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Was wäre, wenn - Liebesgedanken einer Analytikerin

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Bereits seit geraumer Zeit verspüre ich eine gewisse emotionale Zuneigung zu einer mir bekannten Person des anderen Geschlechts. Eine konkrete Offenlegung meiner diesbezüglichen Emotionen habe ich bisher jedoch vermieden, aus Gründen, die ich im Folgenden kurz ausführen möchte.

Man stelle sich die potentiellen Reaktionen des Objekts meiner Sympathie (im Folgenden kurz: das Objekt) auf eine hypothetische Liebeserklärung meinerseits vor:

Da ist zunächst Variante a) freudige Überraschung seitens des Objekts mit anschließender gemeinsamer Familiengründung. Da diese Möglichkeit mit ca. 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit ins Reich der Illusion zu verweisen ist, möchte ich mich zügig Variante b) zuwenden: Ehrliche Betroffenheit und möglicherweise sogar Rührung des Objekts, gefolgt vom gegenseitigen Versprechen, gute Freunde bleiben zu wollen. An dieser Stelle wird deutlich, dass sich Variante b) in zwei mögliche Unterpunkte gliedert, die sich wie folgt darstellen lassen: Erstens: Aufgrund der durch mein Geständnis erzeugten beträchtlichen beiderseitigen Verlegenheit rückt die tatsächliche Möglichkeit einer platonischen Freundschaft in weite Ferne, und das Objekt bemüht sich, den Kontakt diskret im Sand verlaufen zu lassen.
Es ist anzumerken, dass es sich bei dem gerade erwähnten um das weitaus wahrscheinlichere Ergebnis handelt. Der Vollständigkeit halber soll jedoch auch die zweite Möglichkeit angesprochen werden: zwischen dem Objekt und mir entwickelt sich tatsächlich eine gegenseitige Zuneigung, die die Bezeichnung Freundschaft verdient, und die dabei stets der platonischen Ebene verhaftet bleibt. Diese Möglichkeit ist zwar gegenüber den verbleibenden Alternativen recht wünschenswert, aber dennoch eher unwahrscheinlich.
Bleibt nur noch Variante c), von der ich hoffe, dass das Objekt über ausreichend Selbstbeherrschung verfügt, um eine solche Entwicklung zu vermeiden: Erstaunte Sprachlosigkeit, gefolgt von einem anhaltenden Lachkrampf des Objekts bis zum völligen Zusammenbruch.

Angesichts der hier aufgeführten potentiellen Konsequenzen einer emotionalen Selbstoffenbarung ist meine bisherige Zurückhaltung sicherlich allgemein nachvollziehbar.
 
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Kommentare  

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5pkt.


jaana (12.02.2005)

Trocken, zynisch und sehr treffend.
Selbst, wenn das nur ausgedacht ist, ist es prima. Leider geht es einem im echten Leben oft so.
Eine coole Analyse der Wirklichkeit: Kalt wie die Realität eben!
5 Pts


Stefan Steinmetz (01.10.2003)

Es gefällt mir, wie du das emotionalste Thema, das überhaupt existiert, auf eine trockene Analyse reduzierst. Köstlich! Dafür geb ich unterkühlte fünf Punkte.

Tom (14.09.2003)

he, die story find ich echt mal klasse! super geschrieben, toll ausgeführt. auf den gedanken muss man erstma kommen!
5 PUNKTE!


Nina (20.05.2003)

Ich sollte wohl mal besser meine Vorstellungen von
Rechtschreibung überarbeiten... es sollte natürlich
"definieren" heißen.. Mist.


Trainspotterin (02.05.2003)

Eine ungewöhnliche und schon daher sehr
erfrischende Darstellung dieses Themas! Solche
Liebesgedanken hatte ich bei der Nennung des
Titels wirklich nicht vermutet. (Das erinnert mich ein
bißchen an die Ehefrau des Mathematikers John
Nash in der Verfilmung "A beautiful mind", als sie
sagt: "Anscheinend muß ich meine Vorstellungen
von Romantik neu dedinieren." *lol*) Sehr
unterhaltsam.


Trainspotterin (02.05.2003)

Herrlich trocken, mit einem Hauch Sarkasmus. 5 Punkte

Norma Banzi (28.04.2003)

gefällt mir

mel (27.04.2003)

cool. im wahrsten sinne des wortes... kühl analysiert.
das muss ich mir ausdrucken -gg-
4 Punkte von mir


*Becci* (26.04.2003)

Hab die Punkte vergessen, hier sind se.

NewWolz (25.04.2003)

So bekommt die Gute nie 'nen Mann.
Ich finde die Analyse nicht schlecht.
3 Punkte


NewWolz (25.04.2003)

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