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Nächtliche Patrouille über Berlin (Der alte Traum vom Fliegen)

Fantastisches · Poetisches
Dunkelheit kriecht über die Stadt, mit dem Vollmond es die einzige Lichtquelle am Himmel hat. In dieser Nacht werde ich die Schwerkraft besiegen und mir erfüllen den alten Traum vom Fliegen. Die Ausrüstung dafür habe ich komplett, ein antigravitisches Exoskelett durch meine Hirnströme gesteuert, meine Körperwärme ist es, die alle Systeme mit Energie befeuert, die fürs Fliegen notwendig sind. In dieser lauen Sommernacht weht nur ein schwacher warmer Wind, ich freu´ mich aufs Fliegen wie ein Kind. Um im Dunkel etwas zu seh´n habe ich ein Augenliderprojektionssystem mit zahlreichen Sensoren, ohne diese Sehhilfe wäre ich sonst beim Fliegen im Dunkel verloren.

Ich verlasse das Haus erst einmal zufuß, weil man ja nicht grundlos auffallen muß trage ich das Exoskelett unter der schwarzen Kleidung zu des Auffallens Vermeidung. Ich begebe mich zu einem weitläufigem Park in unserem Wohngebiet, damit niemand mich heute Nacht abheben sieht im Mondenschein, eine UFO-Sichtung heute Nacht, das muß wirklich nicht sein. Der Park liegt still und friedlich da, kein Mensch ist zu sehen und die Bedingungen für den Start sind wunderbar. Ich setze mein EPOC- Headset auf mit dem Augenliderprojektionssystem, ein kurzer Test jetzt kann es losgeh’n. Noch einmal vergewissere ich mich daß niemand mich sieht, dann verlasse ich senkrecht aufsteigend das Gebiet.

Mein Sichtfeld ist monochrom aber klar, die Informationen über meine Umgebung liefern mir Restlichtverstärker, Infrarotscanner und eine Mischung aus Echoortung und Radar. Ich fliege schnell wie der Falke und lautlos wie die Eule, doch ich muß aufpassen bei einer Kollision gäbe es mehr als nur eine Beule. Das antigravitische Exoskelett läßt mich schweben, das Trägheitsverlagerungssystem mich vorwärts streben, so beginne ich meine Patrouille über der nächtlichen Stadt und schaue was sie mir zu bieten hat. Der Straßenbahn Gleise dienen mir als Orientierung, bei dem dichten Straßennetz in Berlin gäbe es sonst eine große Verwirrung.

Knapp über den Dächern fliege ich die Straßen entlang, in meinen Ohren höre ich des Fahrtwindes Gesang, so erreiche ich schon bald die Buschallee und bestaune das nächtliche Treiben welches ich am Boden seh’. Der Buschallee folge ich bis zur Berliner Allee, immer entlang der Gleise welche ich am Boden seh’. Die Berliner Allee geht es entlang, zum Antonplatz, dann durch die Greifswalder Straße wo sich der gleichnamige S-Bahnhof befindet, der Bahnhof der Ringbahn welche sich um die Stadt windet. Ich erreiche schließlich die Otto-Braun-Straße am Friedrichshain, an dieser Stelle halte ich ein und verweile ein paar Minuten nur. Hier steht eine Kirche, doch ihre Uhr sie steht still seit ein Blitz in den Turm gefahren, jetzt kann sie mit ihrem viertelstündlichen Schlagen nicht mehr den Leuten die Uhrzeit sagen.

Der Friedrichshain liegt still in der Nähe, ich patrouilliere ein paar Runden darüber und sehe manch Pärchen auf den Bänken sitzen und beobachten die Sterne die am Himmel blitzen. Dann fliege ich weiter immer entlang der Gleise, eine Straßenbahn fährt unter mir leise, die Linie M4 ist’s, in Richtung Innenstadt, ich will sehen was das Stadtzentrum in der nächtlichen Draufsicht zu bieten hat. So erreiche ich den Alexanderplatz, die Restwärme der Bodenplatten schimmert im infraroten Bereich wie ein Schatz, auch einige Nachtschwärmer sind zu sehen, wie sie zum Kino oder ins Restaurant gehen. Ich lande auf dem Dach des Park- In – Hotels um mich etwas umzusehen, mein Sichtfeld ist klar ich sehe gut, mal sehen was sich in der Stadt noch so tut.

