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Mein Traum vom 09.08.2012

Kurzgeschichten · Experimentelles · Erinnerungen
© Ben Pen
Ich habe davon geträumt, durch Heustreu zu irren. Ich habe etwas gesucht, wollte irgendwo hin, was und wohin, weiß ich nicht mehr. Einmal bin ich in eine falsche Straße abgebogen. Ich habe gemerkt, dass ich viel zu hoch war, und wollte über ein Grundstück abkürzen, dessen Besitzer ich zu kennen glaubte. Früher war es ein öffentlicher Weg gewesen. Diesen hatte sich die Anrainer quasi einverleibt, keinen Plan, wieso.
Die Straße war sehr eng und steil. Über den krumigen Asphalt schabte eine Harke – eine Frau versuchte, ihn von angetrockneter Erde zu befreien. Sie trug einen Pferdeschwanz und Gartenhandschuhe. Um ein Haar hätte sie mich erwischt, woraufhin sie sich entschuldigte.
Als ich mich daran machte, das Grundstück zu betreten, hielt sie mich auf. Es war offensichtlich das ihre. Ich fragte sie danach. Sie erklärte mir, ich dürfe die Abkürzung zwar nehmen, allerdings sollte ich auf die „Zunge“ aufpassen. „Auf die Zunge?“, fragte ich. Sie erklärte mir, dass es sich bei der großen hölzernen Rampe, die ich irrtümlich für Stiege gehalten hatte, um eine Bowling-, nein, Kegelbahn handelte. Tatsächlich sah sie gar nicht aus wie eine: Da waren dicke Bretter eines dunklen Holzes auf Stufen drapiert, flankiert von einem ebenso hölzernen Geländer. Sie wirkte vielmehr wie ein Bootssteg.
Schließlich kam auch noch ihr Mann hinzu, ein Chinese. Er trug ein blaues T-Shirt. Er stand einfach nur da, lehnte am Gartenzaun und beobachtete die Szene. Als gebe er Acht auf seine Frau. Das machte mir Angst.
Letztendlich verabschiedete ich mich und ging einfach die Rampe runter. Ich hatte keine Ahnung, was die Frau mit ihrer „Zunge“ gemeint hatte, aber es schien etwas ganz unten zu sein. In meiner Hand hielt ich einen kleinen Frosch. Er war rot und kaum größer als mein Daumennagel. Die ganze Zeit über hatte er versucht, abzuhauen. Ich hielt ihn sorgsam fest, gefangen, obschon ich natürlich achtgab, ihn nicht zu zerquetschen.
Unten angekommen, musste ich ein Gatter öffnen. Vielleicht war das die Zunge? Der Mechanismus schien sehr liedschäftig. Gerade darum ließ ich ihn besonders vorsichtig wieder einrasten.
Auf meinem weiteren Nachhauseweg schlug ich noch einen weiteren Irrweg ein, was ich aber bemerkte und meinen Kurs dahingehend rechtzeitig korrigierte. Ich kam an ein paar Körben vorbei, geflochtene Körbe, aufgereiht an einer Mauer. Darin befanden sich irgendwelche Kleinigkeiten, Plunder, Schmuck, in einem lagen sogar Handys von der flachen, neumodischen Sorte. Die Szene wirkte wie eine Mischung aus „Die wundersamen Brotvermehrung“ und dem andächtig philosophischen Versuch, zumindest einmal am Tag auf etwas zu verzichten.
Und da kommt auch schon wieder die Erinnerung: Ich hatte mich in meiner Studentenbude befunden. Draußen war es schön gewesen. Ich war hinausgegangen, im Schlafanzug, die Straße runter und wollte einen Bus nehmen. Erst unten war mir aufgefallen, dass ich ja gar keinen Geldbeutel dabei hatte und damit auch keinen Ausweis für den Bus. Also hatte ich wieder kehrt gemacht.
Auf dem Weg hinauf war ich durch einen Haushaltswarenladen gekommen; ich erinnere mich an orangefarbene Plastikkisten mit Schrauben oder Nägeln darin. Und Bohrmaschinen. Zwei Jungs in Schwarz waren an mir vorbeigegangen. Sie hatten sich über irgendetwas unterhalten. Auf mich hatten sie den Eindruck von Kriminellen gemacht. Später hatte ich dann den Frosch gefunden.
Aber zurück ins Hier und Jetzt: Etwa auf Höhe der Körbe ist aus dem rotschwarz gesprenkelten Fröschlein ein kleiner Hund geworden. Das komische daran: Es war mitnichten ein Welpe, sondern ein junger Hund. Und zwar ein Schäferhund. Allerdings klein genug, um komplett in einer, meiner Faust zu verschwinden. Immer wieder lugte sein Köpfchen aus der geschlossenen Faust heraus. Er fiepte, strampelte mit den Beinen.
Ich wollte ihn mit nachhause nehmen. In dem Moment befand ich mich in Heustreu und nicht länger in Würzburg, wo ich während meines Studiums wohne. Ich fragte mich, ob ich den Hund behalten dürfte. Ich war mir echt nicht sicher.
Auf den letzten Schritten wurde mir bewusst, dass es sich bei ihm um nichts andres als ein Spielzeug handelte. Sein Zappeln markierte einen Countdown. Also ließ ich ihn frei. Und der Frosch – denn dazu war der Hund geworden – explodierte. Übrig blieb ein roter Flatschen auf dem Gehsteig, der alle Viere von sich streckte. Er tat mir leid, und ich hegte einen gewissen Groll gegen den Erfinder dieses wortwörtlichen Knallfrosches. Ich hätte ihn doch so gerne mit nachhause genommen!

Gerne dürft ihr euch an einer Deutung versuchen! Ich bin gespannt, was ihr dazu zu sagen habt! =)
 
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Kommentare  

Zwar etwas wirr, wie Träume eben sind aber dennoch unterhaltsam und witzig.

Dieter Halle (10.08.2012)

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