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Gott im Ausverkauf

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Einst stand ein Händler
Hinter seinem Stand auf dem Markt.
Er rief:
"Ich verkaufe euch, was ihr braucht!
Kommt und verehrt den höchsten Gott!"
Bald kam ein Mann vorbei.
Er nahm den Gott in die Hand,
Betrachtete ihn von allen Seiten und
Fand Gefallen an ihm.
Nach dem Preis gefragt, antwortete der Händler:
"Wenn Ihr ihn wollt, dann
Gebt ihm alles, was ihr habt
Und was ihr seid.
Dieser Preis mag ihm genügen."
Der Kunde empörte sich ob dieser
Ungeheuerlichen Forderung und sprach:
"Da will ich mich doch lieber
Woanders umsehen, ob sich da
Nichts Billigeres findet."
Und er ging weiter, um
Nach einem billigeren Gott zu suchen.

Nach einiger Zeit
Trat ein zweiter Kunde an den Stand heran.
Auch ihm gefiel der Gott, und er
Fragte den Händler nach dem Preis.
Dieser war vorsichtig geworden und sagte:
"Nun, er gibt Euch vieles. Allerdings
Fordert er auch Eure Liebe.
Jede Woche eine Stunde
Solltet Ihr mit ihm verbringen."
Bedauernd
Schüttelte der Mann den Kopf
Und ging weiter.
Er hatte einfach keine Zeit.

Als nun zum dritten Mal ein Mensch herantrat,
Drückte ihm der Händler den Gott in die Hand
Und sagte:
"Nehmt ihn, nutzt ihn,
Wann immer Ihr ihn braucht.
Er kostet nichts, und ich bin froh,
Wenn ich ihn los bin."
Verwundert nahm der Mann den Gott
Und ging mit ihm nach Hause.
Dort stellte er den Gott in ein Regal
Und erzählte jedem, den er traf,
Dass er nun endlich einen Gott gefunden habe,
An den er wirklich glauben könne.
 
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Kommentare  

Wenn das so einfach wäre? Aber eine gute Geschichte - fast ein Gleichnis unserer Zeit, in der man für den wahren Gott nichts, auch wenn ihm dafür besseres verhiesen wird, geben und dafür alles haben will. Das ist leider wahr!

Andreas Tröbs (02.01.2012)

Klasse Geschichte , wirklich genial.

und Gerrit , das einfach so mit schlechten Argumenten vom Tisch zu wischen ist auch falsch , weder das eine noch das andere kann man beweisen. außerdem muss man den gott in der geschichte nicht biblisch deuten.das die biblischen schöpfungsgeschichten usw nicht eins zu eins auslegbar sind ist wohl den meisten klar.aber selbst einstein glaubte an gott un der hatte jedes argument dagegen in der hand ...
die gottesfrage hier zu diskutieren würde ewig dauern , aber die kurzgeschichte brauch wie gesagt keine streng biblische gottesauslegung für ihre lehre.


sternensucher (11.01.2008)

geniale Geschichte!

Mareike Dörr (05.01.2008)

Bezüglich Gottesglaube:

Gott hat die Welt erschaffen ?

Der hat gar nichts erschaffen, da es diesen Gott im biblischen Sinne nicht gibt und ihn naturwissenschaftlich auch nicht geben muss.

Gott ist ein rein menschlich fiktiver Lückenfüller überall da, wo die Naturwissenschaft nicht mit Antworten weiterkommt.
Benötigt eine Ameise, ein Wolfsrudel oder eine Spinne einen Gottesglauben um leben zu können? Was wäre, wenn die Evolution den Menschen nicht erschaffen hätte ? Gäbe es dann die Welt nicht, nur weil der Mensch fehlt, der diese Welt "erkennt" ? Ist die Existenz der Spinne an die Existenz des Menschen gebunden ? Wohl kaum !!!!

