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7 Seiten

ILLUNIS - Kapitel 8

Romane/Serien · Fantastisches
© Angy
Kapitel 8 – Es beginnt...

Die letzten drei Wochen der Schule vergingen ohne große Ereignisse. Das Verhältnis zwischen mir und den anderen wurde nicht besser, es wurde eher schlechter.
Auch, wenn Aurora mich oft probierte zu integrieren, sträubte ich mich innerlich gegen Strich und Faden dagegen. Ich verkroch mich lieber in meinem Zimmer und schmökerte in irgendwelchen Büchern.
Es waren sehr oft Bücher, in denen es anscheinend um diese Welt hier ging. Ich suchte in den Büchern nach antworten und ich hatte das drängende Bedürfnis, jede meiner Wissenslücken so schnell wie möglich zu füllen.
Das Verhältnis zwischen mir und Aurora wurde auch immer schlechter.
Wir entfernten uns Tag für Tag voneinander.
Das war wahrscheinlich zum Teil auch meine eigene Schuld, da ich mich dagegen wehrte, meine Freizeit da zu verbringen, wo sie es tat, das heißt, bei den ganzen anderen. Und da wir uns so kaum sahen, außer zum Frühstück, zum Abendessen und zu Mittag, war es doch eigentlich klar, dass es nicht besser werden würde.
Ich sehnte mich sehr nach meinem eigenen Zimmer und nach meinen eigenen Bett. Sogar meinen Vater vermisste ich sehr, obwohl ich mir das nie erwartet hätte. Da fiel auch gleich wieder unser eher kalter Abschied voneinander ein. Ob er mich wohl auch vermissen würde?
Wahrscheinlich war er froh, dass er nun Ruhe von mir und den ganzen Ärger, den ich mitbrachte, hatte.
Doch wäre ich jetzt zu Hause, hätte er diesen Ärger gar nicht mehr. Ich war wieder ruhig und ausgeglichen, wie der Ozean, wenn er still liegt.
Zu Verwandlungen kam es in der Zeit auch nicht mehr, Lucian meinte, es sei besser, wenn ich mir meine Energien für das folgende Training im Sommer sparte.
Carmen probierte, so gut sie konnte, eine Mutter für mich zu sein.
Sie machte das eigentlich ganz gut, doch ich hatte keinerlei Interesse, sie als zweite Mutter oder ähnliches zu akzeptieren. Sie war meine Tante, die ich vielleicht alle Jahrzehnte einmal sah und aus.

