33


6 Seiten

ILLUNIS - Kapitel 9

Romane/Serien · Fantastisches
© Angy
Kapitel 9 – Ein Funken

Im ersten Stock hatte ich schon mal Glück, dort lief ich niemanden über den Weg.
Vorsichtig schlich ich die Stiegen hinauf und hoffte, dass auch im ersten Stock das Glück an meiner Seite sein würde. Und tatsächlich schaffte ich es in mein Zimmer, ohne, dass jemand Notiz von mir nahm.
„Damon?“, hörte ich jedoch Auroras Stimme im nächsten Moment.
Die Klinke ihrer Tür wurde nach unten gedrückt und in wenigen Sekunden würde sie schon die Türe meines Zimmers erreicht haben.
Also riss ich so schnell ich konnte meinen Schrank auf, nahm die erstbesten Boxershorts, die mir in die Hände fielen und schlüpfte hinein.
Gerade noch rechtzeitig, denn als ich die Shorts hochgezogen hatte, stand sie schon im Zimmer, natürlich, ohne vorher angeklopft zu haben und musterte mich.
„Was ist denn mit dir passiert? Schaut so aus, als hätte Chryses nicht unbedingt aufgepasst..“, sagte sie mit einem etwas angespannten Unterton in der Stimme.
„Warum?“, fragte ich mit einer leichten Skepsis, denn ich verstand nicht ganz.
„Dein Körper ist übersät mit lauter kleiner Kratzer und Bissspuren. Vor allem dein Nacken, das schaut ja übelst aus.“
„Was?“, brummte ich ungläubig.
Doch dann legte ich meine Hand auf meinen Nacken und musste feststellen, dass die Berührung auf meiner Haut tatsächlich etwas brannte.
Ich drehte mich zu dem Spiegel und musste leider feststellen, dass ich wirklich so einiges abgekriegt habe. Dabei habe ich nie einen sonderlichen Schmerz verspürt beim Training...
„Das werden bestimmt ein paar ordentliche Narben. Abgesehen davon sollte man die Wunden reinigen und desinfizieren... Warte hier und bleib so“, ordnete Aurora an, ehe sie wieder verwand.
Während sie weg war, drehte ich mich vor dem Spiegel hin und her, um herauszufinden, wo ich noch überall lädiert war.
Aurora kam mit einem Kübel voller warmen Wasser, einen Waschlappen und Desinfektionsmittel wieder.
„Setzt dich aufs Bett.“
Ich hob eine Augenbraue.
„Es ist schon interessant... Du sprichst in letzter Zeit eigentlich kaum mit mir... Und jetzt plötzlich packst du wieder das fürsorgliche Mädchen aus. Also echt, immer diese Stimmungsschwankungen... Jetzt entscheide dich mal. Sonst kann ich dir bald keine von beiden Seiten mehr abkaufen“, schimpfte ich, während ich mich etwas mit Widerwillen auf dem Bett niederließ.
Sie ignorierte meine Worte einfach, setzte sich hinter mich und begann mit dem nassen Lappen über meinen Rücken zu fahren und die Wunden zu säubern.
Danach machte sie sich über meine Schultern, meine Arme und meinen Nacken her. Immer wieder tauchte sie den Lappen in den Kübel und das plätschern des Wassers war das einzige Geräusch, welches für kurze Zeit die Stille im Raum unterbrach.
Stille konnte ja auch ganz angenehm sein. Man muss nicht immer miteinander reden, man kann auch gemeinsam die Ruhe genießen. Doch diese Stille gehörte zu einer anderen Sorte, sei war sehr unangenehm.
„Weißt du, Stille kann ein ganz schön unheimliches Geräusch sein“, unterbrach ich das Schweigen.
