81


1 Seiten

Sagen wird man über unsre Tage

Nachdenkliches · Poetisches
Wenn ich einen Rückblick
auf mein Leben wage:
Was wird man einst sagen
über unsre Tage?

Sagen wird man über unsre Tage,
dass wir Wege suchten
und uns Mühe gaben,
dass den besten Weg wir
nicht gefunden haben.
Und das brachte uns in schwere Lage.

Sagen wird man über unsre Tage,
dass wir Träume und auch
Zukunftspläne hatten,
dass Erfolge glanzlos
warn im D-Mark-Schatten.
Und die Mauer stellte manche Frage.

Sagen wird man über unsre Tage,
dass wir uns verliefen
auf dem Weg, dem weiten;
denn die Führer waren
voller Eitelkeiten.
Und so kam das Aus mit einem Schlage.

Sagen wird man über unsre Tage,
dass am Ende Angstschweiß
trat aus allen Poren,
dass das Zukunfts-Rot an
Leuchtkraft hat verloren.
Denn wir endeten mit einer Niederlage.

Sagen wird man dies, und
manches auch bereuen
und sich an dem Glanz der
roten Welt erfreuen.

http://www.wolfgang-reuter.com, 10. 07. 2008
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Es ist erstaunlich auf welche kleinen Goldstücke man so stößt, wenn andere Leser längst vergessene Texte frisch kommentieren.
Selten hat ein Gedicht solch euphorische, oder emotionale Kommentare ausgelöst (auch wenn der erste wohl recht kritische hier leider verschwunden ist)

Der Text klingt wie das letzte, verzweifelte Aufbegehren eines Sterbenden, der sein Lebenswerk nicht vergessen oder verunglimpft sehen möchte.

Aber seien wir doch ehrlich, die DDR wird in zukünftigen Geschichtsbüchern weiterhin als Musterbeispiel für eine gescheiterte Wirtschaftsform eingehen, als böse Diktatur mit Mauern auf denen schießwütige Soldaten standen, als Dämon für alle, die es auch nur wagen am Kapitalismus zu zweifeln.
Und zukünftige Sozialisten werden auch ganz sicher nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, denn dann wären sie ja die ersten Menschen, die das tun würden. Wir lernen ja nicht einmal mehr aus den Fehlern von gestern.

Wie lang es mit dem Kapitalismus noch "gut" geht, wird sich wohl am ehesten am Beispiel Amerika zeigen, denn dort haben die Leute den Abgrund längst erreicht, auf den wir seit Jahrzehnten zurasen.
Doch oh Wunder, obwohl dort 1% der Bevölkerung etwa 80% des Gesamtvermögens besitzt, das Land wirtschaftlich, bildungstechnisch und medizinisch kaum noch unter die ersten 50 in der Welt kommt, ist die Lüge des Kapitalismus dort so stark vertreten, dass sie über alle Widrigkeiten hinwegstrahlt.
"Du bist nicht arm. Du bist nur ein zukünftiger Milliardär der momentan in einer kleinen finanziellen Krise steckt." (freie Übersetzung eines republikanischen Werbeslogans)
Es ist die Lotto-Lüge - Jeder kann gewinnen!
Ja, sicher kann jeder gewinnen - aber eben nicht alle. Reichtum für alle geht nicht. Damit einer reich werden kann, müssen Tausende, Millionen andere ihr Geld in den Gulli schmeißen. Aber die kollektive Hoffnung der Ausgebeuteten eines Tages DIESER EINE zu sein, ist alles was den Kapitalismus seit Anbeginn am Leben erhält.

************

Na ja, wie so oft bin ich auch hier wieder in meinem reingesteigerten Elan vom Thema abgewichen.

Natrürlich waren die Menschen in der DDR näher beisammen gerückt. So wie Wohlstand die Menschen entzweit, rückt Notstand sie zusammen, aber müssen wir deshalb einen künstlichen Notstand schaffen, um sie erneut für einander da sein zu lassen?

Der Sozialismus und ähnliche Strukturen lassen sich nur auf dem Rücken intelligenter, vorausschauender Menschen aufbauen, denen der Mensch neben ihnen wichtiger ist, als das eigene Ich, während der Kapitalismus nur kollektive Dummheit und Gier benötigt - betrachten wir die Gesellschaft, jede Gesellschaft, einmal ganz nüchtern, so wird sich immer das Versprechen: "Du kannst eines Tages mal ein ganz Reicher sein, der ohne Sorgen lebt!" gegenüber dem des "Arbeite fleißig und teile was du hast, dann können wir alle ein gutes Leben führen." durchsetzen. Immer. Es ist wie der Traum des Sklaven, nicht die Sklaverei zu beenden, sondern eines Tages zu den Haltern zu gehören. Dumm, verwerflich, doch aber so bezeichnend menschlich.


