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10 Seiten

Der Bogen der Zeit Kapitel 2 b

Romane/Serien · Spannendes
© Hanim
Sie erwachte im Morgengrauen, stand auf und sah eine große Tonschüssel mit Wasser und ein Handtuch neben dem Kamin. Lächelnd wusch sie sich. Sinan Bey mußte ein frommer Mann sein, das er daran gedacht hatte. Dann breitete sie ihren Mantel, der über Nacht getrocknet war, auf dem Boden aus und verrichtete darauf das Morgengebet.
Als sie gerade geendet hatte und noch auf den Knien am Boden saß und nachdachte über das was geschehen war klopfte es leise an der Tür. „Ja“
Es war Sinan Bey der die Tür einen Spalt öffnete. Als er sah das sie angezogen am Boden kniete trat er ein: „Ich wollte Dich zum Gebet wecken, aber ich sehe Du bist von selbst wach geworden. Die Zeit wäre auch knapp, die Sonne wird bald über den Horizont klettern!“ Koray stand auf und hob ihren Mantel auf. „Alles ist trocken, und ich habe so gut wie noch nie geschlafen. Ich möchte Euch noch einmal danken!“ Er nickte und betrachtete sie schweigend. „Jedenfalls siehst Du besser aus als gestern“ meinte er dann lächelnd. „Sinan Bey, ich habe nachgedacht, „ „Das ist schön,“ unterbrach er sie.“Was Du Dir überlegt hast kannst Du mir später sagen, zuerst möchte ich mit Dir einen kleinen Spaziergang machen!“
Koray zuckte mit den Achseln und nickte. „Zieh den Mantel über, es ist kalt. Der Herbst ist dieses Jahr wenig freundlich.“
Sie gingen über den Hof hinaus auf die Straße. Er ging ein Stück vor bis der Blick auf das Meer und das gegenüber liegende Ufer zwischen Häuserschluchten frei wurde.
Die Sonne schob sich in intensivem Rotorange über den Horizont. Ihr Licht tauchte das Meer und die Häuser in ein goldenes Licht. Ein Hauch von Nebel zog sich wie zarte Schleier über die Ufer.
„Hat Allah diese Welt nicht perfekt geschaffen und was tun die Menschen in ihrer verblendeten Manier, sie eifern seiner Schöpferkraft nach und schaffen doch nichts. Wenn sie gehen bleiben ihnen nur leere Hände. Schau, diese Häuser, kann auch nur eines sich mit dieser Schönheit vergleichen, ist alles was wir tun nicht nur ein Versuch...ist nicht unser ganzes Leben nur ein Versuch...Schau genau hin Koray. Kein Sonnenaufgang gleicht dem anderen. Das was Du hier und jetzt siehst wirst Du nie wieder genauso sehen können.“

„Es sind Augenblicke wie diese in denen ein Mensch etwas von der Größe Allahs erahnen kann. Sie sind so wertvoll, weil so viel Dunkelheit um uns ist, welche uns immer wieder Zweifeln lässt!“

Sinan Bey blickte zu Koray. Sie stand da, die Hände hinter dem Rücken verschränkt den Blick gerade zum Licht mit leicht geneigtem Haupt und zusammengekniffenen Augen. Ihre Worte bestätigten seine Meinung über sie, sie war klug und gebildet. Vielleicht steckte wirklich mehr in Koray und in dieser Begegnung als er Anfangs glaubte. Die ganze Nacht hatte er gegrübelt, Bücher gewälzt und in alten Schriften gesucht. Viel hatte es ihm nicht an Erkenntnis gebracht, nur das er Zeit brauchte um ihr helfen zu können.

„Was ich sagen will ist.. Koray ich schicke Dich nicht fort. Ich habe lange darüber nachgedacht und mir eine Lösung überlegt. Noch habe ich Dir nicht gesagt das ich ein Lehrer bin, und ein Derwisch, der Glauben und Wissen, Philosophie und Wissenschaft lehrt. Ich habe dieses Haus damit Schüler bei mir bleiben können und lernen. Deshalb wäre es der richtige Ort für Dich.“