„Über was sollen wir uns denn Unterhalten?“, fragte Aurora, während sie den Lappen an über die Kante des Kübels hängte, das Desinfektionsmittel öffnete und auf ein Stück Watte tröpfelte. Gleich darauf drückte sie es mir auf einen Kratzer, und so kam ich gar nicht dazu, ihr richtig zu antworten.
„Aaaaah...! Verdammt..“, war das einzige, dass aus meinem Mund kam.
„Beiß die Zähne zusammen und sein ein Mann.“
„Du weißt gar nicht, wie das brennt!“, protestierte ich.
„Shhh!!“
Ich grummelte dennoch weiter vor mich hin, währen Aurora unbeirrt die restlichen Wunden desinfizierte. Die Watte schmiss sie dann einfach in den Kübel, obwohl in ihm noch etwas Wasser war.
„So... Nun dürfte sich nichts mehr entzünden“, sagte sich schließlich.
Ich nickte und drehte mich zu ihr um.
In meinem Zimmer war es mittlerweile schon ziemliche dunkel, die Sonne hatte sich schon ganz verabschiedet und der Mond stand schon bald ganz am Horizont. Im Raum brannte nur die kleine Lampe, die neben meinem Bett an der Wand angebracht war und auf meinen Rücken gerichtet war. Als ich mich umdrehte würde ich von ihr geblendet, also drehte ich sie so, dass sie her zum Boden zeigte.
„Danke...“, brachte ich etwas mühsam hervor.
Ich betrachtete ihr Gesicht.
Sie blickte sofort zur Seite.
„Schon... okay..“
Aurora wirkte plötzlich etwas eingeschüchtert.
„Was soll das? Hast du etwa Angst vor mir?“
„Nein“, erwiderte sie, kaum, dass ich zu Ende sprechen konnte.
So richtete ihren Blick sogleich wieder auf mich und schaute mich mit großen Augen an.
Ich legte eine Hand auf ihre Wange, warum auch immer und setzte ein leichtes Grinsen auf.
„Es ist alles okay...“, sagte ich mit ruhiger Stimme.
„Ja, ich weiß...“, erwiderte sie.
Es wirkte so, als wollte sie, dass ich meine Hand so schnell wie möglich wieder aus ihrem Gesicht nahm, doch ich wollte sie nicht loslassen.
Mit meinen Fingerspitzen zeichnete ich ihre Wangenknochen nach und betrachtet ihre Augen, welche etwas glasig wirkten.
Plötzlich überkam es mich und ich drückte meine Lippen auf die ihre, welche schon so einladend und weich aussahen.
Meine Augen waren schon geschlossen, deshalb konnte ich leider nicht sehen, welchen Ausdruck ihr Gesicht in diesem Moment hatte. Sie hielt jedenfalls ganz still, sie war fast schon erstarrt.
Ich legte sie im Bett zurück und beugte mich über sie. Mit meinen Fingerspitzen strich ich über ihren Hals zu ihren Schultern, doch ich spürte, wie sie sich unter mir sträubte.
Schnell löste ich den Kuss und ließ von ihr ab.
Im nächsten Moment blickte ich in ihr etwas überrumpeltes Gesicht und setzte mich an die Bettkante.
Aurora richtete sich schnell auf und sah mich an.
„Ich... ich mach dir schnell was zu essen... Du... du hast bestimmt Hunger nach dem harten Training.“
Im nächsten Moment hüpfte sie schon aus dem Bett und verschwand so schnell sie konnte bei der Tür hinaus.
Das mit dem Essen machen war wahrscheinlich nur eine Ausrede, damit sie so schnell wie möglich aus dem Zimmer kam. Irgendwie auch etwas verständlich, das war ja fast so etwas wie ein Überfall gewesen.
Ich legte mir beide Hände auf den Kopf und stütze die Ellbogen auf meine Knie.
Danach schüttelte ich einfach meinen Kopf, legte mich in mein Bett, zog mir die Decke über den Kopf und wollte einfach so schnell wie möglich einschlafen...