Jingizu (20.12.2012)

Lieber Wolfgang Reuter, ich bin froh, dass du dieses Gedicht und die Kommentare nicht gelöscht hast. Nicht wegen dem "literarischen Wert" um den es in den Kommentaren leider ohnehin nicht geht. Sondern die Texte enthalten Ansatzpunkte für eine Diskussion, die weit über das Thema "DDR" hinausgehen. Das Thema DDR ist ohnehin zu vielschichtig, um es hier in diesem Rahmen erschöpfend behandeln zu können. Denn wenn wir erst einmal mit dem "Vergleichen" beginnen würden, dann müssten wir nicht nur über "Versorgungsengpässe", "Mauer" oder "Jugendclubs" reden, sondern auch die Begriffe "Entstehung des Faschismus und seine Überwindungsversuche", "Einfluss des Kapitalismus auf Kriege und Faschismus und generell auf das Gefüge einer Gesellschaft", über "Armut und Reichtum", "Konsum und Ressourcen", "europa- und weltweite politische Bewegungen und Revolutionen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert", und viele andere Begriffe behandeln. Und wir müssten die wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse und Welt-Konstellationen berücksichtigen, unter denen die beiden deutschen Staaten entstanden sind und existieren MUSSTEN. Aber wir müssten auch nüchtern analysieren, wie sich das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben im aktuellen Deutschland nach der Wende entwickelt und welche Perspektiven es hat.

Zum Glück hast du in deiner Antwort an Daniel Druskat bereits ein paar Vergleiche und Argumente genannt. Ich unterstütze besonders dein Argument "Der Kapitalismus hat keine Chance, aber der Sozialismus kann aus seinen Erfahrungen und Fehlern lernen!" Kapitalismus lässt sich nicht reformieren, denn er ist auf Profitmaximierung aufgebaut und nicht auf Humanressourcen. (Schau dir doch die "Gipfeltreffen" an, was dabei herauskommt wenn es um Umwelt, oder Bankenrettung, oder Kriegseinsätze geht).

Ich finde es großartig, wie deutlich du zu deiner Überzeugung stehst. Immerhin wurden mit der Übernahme der DDR durch die Bundesrepublik auch persönliche Träume und Lebensentwürfe von jenen Menschen zerstört, die anständig für die Idee des Sozialismus gearbeitet haben. An denen sollte man festhalten, trotz aller Rückschläge. Die alte und eitle und blinde Politbüro-Riege der Wandlitzer Steinzeitstalinisten haben sich zwar nicht mit Ruhm bekleckert, aber Leute wie Gerhard Schröder, Kohl, die "liberalen" Nieten der FDP, die Bankenbosse und Abzocker treiben jetzt - nach dem Ende des Sozialismus - ungeniert und schamlos unsere Gesellschaft dermaßen ins Abseits, dagegen waren die Wandlitzer brave Chorknaben.

Du hast Recht: Wir müssen diesen Kapitalismus nur überleben! Und von einer gerechteren Welt nicht nur träumen, sondern darauf hinarbeiten. Jeder auf seine Weise. Ich danke dir für deine Texte und Kommentare!


Michael Kuss (20.12.2012)

Hallo Daniel (genannt „Druskat“),

vielen Dank für Deine Meinungs-Äußerung.
Ich freue mich, dass Dich mein Text zu interessanten weiterführenden Gedanken anregen konnte –
und ich freue mich über Dein DDR-Bild, das in so vielem dem meinigen ähnelt.

Kürzlich schrieb mir eine Leserin meines Bändchens „High-matt-Land“:
„Die DDR war ein großartiger Versuch und ICH war dabei!!! Und keiner hat eine Chance, mir das kleinzureden.
Es tut natürlich weh, wenn ich an meinen Enkeln erlebe, wie und in welcher Zeit sie sich arrangieren müssen.“