„Ihr wollt mir erlauben hier zu bleiben, zu studieren..“ Koray blickte noch immer zum Horizont. „Ich habe lange überlegt, natürlich müssen wir vorsichtig sein. Solange niemand außer mir weiß wer Du bist wird es einen Weg geben., Koray, Aber nur so kann ich Dich möglicherweise schützen und Dir helfen. Und – ich möchte ehrlich sein, Du hast mich beeindruckt, ich habe nie eine Frau wie Dich getroffen, ich möchte mehr von Dir wissen, und vielleicht kann ich noch etwas von Dir lernen.“

„Sinan Bey, ich weiß nicht was ich sagen soll außer das ich überwältigt bin von Eurer Güte. Ich habe so etwas noch nicht einmal zu hoffen gewagt. Nichts was ich lieber tun würde als hier ...aber Ihr wisst wie ich das sich etwas an meine Fersen geheftet hat..!“ „Niemand weiß es besser als ich, Koray, ich werde Dich damit nicht allein lassen. Wir werden einen Weg finden das zu beenden. Das verspreche ich Dir!“ er klang überzeugend doch in seinem Herzen wusste Sinan das er vielleicht mehr versprach als er halten konnte.
„Gut, Euer Angebot ist eine große Ehre für mich, ich werde alles tun mich dieser Würdig zu erweisen. Aber Herr, Sinan Bey, ich möchte Euch nicht zur Last fallen. Ich kann eine ganze Menge was Euch vielleicht nützlich sein kann.“
„Daran zweifle ich nicht, und wie alle hier musst auch Du Koray Dir deinen Aufenthalt verdienen. Ich kann einen tüchtigen Katib gebrauchen. Und jetzt würde ich gerne etwas essen!“

Koray bezog Quartier in einer kleinen Kammer über dem Stall. Die anderen Schüler schliefen in Schlafsälen die Koray natürlich nicht mit ihnen teilen konnte. Aber sie fühlte sich wohl in der Kammer, es war ein weiß gekälkter niedriger Raum, Sinan Bey ließ ihr Teppiche, Kissen und Decken bringen und eine Lampe.
Anfangs fürchtete sie sich vor einem neuen Auftauchen des Schattens, aber nichts geschah. Es schien als hätte er aufgegeben. Ihr Leben verlief ruhig. Damit niemand unnötige Fragen stellte erlaubte Sinan Koray an den Gebeten und dem Freitagsgebet teil zu nehmen. Bedingung war das sie sich in die letzte Reihe begab und sich zurück hielt. Doch selbst nach einem Monat hegte niemand einen Verdacht.
Koray arbeitete viel für Sinan. Sie führte die Einnahmen und Ausgaben Listen der Schule, macht bis spät in die Nacht Abschriften und notierte für ihn seine eigenen Forschungen und Vorlesungen.
Er nahm sie beim Wort und ließ sie durchaus für ihren Aufenthalt hart arbeiten. Aber Koray gab es das Gefühl kein Almosennehmer zu sein.
Sie durfte an Vorlesungen und Diskussionen der Schüler teilnehmen, dabei war ihr irgendwann bewusst wie genau Sinan sie studierte. Oft aber ließ er sie Abends oder nach dem Morgengebet in sein Arbeitszimmer kommen und unterhielt sich mit ihr. Dabei ließ er vorsichtig Fragen zu ihrer Vergangenheit einfließen. Bereitwillig erzählte Koray von ihrem Leben. Erstaunt stellte er fest wie leicht sie sich einen Platz in der Männerwelt erkämpfte und wie selten sie Misstrauen erregte.
„Ich glaube man hielt mich oft entweder für einen völlig verweichlichtes Söhnchen oder einen freigelassenen Eunuchen... aber die Höflichkeit verbot es den meisten mich zu fragen. Seltsamer weise habe ich unter normalen Menschen kaum Probleme gehabt, Männer haben fast nie an meiner falschen Identität gezweifelt, bei Frauen war es viel gefährlicher...und manchmal gefiel ich einer Frau mehr als gut für mich war...dann war es mal wieder Zeit zu gehen!“
Der Gelehrte schmuzelte, Koray hatte eine lebendige Art von sich zu erzählen. Und sie hatte es oft genossen die Leute an der Nase herum zu führen.
Manches mal hatte Koray die Gelegenheit sich etwas Geld nebenher zu verdienen. Sie übernahm Schreibarbeiten für einen Händler den Sinan kannte. Die Hälfte von dem Geld wolle sie der Schule spenden aber Sinan verbot ihr das. Da ihre Arbeit gut war bekam sie bald noch ein paar Kunden und sie hatte ein kleines Taschengeld. Einen Teil davon setzte Koray ein ihre Ausrüstung aufzubessern und verschlissene Teile zu ersetzen. Von Melike, der einzigen Frau die außer Koray in die Schule kam, ließ Koray sich eine Jacke nähen welche denen der Schüler glich. Schlicht aus blauem Wollstoff den sie im Carci nach vielen Handeln zu einem Preis erstanden hatte der weit unter dem lag den der Händler ursprünglich haben wollte. Der Händler hatte schließlich nachgegeben weil Koray so hartnäckig war. Allerdings hätte sie auch keinen Dhiram mehr bezahlen können. Ihre guten Sachen, frisch von Meleke gewaschen, schlug sie in Stoffreste ein und packte sie in die Satteltaschen.