Als ich am letzten Tag von der Schule nach Hause kam, warf ich meinen Rucksack schnell ins Zimmer und marschierte geradewegs in den Garten.
Lucian sagte, er erwartet mich dort, er wolle mit mir sprechen.
„Ah, da bist du ja, mein Junge“, begrüßte er mich freundlich.
Ich steckte die Hände in meine Hosentasche und ging geradewegs auf ihn zu. Dann setzte ich mich neben ihn in einen freien Gartenstuhl.
Er war gerade dabei, einen Apfel zu essen, den er von einen der Apfelbäume im Garten gepflückt hatte.
„Willst du auch einen?“, fragte er aufmerksam.
Ich schüttelte dankend den Kopf.
„Was gibt es?“, fragte ich, da er anscheinend nicht von selbst zu erklären anfangen wollte.
„Nichts besonderes. Ich wollte bloß etwas mit dir reden, bevor es wirklich los geht. Ich will schließlich sicher gehen, ob es dir auch gut geht und du bereit dafür bist. Nun, mein Sohn, wie fühlst du dich? Hast du etwas auf dem Herzen?“
Ich hätte am liebsten in dem Moment die Augen verdreht, wäre aufgestanden und im Haus verschwunden, wenn das nicht total unhöflich wäre. Deshalb setzte ich einfach ein Lächeln auf und gab ihm die Antwort, die er sich wahrscheinlich erhoffte: „Nein, Onkel, mir geht es gut. Ich habe nichts auf dem Herzen. Ich fühle mich bereit dafür. Schließlich ist es ja irgendwie ein Teil von mir. Jedoch... Nenne mich bitte nicht Sohn...“
Er schaute mich ganz überrascht an.
„Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich sehe dich nur in einer gewissen Weise als meinen Sohn an. Aber ich werde es unterlassen, wenn es dir unangenehm ist.“
„Schon gut“, beruhigte ich ihn.
„Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird Chryses hier auftauchen. Ihr werdet dann gleich gemeinsam euren ersten Rundgang gehen. Ich hoffe, du bist auch zufrieden mit ihm.“
Ich seufzte innerlich. Eigentlich wusste ich nicht so ganz, ob ich mit ihm zufrieden sein sollte. Wenn ich die Wahl gehabt hätte, wäre sie wahrscheinlich eher nicht auf ihn gefallen. Und wenn ich an dieses dumme Grinsen dachte, dass mir immer als erstes in den Sinn kam, wenn ich den Namen Chryses hörte, würde ich gerne ein Loch in die Wand schlagen.
„Ja... Wir kommen schon irgendwie miteinander klar“, antwortete ich ruhig.
„Gut, das freut mich. Chryses ist die beste Wahl, glaube mir. Er wird dir alles gut lehren können und vor allem auf den schnellsten Wege.“
Ich nickte.
Vielleicht konnte er ja auch ernst sein, wer weiß. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Plötzlich hörte ich ein rascheln in dem Wald hinter uns. Ich drehte mich um und da sah ich etwas dunkelbraunes, großes durch den Wald huschen. Sofort war es mir klar – Chryses war auf dem Weg zu mir.
„Das war er doch... Oder?“, fragte ich trotzdem nach.
„Ja, das war er“, antwortete Lucian lächelnd.
In der nächsten Sekunde öffnete er schon die Gartentür und stand mit einem breiten Grinsen vor uns. Er war so unglaublich schnell gewesen, doch er war überhaupt nicht außer Atem.
„Hallo! Alles klar? Bist du bereit, Damon, mein Freund?“, stichelte er etwas.
„Guten Tag, Chryses“, wurde er von Lucian begrüßt.
„Ja.... Ich bin mehr als bereit.“ Ja, ich war bereit, ihm den Kopf anzubeißen!
„Gut! Dann komm. Wir sind gegen Abend wieder da, Lucian. Ich passe gut auf!“, mit diesen Worten nahm er schon kehrt, hüpfte über den Gartenzaun und verschwand schon wieder im Wald.
Gegen Abend? Es war war doch gerade mal Vormittag.
„Schnell, lauf ihm nach, sonst ist er weg“, forderte mich mein Onkel mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen auf.
„Ja... Bis später..“
Etwas weniger dynamisch als Chryses ging ich zum Gartenzaun, öffnete jedoch das Tor, als einfach darüber zu springen und folgte ihm in den Wald.
Von warten hat er anscheinend auch noch nicht viel gehört. Jetzt durfte ich ihn auch noch suchen, wie nett.
Aber das suchen war anscheinend gar nicht notwendig, denn plötzlich stand er hinter mir und schlug mir so fest auf die Schulter, dass ich einige Meter nach vorne taumelte.
Ich griff mir mit der Hand auf die Stelle, auf welcher mich sein Schlag traf, drehte den Kopf zu ihm und warf ihm einen wütenden Blick zu.
Darauf musste er etwas lachen.
„Jetzt sei mal locker! Das war doch nicht böse gemeint. Komm schon, ich bemühe mich wirklich, mit dir eine etwas freundschaftliche Beziehung aufzubauen. Schließlich müssen wir beide ja zusammenhalten.“
Seit wann bemühte er sich darum, Freundschaft mit mir zu schließen? Aber wahrscheinlich hatte er recht, ich sollte aufhören, die ganze Zeit eine feindselige Haltung ihm gegenüber zu haben.
„Tut mir leid...“, sagte ich so leise, dass es kaum hörbar war.
Er zog einen Mundwinkel nach oben.
„Denkst du, du schaffst die Verwandlung gleich, ohne, dass ich dich etwas provozieren muss?“
Ich zuckte mit den Schultern.
„Ich kann es doch einmal versuchen. Doch, willst du dich nicht vorher verwandeln?“
„Nein, du zu erst“, forderte er mich auf.
Ich seufzte.
Wie ging das nochmal? Eigentlich musste ich beim ersten Mal gar nicht viel dafür tun, das kam einfach von selbst über mich.
Vielleicht musste ich mich einfach darauf konzentrieren.
Ich schloss die Augen und dachte an meine erste Verwandlung.
Es geschah nichts.
