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Söhne des Lichts Teil II

Romane/Serien · Spannendes
Der Tee wurde serviert. Nach dem der Diener den Servierwagen abgestellt hatte, zog er sich mit einem dezenten Nicken wieder zurück, und schloß die Tür.
Vor dem Panoramafenster, das zur Stadt hin lag, waren zahlreiche Brände zu sehen. Überall in der Stadt stiegen Rauchwolken auf. Aus allen Ecken ertönten die Alarmsirenen. Der Mann am Fenster wandte sich dem Raum zu und schritt gemächlich zum Servierwagen hinüber. Er griff nach einer Tasse, goß sich Tee ein und ließ zwei Stück Zucker darin versinken. Mit einem kleinen Silberlöffel rührte er langsam in seiner Tasse herum, ehe er einen kleinen Schluck trank.
Nach einer Weile, in der er die holzgetäfelte Wand angestarrt hatte, setzte er sich an den Schreibtisch. Er drehte sich, versunken in Gedanken, mit dem Stuhl hin und her, um letztendlich wieder einen Blick aus dem Fenster zu werfen.
In regelmäßigen Abständen trank er kleine Schlucke des heißen und süßen Getränks. Er bevorzugte Earl Grey. Wenn es auch fast schon als Sünde galt, das Aroma dieses wunderbaren edlen Tees so mit Zucker zu verdecken, daß er seinen Karakter nahezu einbüßte. Doch es war ihm vollkommen gleich gültig, was andere über ihn dachten oder sagten. Die mehrzahl derer, die negativ über ihn gesprochen hatten, taten dies heute nicht mehr.
Der Mann sah sehr zufrieden aus, wie er da zum Fenster hinaus blickte und an seiner Tasse nippte. Lange saß er da, ohne ein Wort zu sagen oder etwas zu tun. Er blickte einfach auf das hinab, was vor wenigen Stunden noch eine geschäftige und lebendige Stadt gewesen war, nun aber beinahe im sterben lag.
Es klopfte.
„Herein!“ Sagte der Mann laut.
„Es sind zwei Herren gekommen, die sie sprechen möchten“, erklärte der Diener, der herin getreten war.
„Polizei?“
„Nein.“
„Gut. Dann führe sie herin, Karl.“
Der Mann am Schreibtisch drete sich wieder zum Fenster, so als interessierte er sich nicht für seine Besucher. Augenblicke, nach dem Karl hinaus gegangen war, führte er die beiden Besucher hinein in das großzügige Büro. Die beiden Besucher waren mittleren Alters. Sie trugen dunkle Anzüge und machten einen gediegenen Eindruck.
Der Mann am Schreibtisch drehte sich zu seinen Gästen um. Dabei ließ er ein strahlendes Lächeln sehen. Sehr gefährlich, wie jeder wußte, der schon mit ihm zu tun gehabt hatte. Er breitete gönnerhaft die Arme aus.
„Setzt euch zu mir, meine Freunde. Nehmt eine Tasse Tee. Er ist noch ganz frisch!“
Die beiden Männer sahen sich kurz an und setzten sich. Als sie sich am Tee bedient hatten sahen sie den Mann hinter dem Schreibtisch ernst an.
„Nun, berichtet, wie ist es gelaufen? Sind alle Ziele erreicht worden?“
„Wie uns zur Kenntniss gebracht wurde, konnten alle Ziele erreicht werden, Herr Petersen“, begann einer der beiden zu berichten.
„Sehr gut. Nein besser als gut! Ich denke, wir sollten weiter machen mit dem Plan. Gibt es übrigens Verlußte? Zu beklagen?“
„Nein. Alle Einsatzgruppen sind intakt und haben sich abgemeldet.Sie warten auf weitere Befehle, so wie wir, Herr Petersen.“
Petersen erhob sich und ging zur Bücherwand gegenüber des Schreibtisches hinüber. Dabei konnte er es nicht lassen, einen erneuten Blick aus dem Fenster zu werfen. Die Stadt versank mehr und mehr im Chaos. Petersen hatte ein Grinsen auf dem Gesicht, welches die anderen beiden aber nicht sahen.
„Ich gebe euch neue Anweisungen“, sagte er und zog ein Bündel Papier aus dem Regal, das er den Männern übergab.
„Ich kann mich darauf verlassen, daß alles wie vorgesehen ausgeführt wird?“
Petersen sah beide männer streng an, wobei er sie abwechselnd ins Auge fasste.
„Selbstverständlich! Wie können sie daran zweifeln? Wir haben – nein SIE haben – drei Jahre dafür aufgewendet, den Plan aus zuarbeiten. Wir sind nur ihre Lakaien, die ihn buchstabengetreu umsetzen! Wie können sie also zweifel haben?“
„Weil ich an dir zweifle, Kerdig, zu redest einfach zu viel!
