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Die Abenteuer von Proctor Silex Teil 11.5: Akademische Würden

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
Proctor Silex, tja Proctor Silex, dieser Name klingt doch ziemlich belämmert, dachte sich unser Held, doch nach einigem Nachdenken ging ihm in supernovahelles Licht auf, wie dieses schwerwiegende Problem zu lösen sei: DOKTOR Proctor Silex, das hört sich doch besser an, viel besser sogar, das wird auch die dreibrüstigen Tussis vom Stern Mania beeindrucken, dachte sich unser Held, wenn da nur nicht die Kleinigkeit mit der Doktorarbeit wäre, welche man bei einem renommierten galaktischen Forschungsinstitut abgeben muss, bevor man diesen schönen Titel bekommt.
Das sollte jedoch kein Problem darstellen, dachte sich Proctor Silex, hatte er doch schon zahlreiche Einfälle und Erfindungen zu einem erfolgreichem Abschluss gebracht. Er hatte auch schon eine bahnbrechende Idee, welche er gleich als Doktorarbeit niederschreiben wollte. Die intergalaktische Kommunikation mittels Hyperraum ist ein bisschen langsam, in Echtzeit kann man bloß Tausend Lichtjahre via Hyperphon sprechen. Proctor Silex hatte nun die glorreiche Idee Tachyonen zu benutzen, dass sind diese komischen, überlichtschnellen Teilchen, die sich gemäß der Sehr Allgemeinen Relativitätstheorie genau umgekehrt verhalten wie die faden stinknormalen Teilchen, wie zum Beispiel das Elektron. Sie können sich mit beliebiger Überlichtgeschwindigkeit ausbreiten, wenn sie langsamer werden, dann wird ihre Masse immer größer und bei der Lichtgeschwindigkeit ist sie rein rechnerisch unendlich. Das soll uns aber nicht weiter kümmern. Proctor Silex baute sofort eine Apparatur, mit der es möglich sein sollte, innerhalb der ganzen Galaxie in Echtzeit zu kommunizieren und die hat immerhin einen Durchmesser von mehr als Hunderttausend Lichtjahren!
Unser genialer Held schrieb auch seine Forschungsergebnisse schön zusammen und reiste damit nach Galaktoproz, in die Hauptstadt der Galaktischen Kooperative zu der besten technischen Universität vom Virgo Superhaufen bis zur Andromedagalaxie, denn er wollte nur den besten Professor für fortschrittliche Nachrichtentechnik als seinen Doktorvater akzeptieren, immerhin war seine Erfindung und seine Forschungsergebnisse bahnbrechend!
Er marschierte also mit seiner ausgedruckten Doktorarbeit namens „Tachyonische Echtzeitkommunikation“ direkt zum Büro des Professors Formaliticus, wurde jedoch von einem recht hübschen Vorzimmerdrachen Marke Wasserstoffsuperblond rüde angehalten und sehr unhöflich gefragt, was er denn wolle. Proctor Silex antwortete, er hätte eine bahnbrechende Doktorarbeit geschrieben, die er sofort den werten Professor vorlegen wolle. Die blonde Dame meinte arrogant: „Die können Sie mir geben!“. Widerwillig händigte unser Genie seine Arbeit aus und so schnell konnte er gar nicht schauen, wurde der Stapel Papier auf eine Waage geworfen. Mit bösen Grinsen sagte daraufhin die Vorzimmertante: „Ha, dachte ich’s mir doch, eine Doktorarbeit muss ausgedruckt mindestens drei Kilogramm haben, sonst wird sie nicht akzeptiert, aber das müssten Sie doch als angehender Doktor wissen!“. Proctor Silex holte tief Luft, nahm seine Arbeit von der Waage und dachte sich: „Na warte, du Strohblondinchen!“. Er verließ die Universität, überlegte kurz ein Schwarzes Miniloch zwischen den Seiten zu verstecken, damit seine Arbeit schwerer wird, ging dann jedoch daran herkömmliche Methoden zu verwenden, damit seinen schriftlichen Argumentationen mehr „Gewicht“ erhalten, wie zum Beispiel eine andere dickere Papiersorte zu benutzen und vor dem Ausdruck die Qualität auf „Hoch“ zu stellen, damit mehr Tinte das Papier gravitativ belastet.
Zurück im Vorzimmer des Herrn Professor wurde seine Arbeit sofort wieder auf die Waage geworfen und diesmal zeigte sie ein Gewicht von 3.07 kg an. Mit hochgezogenem Augenbrauen sagte die blonde Vorzimmerwache zu unserem Proctor: „Naja, das können wir grade noch gelten lassen, aber für Summa Cum Laude reicht es sicher nicht, da müssten Sie mindestens Fünf Kilogramm zusammenbringen, so dann schauen wir mal weiter: Oh, was soll das sein, so ein kurzer Titel und noch dazu im falschen Zeichensatz und in der falschen Schriftgröße, haben Sie als angehender Doktor denn noch nie die Richtlinien für das Erstellen von Doktorarbeiten gelesen? Da steht genau drinnen, wann welcher Zeichensatz und welche Schriftgröße zu verwenden ist, damit die Doktorarbeit gültig ist, bei Ihnen ist ja schon die Überschrift falsch!
Mit großer Wut im Bauch verließ er die Universität, er schleppte schwer an einem Werk namens „Richtlinien zur Erstellung einer Doktorarbeit unter besonderer Berücksichtigung des korrekten Formalismus im akademischen Zirkel“, mindestens Sieben Kilogramm schwer. Mühsam las er dieses Werk durch und stellte alle Überschriften auf den richtigen Zeichensatz, die Texte auf die richtige Schriftgröße uns so weiter. Manchmal fragte er sich, wann eigentlich die Doktoranden hier forschten in Anbetracht dieser riesigen Vorschriften, immerhin benötigte er schon mehr Zeit für die Formatierung, als für seine eigentliche Erfindung.