Koray hatte sich in all den Jahren einen Luxus geleistet den sie auch jetzt nicht aufgeben wollte. Einen kleinen Teil ihre Geldes hatte sie dafür aufgespart. Einmal in der Woche wollte sie genau das tun was sie so lange vermisste. Baden, baden in einem richtigen Hamam.
Koray bereitete ihre Badestunden immer sehr sorgfältig vor. Sie suchte sich einige Hamams die weite genug von der Schule entfernt lagen, und weit genug von den Orten der Stadt an denen sie sich in der Regel herum trieb. Da es hunderte Hamams in der Stadt gab war das nicht so schwer.
Dann warf sie sich einen leichten Charchaf über, den sie immer für diesen Zweck in ihrem Gepäck hatte und kaufte sich in der Stadt ein paar Frauenschuhe.
So konnte sie unerkannt hingehen wohin sie wollte.
Einmal in der Woche verschwand sie so und kam wohlig durch massiert, sauber und mit rosiger Haut wieder zurück in die Schule.
Sinan Bey hatte Korays heimliche Hamam Besuche zwar bemerkt aber sie nie darauf angesprochen. Er hatte auch keine Ahnung wie sie es bewerkstelligte, denn wenn sie die Schule verließ oder wieder kam, war sie ganz normal gekleidet.

Meleke war die verwaiste Schwester eines der Schüler und kümmerte sich um den Einkauf für die Küche und so alltäglicher Dinge wie Wäsche waschen, Wäsche reparieren und so weiter. Sie machte das meiste nicht selbst sondern gab die Sachen welche von den Schülern nicht selbst repariert werden konnten zu Schneidern oder Weißstickerinnen.
Melike wohnte allerdings, anders als Koray, nicht in der Schule sondern bei einer Witwe eine Straße weiter. Koray die kein Aufsehen erregen wollte, wohl wissend wie wackelig ihr Status in der Schule war, mied Melike. Das Mädchen aber hatte einen Narren an ihr gefressen. Wo immer Koray greifbar war tauchte Melike auf. Sie buk Plätzchen für Koray, machte Sherbet, als es kälter wurde stand immer ein Töpfchen mit heißem Sahlep bereit. Koray wollte sie nicht verletzten, aber sie wollte auf keinen Fall das Melike auf dumme Gedanken kam.
So war Koray immer höflich distanziert zu der jungen Frau und erkannte mit Entsetzen das ihr Verhalten das Gegenteil bewirkte.
Koray wußte nicht was sie tun sollte.
Es war ein schmutzig grauer Tag als Koray Melike dabei erwischte wie sie Korays schlammige Stiefel stahl um sie zu reinigen.
„Himmel Melike,“ fauchte sie verzweifelt,“Du bist nicht meine Dienerin. Lass die Stiefel einfach stehen!“ „Ach, Melike legte den Kopf schief und blinzelte Koray an, „ich mach das gerne für Dich, Du hast doch genug mit der Arbeit für den Scheich zu tun und ich weiß doch das Du auch noch am Carci Geld verdienen musst!“
„Woher? Hast Du mir nach spioniert?“ „Nein, Melike schaute so unschuldig wie möglich, „ich habe Dich nur mal dort gesehen!“
Koray wusste das Melike log, denn sie arbeitete im Büro eines jüdischen Händlers und übersetze für ihn Warenbriefe und Schuldverschreibungen für Lieferungen ins persische.
„Himmel- es wird Zeit das Du heiratest!“ entfuhr es Koray.
„Ja“ hauchte Melike.
„Und um Allahs Willen nicht mich!“
Koray griff ihre Stiefel und schlug die Tür hinter sich zu.
Melike stand im Flur, wippte auf den Füßen vor und zurück, stemmte die Fäuste in die Hüfte und sagte sehr langsam und sehr bestimmt:“DAS WERDEN WIR JA NOCH SEHEN!“