Auch mir schwirrt manchmal durch den Kopf, ob man das DDR-Leben Sozialismus nennen darf.
Aber dann sage ich mir: Wenn man den heutigen Kapitalismus „soziale Marktwirtschaft“ nennt,
dann war die DDR weit sozialistischer als die BRD heute sozial ist – oder?
Und so manches zarte sozialistische Pflänzchen wurde ja auch nach der Wende schnellstens zertrampelt,
die Gleichberechtigung und hohe Selbstbestimmtheit der Frau beispielsweise,
oder das Schulsystem und unsere Kindergärten,
die Chancengleichheit junger Leute, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern,
die vorsichtigen Anfänge eines Miteinanders im Betrieb, im Mietshaus, unter Mitschülern ...
Hier in Berlin-Marzahn gehörte es zu den ersten Nach-Wende-Maßnahmen, die Jugendklubs zu schließen.
Und schon blieb jungen Leuten nur noch die Straße. Warum man dies tat?
Die Jugendklubleiter wurden von der FDJ bezahlt. Das ging natürlich nicht mehr (die FDJ verschwand kurz danach ohnehin von selbst).
Lieber raus in den Rinnstein, als irgendwas von der DDR übernehmen ...

Ich bin sicher, dass der BRD-Kapitalismus nicht die bessere Gesellschaftsordnung ist,
sondern allenfalls die zweitschlechteste.
Und ich bin auch davon überzeugt, dass künftige Sozialismus-Erbauer einen großen Vorteil haben:
Sie können aus den Fehlern der Pariser Kommune und des „Ostsozialismus“ (1917 – 1989) lernen.
Eine solche Chance hat der allmählich schwindsüchtig galoppierende Kapitalismus nicht.
Nur: Überleben muss ihn die Menschheit!

Besuch mich mal: http://www.wolfgang-reuter.com


Wolfgang Reuter (18.08.2008)

Hallo,

da ich meinen Namen nicht angeben kann – ohne Mitglied in der Community zu sein bleibt nur „anonym“ übrig – biete ich an, Kommentare zu mir unter „Druskat“ abzugeben.

Ich bin 10 Jahre in eine Schule gegangen, die den Namen „Kurt Barthel“ trug – ich kenne daher den Ausgangstext. Wahrscheinlich finde ich daher dieses kleine Gedicht sehr ansprechend, zum drüber Nachdenken, etwas wehmütig, traurig – doch treffend.
Rosmarin schrieb, dass es sehr allgemein gehalten ist und führt dies auf „kollektives Denken“ der DDR- Bürger zurück.
Zum kollektiven Denken hast Du, liebe rosmarin, recht: Kollektives Denken hieß für mich: Denken an jeden, und an sich selbst zuletzt. Kollektives Denken bedeutete für mich Humanismus im Kant´schen Sinn. Doch leider hat der Begriff „kollektives Denken“ einen schalen Beigeschmack bekommen, und Humanismus im Kant´schen Sinn ist heute kaum noch gefragt. Das Streben der Gesellschaft in eine Richtung, damit es allen besser geht, ist hinter das Streben des Einzelindividuums nach Reichtum und Macht zurückgefallen und liegt todkrank darnieder.
Der allgemein gehaltene Wortlaut des Gedichtes: Ich meine Absicht. 16 Millionen Lebensläufe bekamen einen Knick, 16 Millionen Einzelschicksale gingen einen Weg, der plötzlich in eine andere Richtung abbog, als die eigentlich eingeschlagene. Jeder einzelne – so er es denn will – kann sich wieder finden in diesen Zeilen, kann sein Schicksal hineininterpretieren.
Ich glaube fest, dass es viele gab unter dem damals noch geteilten Himmel (obwohl Himmel wohl nicht ganz passend ist), die ehrlichen Herzens neue Wege beschreiten wollten. Allerdings gab es von den anderen, die voller Eitelkeiten waren, zu viele.
Tatsächlich besaß die D-Mark eine Leuchtkraft, die aus der Ferne gesehen ihren eigenen Schatten überstrahlte. Doch im Schatten dieses Lichts liegen heute noch diejenigen, die schon vor der Wende nur mit Mühe ihren eigenen Weg fanden – auch bei uns gab es einfache Menschen oder preisgünstigen Alkohol. Früher stellte man diesen Menschen eine Lampe hin und half beim Anschalten. Heute sollen sie die Lampe selbst holen. Und wenn nicht ?

