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Eine ganz, ganz kurze Geschichte über den schönsten Sommertag eines Lebens

Kurzgeschichten · Sommer/Urlaub/Reise · Erinnerungen
Der alte Waschzuber stand in der Einfahrt unseres Hauses.
Er gehörte Oma, die ihn seit den Tagen des Krieges bis 1965 zum Wäsche waschen benutze,bis Opa ihr endlich eine dieser modernen Waschmaschinen in die Waschküche im Keller stellte.
Keine Wolke war am blauen Himmel zu sehen. Ungehindert schien die Sonne heiß herab und heizte das kalte Wasser im Waschzuber auf. Nachdem er vier Stunden dort so gestanden hatte, traute ich mich zuerst ein, dann beide Beine ins Wasser zu tauchen und setzte mich schließlich ganz hinein. Ein vierjähriger Bub passte problemlos in diesen überdimensionalen Zuber. Ab und an strich der Wind träge durch die Bäume und bewegte Opas Rosen. Die Sonnenstrahlen tanzten auf der Wasseroberfläche und ein unsichtbarer Besucher spritze mir das reflektierende Licht in die Augen die ich kichernd zusammen kniff. Die beiden Fliederbäume vor Omas Küchenfenster, einer lila, der andere weiß, standen in voller Blüte ...

Ich weiß nicht warum; in meinem Leben gab es viele Sommertage und so manches schöne und überaus sinnliche Erlebnis und doch ... blieb mir von allen diesen nur jener Tag und Augenblick im Gedächtnis in denen ein vierjähriger Bub allein in einem Waschzuber lag, in klarem Wasser, umgeben von duftendem Flieder, blühenden Rosen und Apfelbäumen, in einem alten, verbeulten Waschzuber aus Kriegstagen, einem Zeugnis vergangener, gelebter und durchlittener Zeiten, einem Beweis des Überlebens und dabei hatte das Leben dieses Buben gerade erst begonnen.

Ende
 
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