einschlug.
“Halt! Sie müssen hier bleiben. Zur Nachunter...suchung,” schrie der holographische Doktor Seven nach, der am Rande der Tür stand und beiden hinterher sah. In seiner Hand hielt er immer noch den aufgeklappten Tricorder, der, anstatt Sevens Biowerte nun die chemische Zusammensetzung der Tür scannte. Er fand heraus, dass sie aus dünn beschichtetem Polyduranium mit einer Biosensorenanordnung bestand. Der Doktor ging beleidigt und den Tricorder zuklappend in die Krankenstation zurück.

Mit schnellen Schritten verließen Janeway und Seven den Turbolift und betraten das Kommandozentrum der Voyager, die Brücke. Commander Chakotay drehte sich um und runzelte die Stirn. Er wollte auf sie zugehen, aber Janeway hob den Arm und winkte ab.
“Sie haben die Brücke. Ich bin in meinem Raum,” sagte sie schnell und verschwand in diesem. Dort angekommen, lief sie zum Replikator und bestellte sich einen Kaffee.
“Wollen Sie auch etwas?” fragte Janeway Seven, auch wenn sie die Antwort kannte. Jedesmal verneinte sie die eben gefragte Frage, es kam niemals vor, dass Seven dieses Angebot wahrnahm.
“Nein, danke,” kam Sevens erwartete, ja sogar gehoffte Antwort. Ein schwarzer, heisser Kaffee rematerialisierte auf der Abstellvorrichtung des Replikators. Janeway nahm ihn, pustete den Dampf beiseite und trank einen Schluck. Sie vernahm eine deutlich spürbare Entspannung, als sie von dem Kaffee trank. Manchmal dachte sie, dass es eine wissen- schaftliche Analyse wert wäre, um die Wirkung des Kaffees zu überprüfen.
“Also, was ist denn so wichtig?” fragte Janeway, als sie sich setzte. Sie versuchte erst gar nicht, ihr einen Platz anzubieten, da sie dieses Angebot für gewöhnlich auch ausschlug.
“Als ich im Tiefschlaf war,” begann Seven zu berichten, “sah ich eine Schlacht zwischen einem Borg-Würfel und zwei kleinen, angreifenden Schiffen. Ich bekam eine Art von Hilferuf, möglicherweise eine Subraumtransmission von dem Borg-Schiff,” fuhr sie unsicher fort. Sie wusste nicht genau, ob das stimmte, aber die Daten waren klar und deutlich.
“In dieser Subraumtransmission redete das Kollektiv von einer neuen Art von Zeitwellenantrieb. Er erzeugt eine temporale Raumanomalie, die höchst instabil ist. Dieses Borg-Schiff befindet sich auf den Koordinaten drei sechs neun Komma dreiundachtzig,
sieben Komma fünf Lichtjahre von hier entfernt.”
Fast augenblicklich betätigte Janeway ihren Insignienkommunikator und funkte die Brücke an. “Janeway an Brücke, scannen Sie nach einem Borg-Schiff. wir sind unterwegs zu Ihnen. Janeway, Ende.” Als sie das letzte Wort ausgesprochen hatte, war sie bereits aufgestanden und auf dem Weg zur Tür. Seven war schon hindurchgegangen und Janeway befand sich unmittelbar hinter ihr. Als sie die Brücke betreten hatten, stand Chakotay auf und machte den Kommandosessel für Janeway frei. Sie setzte sich dann auf diesen und Seven stand direkt neben ihr. Es störte Janeway zwar, dass Seven immer rumstehen musste, ließ es sich aber nicht anmerken.
“Ich habe eins. Es scheint beschädigt zu sein,” sagte Kim aus seiner Ecke. Er hatte den Blick auf seine Konsole gerichtet.
“Kurs setzen, Mr. Paris. Warp 6,” befahl Janeway. Sie hoffte, diesmal vielleicht sich eine Technologie der Borg anzueignen. Sie sah es als Möglichkeit, einen Weg zurück in den heimatlichen Alpha-Quadranten zu finden, verbannte diesen Gedanken aber schnell, da sie schon des öfteren enttäuscht wurde.
Die seitliche Anordnung der Warpgondeln versetzte jene in einen Winkel von 45 Grad zum Rest des Rumpfes und das Schiff beschleunigte. Es verschwand mit einem Blitz in den Weiten des Weltalls.
 
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Kommentare  

Hallo Nicolas,

du hast Recht, Janeway ist in der Tat irgendwie unfreiwillig komisch. Ich denke, das wird dir im weiteren Verlauf der Geschichte auch noch öfters auffallen.
Ich bin mal gespannt, wie du die weiteren Kapitel (insgesamt 18) findest. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich finde, dass die Qualität immer weiter sinkt. Vor allem weil ich damals (die Story ist sicherlich 8 Jahre alt oder mehr) total Trek-infected war und dummerweise viel geklaut habe. Dir wird also einiges bekannt vorkommen... oh Mann, was habe ich mir da nur einfallen lassen, hehe...


Christian Sander (02.04.2007)

hallo christian,

es fügt sich weiter nahtos ins star-trek-universum ein. bei tng stammten ja diverse folgen in der tat von "amateuren".
hier ist janeways kurzentschlossene reaktion etwas putzig aber tatsächlich nicht untypisch.
dann mal auf zum borg-schiff...

lg

nicolas


Nicolas van Bruenen (02.04.2007)

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