Nein – ich möchte diese alte Zeit nicht zurück, denn ich habe meinen Weg gefunden. Ich werde die ersten 20 Jahre meines Lebens nicht auslöschen, weil man ein leer stehendes Haus nicht schon deswegen abreißt, weil es nicht das Elternhaus war. Ich halte Abriß als Vergangenheitsbewältigung für nicht passend. Doch dies offen sagen, das geht nicht. Wer nur über das alte Dunkel berichtet, der ist willkommen, in dieser schönen hellen Welt. Wer auch für das alte Licht – und wenn es nur schwach ist – einen angemessenen Raum verlangt, wird in eine Schublade gesteckt. Leider zu oft von denen, die die Vergangenheit nur vom Hörensagen kennen.
Nein – ich möchte diese Zeit nicht zurück, denn das, was wir hatten, war nicht das, was es zu sein schien. Es war kein Sozialismus. Und, liebe rosmarin, diese Zeit soll nicht wider auferstehen.
Ich glaube, dass eine Zeit kommen wird, wo Geld keine Rolle mehr spielt. Wir sind auf dem besten Weg dorthin: Es gibt wenige Reiche, die so reich sind, dass Geld keine Rolle mehr spielt. Es gibt so viele Arme, die so wenig Geld habe, dass es auch keine Rolle mehr spielt. Und es gibt immer weniger dazwischen. Doch so lange der Mensch nicht nach Gerechtigkeit, sondern nur nach dem Ich strebt, ist diese Zeit noch nicht reif.

Wo sind wir angekommen, wenn eine Mutter ihrem Kind zur Einschulung keine Schultüte mehr schenken kann.
„Sich am Glanz der roten Welt erfreuen“ – ja.


anonym (18.08.2008)

Mir gefällt das Gedicht, auch wenn es sehr ernst ist. Ich war letztens mit ein paar Freunden/innen noch in der ehemaligen DDR und wir hatten zwischenzeitlich ein recht ernstes Gespräch über die damaligen Zeiten, die man ja nur von "außen" und am Rande und durch den Schulunterricht etc. mitbekommen hat.
Das Gedicht finde ich sehr gelungen. Denkanstösse können nie schaden.

Lg Sabine


Sabine Müller (17.07.2008)

Hallo RosMarin,
ganz lieben Dank für Deine tiefer gehende Analyse. Kein schöneres Urteil als Deinen Startsatz kann ich mir wünschen: „... ein Gedicht, über das man stundenlang diskutieren könnte:“ Dafür ist es ja gedacht. Auch wenn das hier nicht zu machen ist, will ich Dir in ein paar wenigen Stichpunkten antworten:
· Ja, ich bin im „... kollektiven Denken und Handeln der ehemaligen DDR ...“ groß geworden. Was da passierte, schiebe ich nicht nur „den Regierenden“ in die Schuhe. Mit „Unserem Sandmännchen“ beispielsweise, für das ich viele Jahre unter anderem arbeiten durfte, hatten die Regierenden nicht so viel zu tun. Und trotzdem ist es bis heute ein Stück erinnerungswürdige DDR. Und wenn ich überlege, womit heutzutage Kinder am Fernseher (oder an der Spielkonsole) „gefüttert“ werden, komme ich doch sehr ins Grübeln. Haben WIR (!!!) in der DDR also nur Dummheiten gemacht? Waren all UNSRE Wege wirklich Irrwege?
· Und wenn heute, wie Du schreibst, „... wieder vieles im Argen liegt ...“, dann ist das für mich nicht so sehr Wiederholung, sondern eine ganz beängstigend NEUE Perspektivlosigkeit, ob in Sachen Arbeitslosigkeit, Bankenkrach und Inflation, Bankrotte mit Massenentlassungen, Altersarmut und Hartz IV, neue Kriegsgefahren und schon „gewohnter“ täglicher Kriegs-Alltag in mehreren Ländern, Jugendkriminalität und Rechtsradikalismus ... Wohin führt das?
· Bei gebotener Kürze noch ein Wort zum Schluss des Gedichtes: Wie immer die Zukunft der Menschheit aussehen wird – sollte es weltkapitalistisch weitergehen, wird sie keine haben. Die Widersprüche in der Welt forcieren sich: Bodenschätze und Klima stehen kurz vor dem Kollaps. Die Weltarmut wächst (der Reichtum in wenigen Händen auch). Die Kriegs-Schauplätze nehmen zu. Die Rüstung galoppiert. Das Weltkapital wird immer größenwahnsinniger. Wer soll das aufhalten? ... Deshalb denke ich: Wenn überhaupt noch eine Zeit sein sollte, in der Geschichtsschreiber über unser heutiges „Damals“ reflektieren können, dann kann es nur eine wie auch immer geartete nichtkapitalistische Zeit sein – nach meiner heutigen Überzeugung auch gern eine aus der Vergangenheit gelernt habende „rote“.