Er änderte den Titel zu „Tachyonische Echtzeitkommunikation unter Zuhilfenahme von Quantenfluktuationen mit Seiteneffekten der Gravitationstunnels bei kosmischen Strings“, das sollte wohl lang genug sein. Nun schaffte er es endlich an dem wasserstoffblonden Bürolöwen vorbei und gelangte nach vierstündigem Warten in das Büro des Herrn Professors Formaliticus. Der schlug sofort Kapitel Fünf auf und begann zu lesen. Proctor Silex war davon überzeugt, dass jetzt endlich jemand seine Genialität erkennen würde, doch der Professor schüttelte den Kopf uns meinte mitleidig: „Lieber Herr Silex, sie müssen die Kapitel so schreiben, dass man sie alleine lesen kann, ohne die anderen Kapitel zu lesen, oder glauben Sie jeder hat Zeit ihr gesamtes Werk zu schmökern, das geht doch nicht, ändern sie das, dann kommens wieder!“
Proctor Silex ließ den Mut nicht hängen und dachte sich „Euch zeig ich’s, wenn ihr die Kapitel abgeschlossen haben wollt, no bitte!“. Er hatte zwölf Kapitel geschrieben und nun nahm er einfach das ganze Buch her, kopierte es zwölf mal und änderte die Überschrift über jedem der zwölf Teile, nun war es also möglich jeden Teil zu lesen, ohne die anderen Teile zu kennen, ein toller Nebeneffekt war, das ausgedruckt das Gewicht nun locker für Summa Cum Laude reichen würde und er dankte dem unbekannten Erfinder von „Copy and Paste“, der schon so viele Diplom- und Doktorarbeiten ermöglicht hatte.
So ausgerüstet ging er zur nächsten Audienz beim Herrn Professor und diesmal schien endlich alles Formale richtig zu sein, der Herr Professor hatte zwar nur das Kapitel Drei gelesen, aber er fand nichts daran auszusetzen. Jetzt musste allerdings die Theorie in der Praxis erprobt werden, mit anderen Worten, Proctor Silex musste aus mindestens Zwanzigtausend Lichtjahren Entfernung mit dem Herrn Professor kommunizieren. Er ließ also einen Tachyonenkommunikator auf Galaktoproz und reiste zum Dreißigtausend Lichtjahre entfernten terranischen Planeten. Zu einer festgesetzten galaktischen Zeit, sollte er versuchen über diese Entfernung eine Echtzeitverbindung aufzubauen. Der Herr Professor versammelte zur ausgemachten Zeit einige seiner honorigen Kollegen vor dem Funkgerät. Proctor Silex baute mittlerweile auf dem terranischen Planeten voller Freude seinen zweiten Tachyonenkommunikator auf. Er dachte sich: „Jetzt muss ich nur mehr ein Wort da rein sagen und die werden jubeln auf der anderen Seite, immerhin handelt es sich um eine Revolution in der Nachrichtentechnik, aber was soll ich blos sagen?“. Da es sich um einen sehr bedeutenden Moment handelte beschloss er anstatt etwas zu sprechen, die galaktische Hymne zu singen: „Sternenscheibe die sich dreht, strahl so hell,hell,hell,....“.
„Supernova, mach mal bumm,... bumm,bumm,bumm ...“
Nun horchte er, ob er schon eine Antwort erhielt zum Beispiel eine Gratulation oder tosenden Applaus hörte, dich nichts von alledem, er begann den Apparat zu untersuchen, ob irgendwo ein technischer Defekt vorliegt, doch dann hörte er deutlich die Stimme des Herrn Professors Formaliticus, der gerade zu den anderen honorigen Herrn Akademikern sagte:“ Naja, singen, kann der aber nicht,...“.
Jetzt reichte es Proctor Silex entgültig und er schrie in das Tachyonenfunkgerät :„Ihr könnt mich alle mal, ich pfeif auf den Doktor, ich bleib lieber Proctor Silex, ihr akademischen Volltrottel!“
So kam es, dass unser lieber Proctor, trotz seiner übergroßen Genialität noch immer ohne akademischen Titel ist, aber wem stört das? Wir werden hoffentlich bald wieder von ihm hören, denn was wäre die Galaktische Kooperative oder gar das Universum ohne wahre Helden!
 
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Kommentare  

Danke auch hat echt Spass gemacht, das zu lesen. Vielleicht solltest du Autor werden.

APropos: Wann erscheint der nächste Teil deines interplanetaren Kriegs Romans?


Pit Petrol (26.06.2007)

Servas PitPetrol,
Danke für deinen Kommentar, das mit Teil 3.1415.... ist eine super Idee, ich glaube ich klau sie dir und werde überhaupt die Teile neu durchnummerieren und mir fällt schon ein Teil ein, den ich nach PI nenne... :-)

Schöne Grüße
G.T.

P.S.:
Doktorarbeit war es übrigends keine, aber mir ist es so vorgekommen ;-)


Gerold G.T. (Tschie Tie) (25.06.2007)

oder noch besser Teil 3,1415...

pit petrol (24.06.2007)

Hmm. Da spricht wohl die Verzweiflung beim Schreiben der Doktorarbeit ;)

Aber die war echt witzig!

Hach ich fühl mich ja so verstanden...

PS: Hab mir schon gedacht, dass es mit dem Ende des Herr Silex ein bisschen verfrüht war. Ich freu mich schon auf Teil 4 1/8 oder 6,6554956 ;)


pit petrol (24.06.2007)

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