Ich probierte mich noch mehr darauf konzentrieren. Ich dachte genau an alles, dass beim ersten Mal geschah, doch mein Körper blieb gleich.
„Probiere, auf dein Inneres zu hören. Auf deine Instinkte, die irgendwo in dir sind. Hör auf den Wind, der durch die Bäume und Äste streicht. Lausche dem knacken des Grases unter deinen Füßen. Schau dir den Wald an, den steilen Hang, der gar nicht so weit von uns weg ist. Würdest du ihn nicht am liebsten in einer atemberaubenden Geschwindigkeit hinauf rasen? Willst du nicht die Erde unter deinen Pfoten spüren und jede einzelne deiner Muskeln anspannen? Willst du nicht das Gefühl der Freiheit haben, wenn der Wind durch dein Fell bläst? Und... Jetzt fällt mir nichts mehr ein, das helfen könnte, als mach schon!“
Chryses' Worte halfen tatsächlich etwas, ich spürte schon das Kribbeln in meinen Zehenspitzen und in meinen Fingerspitzen. Ich spürte schon, wie mein Körper immer mehr Energie produzierte, doch ich fühlte mich etwas hilflos, da ich nicht wusste, wie ich sie jetzt bloß nutzen sollte, um meine Wolfsform anzunehmen.
„Du Vollidiot, bist du echt so unfähig?“, schimpfte Chryses jetzt schon kopfschüttelnd.
Wie aufs Stichwort zerfetzte es meinen Körper abermals und plötzlich spürte ich den weichen Waldboden unter meinen empfindlichen Pfoten.
Sofort holte ich mit meinen Krallen nach Chryses aus, der aber sogleich einen Schritt zurückging und sich schützend die Hände vorhielt.
„Whou! Schon gut, das war doch nicht ernst gemeint, ich wollte dir bloß etwas helfen! Jetzt reg dich ab“, sagte Chryses ganz bestürzt.
Er machte einen Sprung nach vorne und landete in seiner Wolfsgestalt direkt vor mir.
Ich legte den Kopf schief und warf ihm einen fragenden Blick zu.
Wie sollten wir uns jetzt verständigen? Vielleicht können wir als Wölfe ja doch sprechen...
Doch als ich es probierte und nur ein knurren aus meiner Schnauze kam, war ich mir sicher, dass es nicht so war.
Chryses schüttelte heftig seinen Kopf.
Ich schaut ihn an und wartete. Plötzlich konnte ich seine Gedanken sehen. Ich konnte sie bildlich vor mir sehen. Seine Gedanken verwandelten sich in meinen Kopf in Bilder.
Er zeigte mir, wie wir beide den bereit erwähnten Hang hinauf liefen, zu einer kleinen Lichtung, weil sich dieser Ort am besten für unser Training eignete. Er zeigte mir auch, dass ich dies auch konnte und das man selbst entscheiden konnte, ob der andere seine Gedanken sehen kann, oder nicht. Es war einfach unglaublich...
Ehe ich mich versah, hatte er seine Gedanken schon in die Tat umgesetzt und stürmte auf den Hang.
Ich hatte Mühe, ihm zu folgen, denn er war auf seinen vier Pfoten schon geübter, als ich und er war auch etwas größer als ich und damit automatisch schneller.
Doch darauf nahm er nicht sonderlich viel Rücksicht. Mit großer Freude bezwang er den Hang, raste im Zickzack durch die Bäume und verschwand bald aus meinem Sichtfeld.
Zuerst war ich etwas irritiert, ich wusste nicht genau, in welche Richtung ich nun musste, doch da fiel mir auf, dass ich seine Schritte immer noch hören konnte. Sogar sehr gut.
Also konzentrierte ich mich nun mehr auf mein Gehör, als auf meine Augen. Auch, wenn ich diese natürlich trotzdem noch wachsam halten musste, um nicht gegen den nächsten Baum zu knallen, doch mein Gehör und meine Augen waren so gut ausgeprägt, dass es mir gar nicht schwer fiel.
Und auch, wenn ich Chryses nicht mehr hören konnte, so hatte ich ja immer noch meinen guten Geruchssinn, um seine Spur wieder aufzunehmen.
Als ich auf der Lichtung ankam, lag er bereits unter einer Tanne, die ihm Schatten spendete und befreite sich von dem Dreck, der sich während des schnellen Laufes in seinem Fell verfangen hatte.
Und wie vorhin war er auch jetzt kein bisschen außer Atem. Überrascht stellte ich fest, dass es auch mir so ging. Das Lungenvolumen eines Wolfes scheint viel größer zu sein, als das eines Menschen.
Als Chryses sah, dass ich nun auch endlich angekommen war, kam er sofort auf mich zu.
Wieder lies er zu, dass ich einen Blick in seine Gedanken werfen konnte.
Er zeigte mir, dass er mich gleich angreifen würde, aber dass dies nicht böse gemeint sei, sondern dass er mich damit auf wahrscheinlich bevorstehen Kämpfe vorbeireiten wollte und das ich probieren sollte, ihm so gut wie möglich auszuweichen. Ich sollte nicht probieren, ihn auch anzugreifen, oder mich zu wehren, sonder bloß ausweichen.
Das hörte sich doch eigentlich ganz leicht an.
Chryses ging ein paar Schritte zurück, umkreiste mich und vermittelte mir ein etwas bedrohliches Gefühl.
Ich verfolgte seine Füße aufmerksam, analysierte jeden Schritt, den er tat, um sofort ausweichen zu können, sobald er mit einer seiner Pfoten zum Schlag ausholen wollte, oder mich anspringen wollte.
Er kam mir plötzlich etwas näher, doch hielt seine Pfoten am Boden. Instinktiv legte ich die Ohren und an und knurrte.
Im nächsten Moment spürte ich schon seine Zähne in meinem Nacken, jedoch war er Biss nicht fest und er ließ mich gleich wieder los.
Chryses zeigte mir, dass ich nicht vergessen durfte, dass er auch noch sehr spitze Zähne hatte, mit denen er mir mit Leichtigkeit das Genickt abbeißen konnte, wenn er nur wollte.
Also begannen wir nochmal....