Petersen zog eine Pistole und feuerte drei mal. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Kerbig ungläubig drein, ehe er mit offenem Mund – so als wollte er noch etwas sagen – tot zu Boden fiel.
„Verdammter Schwätzer!“ Brummte der andere Mann und sah zu Kerbig hinunter, dann wieder zu Petersen, der die Waffe inzwischen ebenso schnell wieder hatte verschwinden lassen, wie er sie zuvor gezogen hatte.
„Verdammt richtei, Meinl. Kerbig war ein verdammter Schwätzer. Aber immerhin ein guter Mann. Doch auch die besten verfallen dem Untergang, wenn sie eine Gefahr zu werden drohen. Hattes du ihn nicht angeschleppt und in den höchsten Tönen gepriesen?“
Meinl nickte und setzte sich wieder auf seinen Stuhl.
„Nun wirst du dich um die Rekrutierung neuen Kannonenfütters bemühen müssenm, fürchte ich. Wirklich schade, daß ich ihn erschießen mußte. Aber du hast gesehen, er wollte auf mich los gehen! Wie sieht es übrigens mit dir aus, Meinl? Kann ich dir vertrauen?“
Petersen sah ihn schalf an. Er wußte Meinl würde jeden Eid leisten, den er ihm abverlangen würde, nur um von hier weg zu kommen. Ewige, unverbrüchliche Treue würde er ihm geloben, immer auf einen Moment hoffend, an dem er die ganze Sache übernehmen konnte. Petersen machte ich in dieser Beziehung nichts vor. Doch er konnte sich beim besten Willen nicht um alles selbstz kümmern. Er hatte zwar alle Fäden in der Hand, an denen seine Leute zappelten, wenn er daran zog, doch die Fäden geknüpft hatten andere für ihn.
Er brauchte solche Ergebenheitsschwüre nicht. Alles was jetzt von Nöten war, was ein zuverlä#ssiger Bote, der seine Anweisungen weiter geben konnt, und dies auch ohne zögern tun würde.
Meinl schien ihm der Mann der Stunde zu sein. Vor allem nach dieser kleinen demonstration eben.
„Nun, Ich habe getan was ich getan habe, um dir zu zeigen, was dir geschieht, wenn du mich verratenb solltest. Und du kannst mir glauben, ich kann dich immer und überall erledigen. Selbst im Knast unter en Augen der Bullen. Ich hoffe, du siehst jetzt klar.“
Petersen setzte sich ebenfalls wieder an den Schreibtisch und trank in aller Ruhe einen Schluck Tee.
Meinl saß ihm gegenpber und schwieg. Viele Gedanken gingen ihm im Kopf herum. Vor allem aber verfluchte er den Tag, an dem er Petersen kennen gelernt hatte, und bei ihm anheuerte. Das Petersen ein fieser Sack Scheiße war, wußte er bereits. Ein Leben bedeutete diesem Mann nicht besonders viel. Aber Meinl merkte erst als en kein zurück mehr gab, worauf er sich eingelassen hatte. Und hier saß er nun. Sein Freund und Kollegfe lag tot neben ihm auf dem Teppich.
Sein Schicksal würde von seinen nächsten Worten abhängen.
„Nun, habe ich mich klar genug ausgedrückt? Oder willst du auch mit Mister neun Millimeter Bekanntschaft schließen?“
Meinl schütelte vorsichtig den Kopf, schwieg aber.
„Scheint, als hättest du es kapiert. Nun gut. Geh zu unseren Kontaktleuten und übergieb ihnen diese Papiere,“sagte Petersen ruhig und gab ihm vier Umschläge. Die Blätter, die er aus dem Regal geholt hatte, waren nun mit Blut besudelt. Doch das machte nichts. Sie waren ohnehin leer.
Meinl steckte die umschläge ein.
„Na, worauf wartest du noch? Raus hier !“
Meinl erhob sicxh eilig und sah zu von hier zu verschwinden. Auch das Haus ließ er eilig hinter sich zurück, froh noch am Leben zu sein.
Petersen goß sich neuen Tee ein und ging zum Fenster hinüber, so alös sei nicht das geringste geschehen. Zufreiden sah er auf die Stadt – oder das was von ihr übrig war- hinunter. Bald würde sie ihm gehören. Und daas sollte erst der Anfang sein. Er wußte zwar noch nicht, ob sein Plan vollkommen aufgehen würde – dafür gab es einige Variablen, die er nicht hatte kalkulieren können – doch er war frohen Mutes. Es hing natürlich auch ein Stück weit von Meinl ab.
Besser er enttäuschte Petersen nicht.
„Es wird schon alles wewrden, wie es muß“ sagte Petersen und trank seinen Tee langsam aus, wobei er auf die brennende Stadt hinab sah.
„So muß Nero sich gefühlt haben, als er auf das brennende Rom blickte,“ flüsterte er leise und seine Augen begannen vor Erregung feucht zu glänzen.
 
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