Koray warf die Stiefel wütend in die Ecke, wenn Melikes Bestreben nicht nachließ mußte sie gehen. Es gab keine andere Lösung. Was konnte sie noch positives mit dem Tag anfange...Baden. Es war kurz vor Einbruch der Dunkelheit, ein paar Straßen weiter war ein kleines Hamam das an diesem Nachmittag Frauenbadetag hatte. Kleine Hamams mit nur einem Badebereich teilten die Tage oder Tageszeiten für Frauen und Männer ein.
Koray lugte vorsichtig aus der Tür hinaus und sah keine Spur von Melike. Sie mußte extrem vorsichtig sein weil Melike sie offensichtlich nicht aus den Augen ließ.
Das Hamam war recht nah an der Tekke aber es gab noch ein größeres luxuriöseres Hamam direkt in der Nähe das die meisten Anwohner nutzen, dieses hatte auch 2 Badebereiche.
Koray schlich sich in den Stall, bei ihrem Sattel in einer unausgepackten Satteltasche mit ihren kleinen Schätzen war der schwarze Umhang den sie nie verkaufen wollte. Sie grinste zog ihre Stiefel aus, barg den Charchaf, die Frauenschuhe, Mandelcreme und Seife in ihrer Jacke und schlich sich auf nackten Füßen hinaus. Zufrieden stellte sie fest das von Melike keine Spur zu sehen war.
Am Hamam angekommen freute sie sich diebisch auf das heiße Wasser, den warmen Nabelstein und das wunderbare Gefühl von innen warm und außen rein zu werden. Sie blieb eine kurze Zeit vor dem Eingang stehen, lustige bunte Lampions die sanft im Wind schaukelten warben für das Hamam.
Wie bei vielen Hamams ging man zuerst ein paar Stufen hinunter und kam dann in einen mehr oder weniger eleganten Vorraum in dem sich kleine hölzerne Kabinen zum umkleiden entlang der Wände befanden. In großen Hamams gab es oft sogar 2 Etagen mit einer umlaufenden Galerie. Hier befranden sich nur ca 12 Kabinen, ärmere Badegäste oder solche die näher am Bad wohnten kamen meist so das sie nur wenige Kleider abstreifen mußten, welche dann einer Frau zum Aufbewahren gegeben wurden. Koray wurde sofort von dieser Dame wortgewaltig begrüßt: „Ach, ein neues Gesicht...wie schön, leider sind wir vollkommen überfüllt, das Beybey Hamam hat einige Tage geschlossen weil sie etwas reparieren müssen. Aber wenn es Euch nichts ausmacht, vielleicht könnt ihr eine Kabine mit einem anderen Badegast teilen? Da ist vorhin eine Junge Dame gekommen, ich frage sie sofort!“ „Nein, ich komme ein anderes mal wieder!“ „Aber nein, bei diesem feucht kalten Wetter muss man regelmäßig baden, die Dame ist Stammgast, sie wird sicherlich nichts dagegen haben, außerdem müsste sie schon fertig umgezogen sein...“ „Aber“ „Keine Widerrede, ihr seid ein neuer Gast, wie könnte ich Euch fort schicken!“ sprach es und war schon verschwunden. Was soll s dachte Koray, ich warte bis sie fertig ist, rolle meine Sachen in den Umhang und gut ist.
