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Die Expedition

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
Es war unglaublich. Da hatte unsere kleine Gruppe von Forschern und Wissenschaftlern diese anstrengende und weite Reise in diesen entlegenen Winkel gemacht und dann, kaum am Zielort eingetroffen, trafen wir auf eine andere Gruppe von Forschern. Verdammt, war das ein komisches Gefühl. Auch wenn die andere Gruppe womöglich andere Antworten suchte, als wir. Wir trafen uns ausgerechnet da, wo es nie jemand vermutet hätte.

Die Reise hierher war wirklich lang und strapaziös gewesen. Die andere Gruppe war ebenso überrascht wie wir, auf eine andere Expedition zu treffen. Ich versuchte mit einem der anderen Gruppe zu reden. Da sie sich kaum unterschieden, sprach ich einfach den vordersten der Gruppe an. Ich gestikulierte, ich sprach überdeutlich und ich benutzte nur einfache Worte. Hätte ich das zu Hause in meinem Garten gemacht, hätten die Nachbarn wohl die Polizei gerufen. Egal, hier schien es mir angebracht zu sein, schließlich konnte ich nicht abschätzen, ob mein Gegenüber überhaupt etwas von dem verstand, was ich sagte. Ich kam mir ein bißchen wie Robinson vor, der ersten Kontakt zu Freitag aufnimmt. Wo sie herkamen, kann ich nicht sagen. Wirklich nicht.

Mein Gegenüber schaute mir lange Zeit - mir schien es eine kleine Ewigkeit zu sein - zu. Seine großen schwarzen Augen und seine Haltung waren gespannt und interessiert. Als ich eine kleine Pause einlegte, hob er langsam eine Hand, streckte einen Finger aus und zeigte damit auf die trostlose Umgebung, um uns herum. Sein kleiner Mund bewegte
sich kaum und doch hatte ich den Eindruck, in meinem Kopf so etwas wie eine leise Stimme zu vernehmen. Viel zu leise, um sie zu verstehen. Aber doch ... sie war da.

Ich war so aufgeregt. In meinem Gehirn schoßen tausende von Gedanken kreuz und quer, schon die ganze Zeit, seit wir die andere Gruppe in der Ferne gesehen hatten. Mein Verstand wollte dieses unglaubliche Zusammentreffen verstehen und schien mit diesem Gedanken am Rande seiner Möglichkeiten zu sein. Ich bin Wissenschaftler, muß ich dazu sagen. Ich neige nicht dazu, mich in Hirngespinsten zu verlieren oder
mir von einer Wahrsagerin die Zukunft vorhersagen zu lassen. Ich lese auch keine Horoskope, weil mir mein Verstand sagt, dass das alles Unsinn ist.

Mein Gegenüber bückte sich plötzlich und nahm etwas Sand in seine unförmige Hand. Dann stellte er sich wieder auf und ließ den Sand durch die Finger rieseln. Wieder diese Stimme. Ich verstand sie einfach nicht. Sie war so leise. So leise.

Ich sah kurz in sein Gesicht. Dann bückte er sich wieder und wischte im rötlichen Sand zu unseren Füßen herum. Er zeichnete einen Ball in den Sand, nein, einen Planeten. Ja, eindeutig einen Planeten. Dann kamen drei kleine Punkte ringsherum, sollten das Monde sein. Dann ein komisches Gebilde ein Stück weit weg vom ersten Planeten. Dazu kam eine Linie, die kreisförmig um den Planeten herumreichte und dann ganz gerade zu dem komischen Gebilde führten. Das mußte ihr Raumschiff darstellen. Kein Zweifel. Dann wurde noch ein Planet gezeichnet und die Linie bis auf diesen Planeten verlängert. Dann erhob sich mein Gegenüber wieder und stampfte einmal kräftig mit seinem Fuß auf den zweiten gezeichneten Planeten. Hier waren sie hingekommen, wie wir.

Auf den Mars.

