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Ihrer Meinung nach missbrauchte er ihr Vertrauen, seiner Meinung nach rettete er ihr Leben.

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Was hast du getan? Ich hab dir vertraut!
Wie konntest du das tun? Ich hab gedacht du wärst mein Freund!

Weinend sitzt sie in der Bahn, tippt die SMS. Draußen ist es dunkel. Die ersten Schneeflocken in diesem Jahr fallen leise vom Himmel. Nach dem Senden kommt sofort eine Antwort.

Ich musste es tun. Verstehst du nicht? Ich will dir doch helfen. So lass dir doch helfen. Lass mich dir helfen.

Sie schreibt zurück: Die Tränen laufen ihr Gesicht hinunter.

Du kannst mir jetzt nicht mehr helfen. Deine Umarmungen und unsere Gespräche haben mir geholfen. ICH wollte den Zeitpunkt bestimmen. Ich, nur ich.

Prompt vibriert ihr Handy wieder.

Wo bist du? Komm, wir treffen uns jetzt und wir klären das. Ich liebe dich doch.

Sie denkt nach und schreibt wieder.

Wo ich bin? Weg. Und diesmal komme ich nicht wieder. Du liebst mich? Du hast dich in dem Moment gegen mich entschieden, als du die Polizei angerufen hast.

In dem S-Bahnwaggon sitzt niemand außer ihr. Ihre hastig gepackte Tasche steht zwischen ihren Füßen. Ihr Spiegelbild sieht sie verzweifelt aus der Fensterscheibe heraus an.

Du läufst wieder weg? Tu das nicht. Wo willst du denn hin? Ich hol dich auch von der Bahn ab, dann musst du nicht allein im Dunkeln herum rennen.

Darauf antwortet sie nicht mehr. Was soll sie denn auch noch sagen? Ihrer Meinung nach hat er ihr Vertrauen missbraucht. Seiner Meinung nach hat er ihr das Leben gerettet.

Hauptbahnhof steigt sie aus und sucht sich den ersten Zug nach Süden heraus. Sie will nach Süden, zum Beispiel nach Italien, ein neues Leben anfangen.

Ihr Handy vibriert. Er ruft an, soll sie abnehmen? Sie drückt ihn weg. Immer wieder. Irgendwann schaltet sie ihr Handy einfach aus.

2 Jahre später, inzwischen ist sie 18 und viel herum gekommen, setzt sie sich eines Tages ganz plötzlich in den Zug und fährt zurück nach Hause. Zurück zu ihm. Zurück zu ihren Eltern und ihrer Vergangenheit. Im Zug macht sie ihr altes Handy an. In Italien hatte sie sich ein neues angeschafft. Von dem Geld, dass sie mit ihrem Körper verdiente. Ihren Körper verkaufen, das hatte sie damals schon gelernt.
Doch ganz plötzlich hatte sie ihr neues Leben in Italien plötzlich über. Sie hatte sich einen neuen Ausweis besorgt, schließlich ein neues Leben aufgebaut. An einem Ort gelebt, an dem sonst nur Urlaub gemacht wird. Eines Tages begegnete ihr ein Mann auf der Straße, der ihrem damaligen Freund schrecklich ähnlich sah. Alle Erinnerungen, alles was sie verdrängt hatte, stürzten plötzlich auf sie ein. So fasst sie den Entschluss zurück zu kehren. Abgeschlossen hatte sie nie, nur verdrängt, das sollte sich nun ändern. Am nächsten Tag steigt sie also in den Zug. Als sie die deutsche Grenze passiert, stellt sie ihr altes Handy also an. Liest nochmal seine letzte SMS. Tränen, die 2 Jahre verdrängt worden, fangen an zu laufen. Sie schreibt:

Ich höre nun auf weg zulaufen. Ich komme zurück. Können wir uns treffen? Ich möchte es klären.

„Es“- besser kann sie es nicht beschreiben.
Bang wartet sie auf eine Antwort. Vielleicht hat er sich ja inzwischen auch ein neues Handy besorgt. Diese zwei Minuten, ängstlichen Wartens, kommen ihr vor, wie die Längsten ihres ganzen Lebens. Doch dann erscheint eine neue Nachricht in ihrem Posteingang.

Hi! Klar, wo bist du? Soll ich dich irgendwo abholen?

Vor Glückseligkeit kann sie kaum tippen. Er weiß noch wer sie ist und antwortet sogar.

Ich sitze im Zug nach Hause. In einer Stunde bin ich am Hauptbahnhof.

Sofort kommt seine Antwort.

Ich hol dich ab.

Sie lehnt sich in ihrem Sitz zurück und döst glücklich vor sich hin.
Schließlich fährt der Zug in den Bahnhof ein.


Ende, schreibe weiter, wenn erbeten.
 
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Kommentare  

mir gefällts auch^^ aber der titel ist echt... naja;) würde ich nochmal überdenken und wenn du ihn so lassen willst wenigstens die zeichensetzung ändern...
lg darkangel


darkangel (12.01.2008)

bitte schreib weiter bin gespannt wies weitergeht ...
lieben gruß


sternensucher (07.01.2008)

Wenige Worte, aber es steckt soviel dahinter. Klasse!

Holmes (04.01.2008)

Hallo!
Mir sind zwei Wörter aufgefallen, die du im Laufe des Textes ein bißchen überstrapazierst: in der ersten Hälfte ist es "wieder", in der zweiten Hälfte ist es "plötzlich". Da solltest du vielleicht noch einmal Hand anlegen, da die Wiederholungen nicht unbedingt harmonisch wirken und den Lesefluss etwas hemmen. Ansonsten ein guter, hintergründiger Text. Die Dialoge in SMS-Form sind eine interessante Variante.
Gruß
Christian Hoja


Chrstian Hoja (03.01.2008)

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