Hinter den offenen Fenstern eines großen Wohnhauses in der Nähe ich manche menschliche Wärmesignaturen sehe, die Menschen haben die Fenster offen weil sie sich von der Nacht etwas Abkühlung erhoffen. Die Neugier erfüllt mich, ich möchte lauschen was wohl die Menschen hinter offenen Fenstern für Informationen austauschen, so starte ich vom Dach des Hotels wieder und lasse mich auf dem Dach des Wohnhauses nieder. Meine Kleidung ist tief schwarz so wie die Nacht, was eine Entdeckung ziemlich schwierig macht, so lausche ich den Dingen die aus dem Fenster an meine Ohren dringen.

Eine Frauenstimme ist zu hören, sie erzählt über alles was sie tut an der Welt stören, ich höre nur ihre Stimme schwadronieren und denke sie wird wohl telefonieren, sie schwätzt über die Ereignisse vom vergangenen Tag und über jeden ach so schweren Schicksalsschlag. Bei dem was ich höre kann ich wohl sagen, es scheint ihr zu gefallen sich zu beklagen, sie schwätzt ständig nur von sich fast jedes achte Wort lautet „ich“. Ich bin sie leid diese Hirngespenster drum fliege ich zu einem anderen offenen Fenster im obersten Stock, dort spricht man übers Designern, ich hab richtig Bock dem länger zuzuhören. Ich lege mich leise aufs Dach und lausche, ich will ja nicht stören.

Ich erfahre so allerhand, vieles ist außerordentlich interessant was man sich so über Modedesign erzählt, mir scheint ich habe das richtige Fenster zum Lauschen gewählt. Eine gute Stunde höre ich zu, dann gehen die Leute in der Wohnung zur Ruh und ich erhebe mich wieder von meiner Beobachtungsposition. Was, dreiviertel zwölf schlägt die Rathausuhr schon? Es ist wohl Zeit heimzukehren so denke ich und auf den Heimweg mache ich mich. Es geht den gleichen Weg zurück, ich folge einer Straßenbahn ein Stück in dem ich ihr Tempo halte, es ist die M4 mit dem Ziel Falkenberg, dann beschleunige ich wieder, die Bahn fällt zurück.

Ich steuere den Park an von wo ich gestartet, ich taste ihn ab um zu sehen ob niemand dort wartet, kein Mensch ist zugegen so es der Sensoren Informationen sagen und ich kann unauffällig die Landung wagen. Ich bin wieder am Boden, die Nacht ist warm, mein Headset mit Augenliderprojektionssystem nehme ich unter den Arm und gehe nachhause, diese nächtliche Patrouille war eine herrliche Sause.
 
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Kommentare  

Danke! Ich muß zugeben daß diese Art zu fliegen sehr verführerisch klingt, aber die Steuerung via EPOC-Headset erfordert einiges Training und eine gewisse Konzentration. Am einfachsten ist da noch die gewöhnung an das Augenliderprojektionssystem, es projiziert das Bild mit den Sensoreninformationen auf die Oberfläche der geschlossenen Augenlider so daß man mit geschlossenen Augen sieht. Der Vorteil dieser Technologie liegt auf der Hand, man muß nicht blinzeln und es können einem auch keine Kleinstpartikel oder Insekten in die Augen fliegen.

Andreas Kretschmann (27.07.2014)

Na, vielleicht wird dein Traum eines Tages wahr. Gut geworden. Da möchte man am liebsten mitfliegen.

Gerald W. (27.07.2014)

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