Der Glaube des Menschen an den biblischen Gott ist u.a. Ausfluss des Größenwahns der Menschen, die sich innerhalb unseres Kosmos für das "auserwählte Volk" oder die "Krönung der Schöpfung" halten. Man sollte sich einmal überlegen was für ein Quatsch das ist, dass ein Gott seinen Sohn zur Erde schickt um die Menschen zu erlösen, indem er sich für diese kreuzigen lässt. Das impliziert, dass es da noch etwas gibt, was höher ist als Gott selbst. Denn wenn das nicht so wäre, müsste Jesus nicht diesen Leidensweg (vgl.Menschenopfer)gehen. Wenn es aber etwas höheres noch als Gott gibt, was nur dadurch besänftigt werden kann, dass Gott seinen Sohn opfert, dann ist Gott kein allmächtiger Gott, da er somit nicht das höchste Etwas/Wesen im Universum ist.


Gerrit (01.01.2006)

Tolle Story!
Wie gesagt, ich habs nicht so mit dem Glauben, aber die Geschichte find ich super. Sie wirkt wie ein Gleichnis aus dem Neuen Testament, das in die heutige Zeit transferiert wurde. Sehr treffend. Fünf Punkte


Tom (14.09.2003)

Echt gelungen! Ich glaube zwar absolut an einen Gott, zu dem man eine persönliche Beziehung haben und dessen Kraft ich auch für mein Leben in Anspruch nehmen kann (was ich auch tue - ich könnte nicht ohne), aber finde es schrecklich, wenn Menschen meinen, sie könnten den Schöpfer des Universums nur so als brauchbaren Zusatz in ihrem Leben mitführen, letztendlich aber weiterhin ihr Leben selbst in der Hand haben. Die Geschichte zeigt super, wie vermessen und absurd es eigentlich ist, wenn ein Mensch selber bestimmt, wie Gott zu sein hat.

Taimou (20.07.2002)

besser hätte man die heutige sicht der menschen in bezug auf "gott" nicht ausdrücken können. 5 Punkte!

*Becci* (18.07.2002)

Und noch eine Geschichte mit beißendem Unterton.
Ich musste an einige Bekannte von mir denken, die keinen Workshop, keinen Ratgeber, keinen Meditationskurs auslassen der ihnen verspricht, mit ihrem Höheren Selbst in Kontakt zu kommen und wenig kostet.
"Kontakt mit dem Höheren Selbst in unserem Wochenendseminar. In 24 Stunden von Null zur vollständigen Erleuchtung. Nur Euro...."
Ja, was nehmen wir doch alles auf uns, wenn's nur möglichst wenig Zeit und Geld kostet.
Schöne kleine Satire auf den Fast-Food-Esoterik-Wahn.
5 Punkte


Heike Sanda (21.06.2002)

Mein Artheistenherz applaudiert. Kurz und gut. Womit mal wieder bewiesen wäre, daß gute Geschichten nicht in Büchern stehen.

paradis_3001 (24.03.2002)

Muss ich mich anschliessen.
Die Geschichte ist toll und zeigt den heutigen Zeitgeist in Bezug auf Gott und Religion perfekt auf. Obwohl ich auch der Meinung bin, dass jeder auf seine eigene Weise an seinen Gott glauben sollte.
Gratuliere dir Stefanie!!


Pascal (17.06.2001)

Hi Stefanie, eine geniale und realitätsnahe Geschichte. Ja, jeder will seinen ultimativen Gott finden - doch keiner ist bereit, auch nur das Geringste dafür zu tun. Bin wirklich beeindruckt, wie viel Wirkung die simple und kurze Geschichte doch hat. Das ist die Kunst des Schreibens. Du hast den Nagel absolut auf den Kopf getroffen. Applaus!!!! Liebe Grüße, bignose

bignose (16.06.2001)

Das ist eine schöne Geschichte. Meine Frage: Hat er den Gott genommen, weil er nichts geben mußte, oder weil er nichts geben brauchte? Mir würde das "brauchte" besser gefallen!
www.inkpark.de


André Finken (06.04.2001)

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