Ich malte, so rasch es mein Raumanzug zuließ, ebenfalls einen Planeten in den Sand, dann eine riesige Sonne, einen Mond, unser Raumschiff und eine geschwungene Linie bis zu dem Planeten, den ein Fußabdruck zierte. Also, der Abdruck eines sehr schlanke Fußes, mit drei kräftigen langen Zehen. Kurz der Abdruck eines Alienfußes. Dann rappelte ich mich hoch, was mit der schweren Schutzmontur gar nicht so einfach war und stampfte ebenfalls einmal mit dem Fuß auf den gezeichneten Planeten.

Es war fantastisch. Wir, drei Forscher von der Erde, treffen ausgerechnet bei der ersten Mars-Expedition auf eine Gruppe von Aliens. Ich hielt es für eine gute Idee, ihnen zu zeigen, wo wir genau herkommen und zeichnete in leichten Schwüngen unser Planetensystem in den Sand. Dann stampfte ich erst auf die Erde, dann auf den Mars. Ich glaube, sie haben es verstanden. Dann fing einer an, ein mir völlig unbekanntes Planetensystem mit 14 Planeten und zwei Sonnen in den Sand zu ritzen. Mir blieb die Luft weg. Sie waren offensichtlich von sehr, sehr weit weg hergekommen. Für uns hatte die Reise zum Mars bereits ein Ewigkeit gedauert. Mit welchem Antrieb konnten sie solche Entfernungen überhaupt zurücklegen ?

Ich wollte gerade weitermachen, als mich einer meiner Kollegen kurz am Arm packte und mir die Anzeige an seinem Handgelenk zeigte. Verflixt, doch nicht gerade jetzt. Und doch hatte er recht. Wir mußten zurück, zurück zu unserem Raumschiff. Unser Sauerstoffvorrat war fast erschöpft. Länger dort stehen zu bleiben hätte unseren Tod bedeutet. Mein Innerstes wehrte sich verzweifelt, ich wäre nur zu gerne bei der anderen Gruppe geblieben. Aber meine Kollegen sagten ein paar Sätze zu der anderen Gruppe und zerrten mich von den Aliens weg. Ich weinte. Ich wollte mehr wissen, mehr von ihnen erfahren, ihnen von unserem Leben und unserem Heimatplaneten erzählen.

Wir schafften es gerade noch rechtzeitig zurück an Bord unserer Landefähre. Als wir endlich die Schleuse geschlossen und die Helme abgenommen hatten, hörte ich wieder die leise Stimme. Sie klang traurig. Oder bildete ich mir das nur ein? Ich hatte den Eindruck, als wolle sie sich von mir verabschieden. Ich kletterte zu einem der wenigen Fenster und schaute auf den rötlichen Planeten, der das Unmögliche hat wahr werden lassen. Wir waren auf Aliens gestoßen.

Meine Gedanken wurden unterbrochen. In der Ferne erhob sich ein kleiner, silbriger Gegenstand in einer Staubwolke von der Planetenoberfläche und bewegte sich, nachdem er eine gewisse Höhe erreicht hatte, in unsere Richtung. Das Raumschiff der Aliens. Sie flogen binnen Sekunden über unsere Köpfe hinweg. Was für ein Schiff. Es war viel größer und es wirkte viel eleganter und fortschrittlicher, als unsere kleine Landefähre. Die Stimme war noch in meinem Kopf. Sie wurde aber mit jedem Augenblick schwächer. Große Traurigkeit überkam mich. Hoffentlich sehen wir uns bald mal wieder, rief ich der Stimme hinterher, kurz bevor sie ganz aus meinem Kopf verschwand.
 
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Kommentare  

Sehr utopisch, aber dennoch ist das Thema „Begegnungen“ gut getroffen worden. Wenn es auch Aliens sind! Die Geschichte beschreibt eben nur die Begegnung zwischen den Forschern und den Aliens. Beschreibungen der Gegend hätten mich besser in das Feeling der Story einbringen können, das fehlte mir irgendwie. Der Anfang ist etwas zu vage beschrieben, so dass ich in die Irre ging und annahm, es handelte sich um eine Expedition in den Dschungel oder ähnliches, falls dies gewollt sein sollte, ist es gelungen, falls nicht: Ausführliche Beschreibungen wären meiner Meinung besser gewesen.

SabineB (Jurorin) (01.09.2001)

Keine schlechte Idee!

esmias (27.08.2001)

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