Koray blickte sich um, der Vorraum war leer, auch die meisten Kabinen waren leer, allerdings gab die Aufwartefrau natürlich besetzte Kabinen nicht weiter ohne die Benutzerin zu fragen, und die meisten waren wohl im Badebereich.
„Ja wie ich sagte, kein Problem, hier Eure Handtücher oder habt ihr selbst welche, ach nein Ihr seid ja eine vornehme Dame, Handtücher haben nur die ----“sie suchte ein Wort das die ärmeren Besucher nicht kompromittierte“ die, die schlichteren Leute dabei“ sagte sie dann und zog Koray förmlich mit sich. Dann klopfte sie an die Tür der Kabine. „hmmm,“ murmelte es zustimmend.
Sie schob in Koray in die Kabine und schloss die Tür.
Die Frau stand nackt, nur mit einem Hamamtuch aus Baumwolle um den Körper geschlungen mit dem Rücken zu ihr uns suchte etwas in ihren Sachen. „Entschuldigt – es war die Idee der...“
„Oh wie wunderbar, was soll ich da entschuldigen...“ flüsterte die Frau glückselig und wand sich um. Koray erstarrte. Es war Melike. Allah dachte Koray, das ist die Strafe, wie komme ich aus der Sache wieder raus. Wenn herauskommt das ein Mann im Bad ist wird das ein Skandal, wenn Melike heraus bekommt wer ich bin auch...
Melike aber ließ alle Anstandsregeln außer acht, „Wie romantisch, oh ich wusste es, ich wusste das Du mich begehrst, umso unnahbarer du warst umso sicherer war ich mir...ach für eine wunderbare Idee, das du mir verkleidet nachgekommen bist..“ Sie schlang die Arme um Korays Hals die wie zur Salzsäule erstarrt da stand. Von außen klopfte es“ Alles in Ordnung!“ „Ja- oh ja“ stöhnte Melike. „Nein- nichts ist in Ordnung !“ zischte Koray und nahm Melikes Arme von ihren Schultern. „Wenn Du mich jetzt nicht in die Arme nimmst und küsst, dann ruf ich um Hilfe!“ hauchte Melike.
Und Koray war sich nicht sicher ob sie das nicht wirklich tun würde.
„Melike...hör mir zu..ich bin hier weil...“ Ach verdammt, dachte Koray, das war hier sowieso das Ende der Episode Sinans Schule..
„Ich bin hier weil ich Baden möchte!“ sagte Koray dann.
Melike blieb der Mund offen stehen. „Ja nicht das was Du jetzt denkts...“ stammelte Koray wütend. „Da ist unerhört, wie wie willst Du denn – heute ist Frauentag,--aber du hast ja einen Charchaf an..DU“ sie verstumme und starrte Koray an wie ein Versuchsobjekt.
„DU BIST GAR KEIN MANN!“ „Hat ja eine Weile gedauert!“ murmelte Koray bösartig.
Melike ließ sich auf die Ruheliege an der Wand plumpsen.
Koray löste den Charchaf,streifte die Schuhe aus, zog langsam ihre Jacke aus dann die Hose, die Unterhose, das Hemd und begann dann die Leinenstreifen mit denen sie ihre Brust wickelte zu lösen.
Melike starrte sie an als wäre sie ein Geist.
Ungerührt band Koray sich das Handtuch um, nahm Seife und Mandelcreme und sagte dann:“Ich für meinen Teil gehe jetzt Baden!“
Und verließ die Kabine.
Melike brauchtet einige Augenblicke um zu realisieren was gerade passiert war. Dann griff sie ihre Utensilien und hastete Koray hinterher.