Beim nochmaligen Lesen fällt mir auf, dass ich etwas aggressiv klinge. Und dies, obwohl ich in Dir eine vermute, deren Standpunkte den meinen sehr ähnlich sind. Nimm’s also bitte nicht als „Gegendarstellung“, sondern als Ergänzung, bittet Dich


Wolfgang Reuter (15.07.2008)

hallo, wolfgang, das ist ein gedicht, über das man stundenlang diskutieren könnte. ich habe erst nach mehrmaligem lesen begriffen, dass du mit deinem resümee - unserer tage - die entschwundene ddr meinst. der text ist sehr allgemein gehalten, aber auch das entspricht dem kollektiven denken und handeln der ehemaligen ddr. neue wege wurden gefunden, und das schließt natürlich auch die irrwege mit ein. und der rote glanz verblasste am ende immer mehr. alles stimmt, und alles ist richtig, und dass es nicht geblieben ist, wie es war, empfinde ich persönlich als schicksal, das es gut mir uns gemeint hat. es gibt doch neben dem persönlichen, kleinen schicksal, ein großes, ein geschichtliches, ein allumfassendes, gegen das der einzelne machtlos ist. es passiert einfach. und so erging es uns. ich schaue nicht wehmütig zurück, ich sage immer- das rad der geschichte kann man nicht zurückdrehen. und das ist gut so, alles hat ja bekanntlich zwei seiten. jetzt ist individuelles gefragt, eigendenken, eigenverantwortung. fantasie, kreativität. und das finde ich viel spannender. auch wenn wieder vieles im argen liegt. und das ist auch ein wichtiger punkt in deinem gedicht. - die führer waren voller eitelkeiten -. das hatten wir doch schon mal. und sind gescheitert. also- sagen wird man über diese tage - wir haben nichts gelernt. und wer etwas gelernt hatte und aufbegehrte, und das aus liebe und sorge um das schöne entschwundene land, wurde mundtot gemacht, ausgewiesen, eingesperrt. auch das wird man sagen. und so komme ich mit dem letzten vers nicht klar- wer wird sich wann an dem -roten glanz - erfreuen? meinst du, der sozialismus wird wieder auferstehen? vielleicht in hundert jahren, wie ich es in - crysella - geschrieben habe? als alternative zum schon ewig verfaulenden kapitalismus?
also, alles in allem, es ist schon ein wichtiges gedicht, nur fehlt halt noch so einiges.
gruß von rosmarin


rosmarin (15.07.2008)

Dem ersten Kommentar kann ich mich gar nicht anschließen. Ich finde hier die Wörter "hölzern oder leblos" völlig fehl am Platze. Manchmal müßte man sich nur mal die Mühe machen so einen Text richtig zu lesen, wenn es sein muss auch mehrmals. Ich komme eher zu dem Schluss, daß das Gedicht sehr wehmütig klingt (obwohl ich kein "Ossi" bin und auch den Liedtext nicht kenne).

Ronnja (14.07.2008)

Auch wenn ich „anonym“ feige finde, will ich zu Deinem Kommentar Stellung beziehen:

Mitte der siebziger Jahre wurde von Singeklubs der DDR ein Lied nach einem Text
von „Kuba“ (Kurt Barthel, 1914 – 1967) gesungen: Sagen wird man über unsere Tage.

Im Gestus eines späteren Geschichtsschreibers versuchte Kuba damals zu formulieren,
wie spätere Generationen wohl mal über die Sozialismus-Anfänge in der DDR urteilen würden –
was also bleiben könnte vom schweren Anfang in der DDR.

Kürzlich veröffentlichte ein Autor einen neuen Text mit gleichem Titel: Sagen wird man über unsre Tage.
Und weil die „offizielle“ Meinungsgebung alles, was mit der DDR zu tun hat, heute nur verteufelt und diskreditiert,
reizte es mich, aus heutiger Sicht mein eigenes DDR-Resümee zu ziehen.
Ein bisschen hatte ich dabei die Hoffnung, in „WebStories“ auf „Ossis“ zu stoßen,
denen der Liedtitel noch im Ohr ist und die vielleicht ihr DDR-Urteil mit dem meinigen vergleichen könnten.

Weil das offensichtlich nicht funktioniert, will ich die vorstehende Erklärung für etwa eine Woche so stehen lassen
und danach meinen Text samt Kommentaren löschen.


Wolfgang Reuter (12.07.2008)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Das Gullydeckel-Lied  
Biesdorfer Schloss-Walzer  
Hast du Lust?  
Die Allerschönste  
Kirsch-Lorbeer?  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
Zum Geburtstag  
Marzahn bleibt bunt (Liedtext)  
Der Hahn  
Wir Hamster  
Schon wieder Herbst  
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De