Das Training dauert tatsächlich bis hinein in den Abend, wir konnten der Sonne schon beim Untergehen zusehen. Natürlich legten wir einige Pausen ein, doch es war trotzdem ziemlich anstrengend. Für mich zumindest – Chryses hatte ein leichtes Spiel. Seine Ausdauer erstaunte mich immer wieder.
Mit der Zeit hatte ich den Dreh aber raus und ich schaffte es, jeden Angriff von ihm geschickt auszuweichen. Es fiel mir am Schluss auch gar nicht mehr schwer, mich perfekt auf den ganzen Chryses zu konzentrieren. Damit meinte ich, nicht nur auf seine Füße, oder nur auf seine Schnauze, sondern auf Chryses ganzen Körper, mit dem er sich schließlich auch einfach auf mich werfen und zu Boden drücken könnte.
Am Schluss erntete ich auch tatsächlich etwas Lob von ihm und er meinte, dass nicht jeder den Dreh so schnell heraus hatte.
Den Hang hinunterzulaufen war dann auch deutlich angenehmer, als ihn hinauf zu laufen, vor allem, nach einem anstrengenden Tag.
Der Himmel stand bereits in Flammen, als ich die letzten Kilometer bergab raste.
Den Weg bis zum Haus legte ich in einem etwas ruhigeren Tempo zurück.
Chryses teilte mir noch mit, dass ich ab morgen mit meinem Ausdauertraining beginnen sollte. Das heißt, jeden Morgen und jeden Abend eine ordentliche Runde laufen, egal, ob ihn Menschenform oder Wolfsform. So um die Mittagszeit wollte er mit mir das Angreifen trainieren.
Ich wollte ihm am Schluss gar nicht mehr zuhören, als er mir seine Pläne mitteilte. Meine Ferien hörten sich ja anstrengender an, als die Schulzeit. Das war eindeutig keine Musik in meinen Ohren.
Mir fiel auf, dass er während des Trainings tatsächlich ernst blieb, aber sobald es vorbei war, setzte er wieder sein anderes Gesicht auf und begann wieder mit dieser neckischen Art.
Als ich im Garten stand, noch in Wolfsform, hatte ich das gleiche Problem, wie bei meiner ersten Verwandlung.
Was sollte ich jetzt bloß anziehen? Ich konnte doch nicht einfach nackt durchs Haus spazieren. Noch weniger konnte ich in meiner Wolfsform durch die Tür platzen, falls ich da überhaupt durch passte. Also blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als einfach nackt durchs Haus zugehen. Hoffentlich sind alle in ihren Zimmern... Ich sollte mir wohl lieber immer Ersatzkleidung parat legen...


(Bitte nicht allzu böse sein, wenn ein paar Tippfehler drinnen sind... Ich schreibe sehr schnell.)
 
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Kommentare  

Du beschreibst alles sehr schön plastisch, vor allem diese Verwandlungen.

doska (04.09.2011)

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