Schweigend wusch sich Melike neben Koray. Koray spürte ihren verstohlenen Blick. „Du heißt gar nicht Koray, oder?“ Zuerst antwortete Koray nicht, sie konnte nicht einschätzen wie Melike weiter vorgehen würde. Dann sagte Sie leise“Nein“
„Darf ich fragen wie Dein richtiger Name ist!“ sagte Melike und versuchte ihrer Stimme einen versöhnlichen Klang zu geben.
Koray wand ihren Kopf und blickte sie direkt an. „Fragen darfst Du, aber erwarte keine Antwort!“
Dann schaute sie auf das heiße Wasser das noch immer aus dem Kran lief. Sie saßen schräg zueinander auf den 2 Marmorblöcken die neben dem muschelförmigen Waschbecken welches in den Boden eingelassen war, standen. Aus dem Augenwinkel konnte jede die andere sehen.
„Gut, wenn Du meinst, es geht mich nichts an!“ in Melikes Worten klang ein unerwartet trauriger Beigeschmack mit.
„Akay“
„Koray-Akay, ein schönes Wortspiel“
Wortspiel, Koray antwortete nicht.
„Soll ich Dir den Rücken schrubben?“
„Warum?“

Sie schwiegen.
„Es tut mir leid!“
„Und mir erst.“ fauchte Koray.
„Ich , ich wusste doch nicht..“
„Ja Du, Du“ fuhr Koray auf und funkelte Melike wütend und bitter an.
„Du hast mir nachgestellt, mich als Deinen Ehemann eingeplant, ich habe alles versucht Dich auf freundliche Art loszuwerden, aber DU hast es nicht begriffen. Das hast Du jetzt davon, ich verschwinde nach dem Bad. Wenn alle Welt weiß wer ich bin, werde ich nicht in der Schule bleiben können.“
„Aber ich bin doch..“
„auch dort! Natürlich, aber Du bist von vorne herein als Frau dort eingetroffen, jeder wusste wer Du bist. Was sollen die Leute denken wenn aus Koray plötzlich Akay wird. Wie soll Sinan Bey sich dann rechtfertigen?“
„Sinan Bey weiß davon!“ es war keine Frage.“natürlich weiß er davon, Du bist ja quasi sein Katib.“

„Und wenn er nichts davon wüsste, was für einen Unterschied macht das? Dann bin ich erst recht ein Betrüger...war eine schöne Zeit. Aber so war das immer...!“

Koray starrte vor sich hin. Was für ein furchtbarer Abend. Sie würde nun wieder mal ihre Sachen packen und ..Koray wollte den Satz nicht zu Ende denken. Ganz unterschwellig wurde ihr bewußt was dort draußen auf sie wartete. Das sie möglicherweise nur Ruhe vor ihrem Schatten hatte weil Sinan sie schützte. Wie auch immer ihm das gelang.
Aber was soll's, das war es mal wieder!

Die Lust aufs Baden war ihr vergangen. Viel Zeit blieb ihr sowieso nicht, gut das wichtigsten Dinge im Stall verstaut waren, einschließlich ihrer Rüstung und Waffen.
Sie würde auch nicht mehr Lebewohl sagen, das wäre ihr zu schwer gefallen.
Koray stand müde auf, wie oft hatte sie ihre Zelte aus einem ähnlichen Grund abbrechen müssen, meist war es bevor ihre Identität aufgeflogen wäre aber immer aus dem Grund das sie in Wirklichkeit eben kein Mann war.

Melike war mit aufgestanden. Sie berührte Koray vorsichtig. Koray wand sich um:“ Was willst Du noch, Melike!“ und blickte in Melikes mit Tränen gefüllte Augen.
„Es - ist – nur“ sagte sie zerknirscht, „Du mußt nicht gehen!“
Koray schaute sie kalt an.
„Ich verrate Dich nicht, noch nicht einmal meinem Bruder werde ich etwas sagen.“
Koray .runzelte zweifelnd die Stirn:“ Warum solltest Du das tun? Jetzt wo Du nichts mehr von mir willst!“
„Vielleicht weil ich doch etwas von Dir möchte, ich möchte von Dir Dinge lernen die mir sonst keiner Beibringen kann. Außerdem – ich weiß nicht warum der Herr Dich gewähren lässt, aber er hat einen Grund und der muss bedeutsam sein, ein Mensch wie er handelt nicht leichtfertig oder aus einer Laune heraus, somit kann ich seine Entscheidung nicht in Frage stellen. Bei mir ist Dein Geheimnis sicher – ich schwöre bei Allah!“
Melike blickte Koray ernst und sehr selbstsicher an.
Koray nickte anerkennend.
„Und ich möchte mich entschuldigen, ich hätte Dir nie so nachstellen dürfen, nur – Du bist der attraktivste Mann in unserer Schule.“ Sie grinste schelmisch.
„Wie hast Du das nur gemacht, jetzt wo Du vor mir stehst verstehe ich nicht wie überhaupt jemand auf die Idee kommen könnte Du seist ein Mann. Gut, du bist recht groß, Deine Stimme ist kräftig aber ,...hm lass uns baden, jetzt schrubbe ich aber Deinen Rücken“
 
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Kommentare  

Das ist eines deiner besten Kapitel. Sehr gelungen.

Jochen (18.03.2011)

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