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3 Seiten

Der Bogen der Zeit (1c)

Romane/Serien · Spannendes
© Hanim
Sie saß am Ufer bis die Dämmerung herauf zog,das Pferd aufhörte zu fressen und mit entlastetem Hinterbein ruhte. Der Hunger war wieder da und fraß sich durch ihre Eingeweide.
Arbeit, sie musste sich Arbeit suchen, wenigstens für kurze Zeit, als Katib, das wäre ein Möglichkeit....morgen vielleicht...bei Allah, wie tief war sie gesunken...eine seltsame Mattigkeit lastete auf ihr.
Aufstehen fiel ihr schwer, sie brauchte einen Platz für die Nacht. Früher gab es entlang der Mauer noch einige alte Ruinen aus byzantinischer Zeit, aber die waren alle abgerissen worden, da die Mauer keine große strategische Bedeutung mehr hatte, und die Verwaltung erlaubte, dass Häuser bis an die Mauer gebaut werden durften. Morgen würde sie am Bazar Arbeit suchen. Als Katib,(Schreiber) Karawanenwächter, sie konnte vieles und sie brauchte etwas zu essen.

Als es ganz dunkel war, hatte sie noch immer keinen Schlafplatz gefunden. Im Schatten eines zurückliegenden Tores, das zu einem scheinbar unbewohnten Haus gehörte, ließ sie sich zu Boden sinken, die Wände aus Sandstein speicherten die Wärme des Tages. Dankbar lehnte sie sich dagegen, deckte sich mit ihrem Mantel zu und ließ den Hund mit unter den Mantel zu ihren Füßen liegen. Das Pferd stand mit der Gelassenheit eines alten Kriegspferdes da, das jede Gelegenheit nutzte sich vor der nächsten Schlacht auszuruhen.
Sie schüttelte unmerklich den Kopf, schlafen im Eingang eins Hauses, fast auf der Straße...im Kettenhemd...den Säbel gezogen neben sich, wohl wissend, dass nachts in einer solchen Stadt nicht nur ehrliche Leute unterwegs waren. Das hatte sie schon einmal getan, aber das war am Anfang ihrer Fahrt gewesen, vor vielen vielen Jahren...nie hatte sie geglaubt, dass es noch einmal passieren würde.
Diesmal aber lag sie nicht mit pochendem Herzen die ganze Nacht vor Furcht wach. Zum einen war sie erfahren genug, um sich entsprechend zu verteidigen.Der Hund würde sie früh genug warnen. Zum anderen war sie so müde und erschöpft, dass ihr Körper einfach Tribut forderte. Koray schlief schnell ein, und sie träumte diese Nacht keine Albträume, sondern von dampfenden Töpfen mit köstlichem Honig Bulgur und dicken Suppen mit Fleischbrocken darin.
Als sie sich im Traum schmatzend den Mund leckte und das wohlige Gefühl eines vollen Magens genoß, holte wildes Hundegebell sie zurück in die Wirklichkeit. Es war die wenig erfreuliche Wirklichkeit eines kalten Morgens und einer rauen lauten Stimme die brüllte: „Du elender Landstreicher, was pennst du vor meiner Werkstatt, rufe deinen dreckigen Köter zurück, sonst erschlage ich das Vieh.“ Koray sah einen dicken Mann mit einem Knüppel vor sich, der nach dem Hund schlug. Dieser war aber schlau genug, um genau den richtigen Abstand zwischen Knüppel und Mann zu halten, dabei sprang er hin und her und stellte sein wütendes Bellen nicht ein. „Tavsan“ (Hase)sagte Koray leise aber bestimmt und der Hund kam augenblicklich zu ihr. „Wagst du es ihn anzurühren zerbreche ich den Knüppel auf deinem Kopf“ fuhr sie im gleichen Ton fort. Der Mann starrte sie an, wie einen Geist, riss dann den Knüppel hoch und stürmte auf sie zu. Er erstarrte zur Salzsäule als er auf Armlänge heran gekommen war und ihren Säbel an seinem Hals spürte.
Koray grinste ihn an...“ Bin ich dir irgendetwas schuldig für das Quartier? Habe ich etwas beschädigt oder dir irgendwie Kosten verursacht?“ Der Dicke wich wütend aber verwirrt zurück.
„Also nein! Dann verschwinde ich jetzt und wir vergessen beide diesen Vorfall, oder?“ Ihre Stimme war ruhig und sie ließ alle Arroganz zu der sie fähig war mitklingen. Der Mann musterte sie genauer und murmelte „ pack Deinen Köter und hau ab, ich tue ihm schon nichts!“ „Salam“
Während der Mann mit verschränkten Armen da stand, rappelte Koray sich hoch.Ihr Rücken schmerzte und sie fühlte sich elend. In ihrem Kopf schien einer der Schmiedehämmer ununterbrochen auf einen Amboss zu schlagen. Kaum auf den Beinen wurde ihr schwindelig und kurz schwarz vor Augen."ich muß etwas zu Essen finden und sei es in einer Armenküche" Glücklicherweise war sie der Wand so nahe, dass sie sich für einige Augenblicke abstützen konnte. Unbemerkt war ihre Jacke aufgegangen und gab den Blick auf das fein geflochtene Kettenhemd das sie trug frei. Der Dicke schrie auf einmal wieder los „Das hab ich mir gedacht...erst saufen und rumhuren und dann in meiner Werkstatt schlafen weil, du verlottertes Subjekt den Weg nach Hause nicht findest...hoffentlich hast du mir nicht alles vollgekotzt oder überall hingepisst...Du..“
„Bei Allah, hat dir jemand Deine Rechnung nicht bezahlt...!“ fauchte Koray ihn an und ging kopfschüttelnd in die andere Richtung davon. Das Geschrei verfolgte sie noch als sie um die Ecke bog.
 
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Kommentare  

Na so einer, lässt den armen "Bettler" nicht bei sich schlafen.
Da kann man nur die Daumen drücken, dass Koray endlich Arbeit bekommt.


Jochen (12.03.2011)

Es bleibt weiterhin spannend.

Jingizu (24.08.2010)

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