Dr. Böse

Ich sitz hier schon eine ganze Stunde bei meinem tollen Hausarzt und warte darauf, das er mich reinbittet. Der ganze Wartesaal ist voller junger Leute. Das ist auch gar nicht merkwürdig, denn am Wochenende, wir haben heute Montag, war irgendeine große Technoitzveranstaltung und mein Arzt schreibt gerne und lange krank. Eine Zeit lang war er in Schwerin nur auf Platz 2 der Krankschreibcharts aber eine Frau Dr. Möbius starb zu seinem Glück und nun ist er King bei allen die nur simulieren.
Wäre ich Arzt, würde ich nur die krankschreiben, denen man die Krankheit auch ansieht. Ein Mensch mit lachendem und rosigen Gesicht bräuchte bei mir gar nicht sitzen. Vielleicht gibt es Schilder zu kaufen auf denen solche Gesichter durchgestrichen sind.
Sicher wird es später auch so sein, dass man nur in eine Praxis kommen kann, wenn man an einem Computer, der die Tür öffnet, seinen Atem oder gleich das Blut untersuchen lässt. Ist man krank geht die Tür auf und wenn man nicht krank ist und simulieren wollte kommen die Bullen und man sitzt im Knast. Das wird so kommen.
Ich glaube nicht, dass mein Arzt von seinem Stand als Krankschreibstar weiß und würde ihm das jemand sagen, würde er sicher sich damit verteidigen, dass nur kranke Menschen simulieren. Die brauchen ja auch nur krank in der Seele sein und er würde sagen das psychische Schmerzen sich auch bald auf den Körper auswirken könnten. So ist der gute Mann. Nur der Name Dr. Böse stört ein wenig. Aber dafür kann er nichts.
Neben seiner Praxis betreut er auch noch dicke Menschen und sagt ihnen was sie essen sollen um dünn und gesund zu werden. Ach auch das könnte ich ohne weiteres. Laut würde ich in den Kreis der Fetten „Obst, Gemüse und Sport“ schreien und fertig wär. Sowieso wäre ich ein Superarzt. Zwar ohne Studieren aber dafür mit gutem alten Sprichwortwissen. So würde bei einem Knochenbruch auch schon mal das Sprichwort „Mit der Zeit heilen alle Brüche“ als Arznei ausreichen müssen. Am liebsten würde ich Hausbesuche bei 20 jährigen bettlägerigen Frauen ohne Geschlechtskrankheiten machen. Auch hier wäre die Medizin nicht gerade unalternativ und man weiß ja was die Liebe alles bewirkt.
Mein Warteraum wäre aus Lebkuchen gemacht und nur Frauen würden von mir gründlich untersucht. Männer dürfen nur kurz ihre Chipkarte abgeben, damit ich das Geld abziehen könnte. 300 Euro für ein Wort eines Sprichwortes wären da schon angebracht. So würde ich für das Sprichwort „Bis zur Hochzeit ist wieder alles gut“ 2100 Euro einsacken. Doch eigentlich wären mir Männer egal. Poppen tue ich ja auch nur Frauen und würde somit auch einen Sinn darin sehen, wenn ich eine von denen vor dem Sensenmann errette.
Leider ist es ja so, dass man keinen Bonus bekommt, wenn man einen Menschen errettet. Eigentlich müsste es ja so sein, dass der Arzt am Weiterleben des Menschen mit 5-50 % beteiligt ist. Der Prozentsatz leitet sich nach der Höhe der früheren Sterblichkeit vor der Rettung ab und diese Prozente werden dann von jedem verdienten Sümmchen des ehemaligen Patienten abgezogen.
Früher war dies sicher gang und gebe. Doch was motiviert einen Arzt heute noch ein Leben zu retten? Allein das gute Gefühl wird wohl nicht reichen und mit der Zeit wird sogar das verblassen. Man geht sicher nach Hause und denkt nur „Hui heute hab ich gute Arbeit geleistet“. Ich wäre anders. Ich würde diese Verträge mit den Prozenten aufsetzen lassen und jeder der wirklich schon fast tot ist würde liebend gerne unterschreiben, wenn er wüsste das ich ihn retten könnte.
Meine Sprechstundenhilfen müssten alle einen Miss-Arsch-Wettbewerb gewonnen haben und würden mir auf Befehl gehorchen. Putz, aufschreiben, streicheln, bezahlen usw.