Am nächsten Morgen wurde ich von einem sanften Tätscheln auf meiner Wange geweckt.
Ich wollte die Augen nicht öffnen, meine Lider fühlten sich so schwer an, aber das war nichts gegen meine Beine. Die fühlten sich nämlich so an, als wären sie aus und als hätte als Zusatz noch jemand Ziegelsteine dran gebunden. Außerdem schmerzen meine Gelenke. Sowohl meine Knie, als auch meine Ellbogen. Mein Nacken tat auch weh, sobald ich ihn bewegte.
Am liebsten hätte ich die Person, die mich da gerade versuchte, wach zu kriegen, geschlagen und ihr die Schuld für meine Schmerzen gegeben und sie ordentlich angeschrien.
Doch natürlich war mir klar, dass ich diese Schmerzen vom gestrigen Training hatte und dass es absolut nicht in Ordnung war, einfach irgendwelche Leute anzuschreien, oder gar zu schlagen, welche eigentlich unschuldig waren, nur weil ich gerade sehr schlechte Laune hatte.
Abgesehen von all dem fühlte ich mich so, als hätte ich gerade mal fünf Minuten geschlafen. Das heißt, mir war kalt, schwindlig und mein Kopf schmerzte.
Oh ja, ich hätte gerne einfach den ganzen Vormittag jemand die Ohren voll gejammert...
Da die Person einfach nicht aufhörte, mich zu tätscheln und mir jetzt sogar schon die Nase zuhielt, damit ich endlich aufwachte, schlug ich mit Widerwillen die Augen auf und griff nach der Hand, welche mich daran hinderte, zu atmen.
Es war eine sehr zarte Hand. Die Haut war sehr weich und gepflegt. Außerdem roch die Hand gut, nach einem Hauch von Kirschblüten. Und sie war warm. Am liebsten hätte ich sie gar nicht mehr losgelassen.
Eigentlich ahnte ich doch schon, zu wem diese Hand gehörte, doch ich wollte mich trotzdem vergewissern, dass ich mich nicht vielleicht täuschte.
Doch als ich mich auf den Rücken drehte und in das Gesicht der Person blickte, welche dort vor meinem Bett kniete, war es wie erwartet Aurora.
Ich lockerte sofort meinen Griff und als Antwort darauf, entzog sie ihre Hand der meinen.
„Chryses... Wartet unten auf dich... Er will mit dir eine Runde laufen gehen“, sagte sie mit einer sehr ruhigen und zarten Stimme.
Doch trotzdem führte das, was sie sagte zu einem Augenverdrehen von mir.
Als ob ich jetzt mit ihm irgendwo hin laufen würde...
„Ich... Fühle mich im Moment nicht besonders gut...“
Ich musste mich gar nicht bemühen, dass meine Antwort glaubwürdig klang, denn meine Stimme hörte sich auch tatsächlich überhaupt nicht gut an und sie schien mir sofort zu glauben.
Sie nickte verständnisvoll.
„Ich werde es ihm gleich mitteilen. Heute reicht es bestimmt auch, wenn ihr nur am Abend laufen geht.“
Mit diesen Worten erhob sie sich und ging aus meinem Zimmer. Ich konnte noch hören, wie sie die knirschenden Treppen auf Zehenspitzen hinunter tapste.
Sie versuchte anscheinend, sich besonders ruhig im Haus zu verhalten. Vielleicht wollte sie ihre Eltern nicht wecken, denn außer ihr, und jetzt auch mir, schien noch keiner wach zu sein. Wie spät war es überhaupt?
Suchend schaute ich mich nach der tickenden Uhr um. Als ich sie fand, schlug ich mir mit der Hand auf den Kopf. Es war gerade mal fünf Uhr in der Früh.
Kein Wunder, dass ich mich so fühlte, als würde ich verrosten und gleich zusammenkrachen. Ich hatte nur ungefähr vier Stunden Schlaf, des das einschlafen gestern gelang mir nicht sofort.
Warum war Aurora überhaupt schon wach? War sie extra aufgestanden, um mich zu wecken?
Ich beschloss, dass es klüger war, wenn ich mich nicht nochmal schlafen legte. Denn dann schlief ich bestimmt bis zum Mittagessen und viel besser gehen würde es mir dann auch nicht. Da waren Kaffee und ein ordentliches Frühstück viel effektiver.
Ich blieb noch ungefähr eine halbe Stunde in liegen, bevor ich mich dann aus dem Bett quälte und in die Küche stapfte.
Dort am Tisch saß schon meine Cousine und trank einen Tee. Sie wendete den Blick zu mir, als ich die Küche betrat.
„Viel besser siehst du heute aber auch nicht aus“, bemerkte sie schroff.
„Vielen Dank, sehr aufmerksam von ihnen, meine werte Dame“, sagte ich etwas spöttisch.
So entlockte ich ihr ein kurzes Lächeln, obwohl das gar nicht geplant war.
„Tut mir leid. Nur... Ich weiß nicht... Du schaust so aus, als hättest du schon eine ganze Woche nicht mehr geschlafen.“
Brummend setzte ich mich zu ihr an den Tisch. So nette Worte hätte sie mir nicht gleich in der Früh schenken müssen.
„Mach mir einen Kaffee“, sagte ich und hängte schnell noch ein etwas freundlicheres „Bitte“ dran.
Mit einem Seufzen erhob sie sich vom großen, runden Tisch und machte mir tatsächlich, ganz ohne irgendeinen Einwand, einen Kaffee und gleich ein Frühstück dazu.
Die Küche war sehr bäuerlich gehalten. Alles aus Holz, der Boden, die Möbel, abgesehen von der Wand, die war in einem zarten Grünton gestrichen.
Es hingen ganz viele Fotos an der Wand, viele waren noch in schwarzweiß, oder in einem Sepiaton. Die etwas älteren Fotos zeigten meistens Lucian und Carmen in ihrer Jugend, oder als Kinder. Auch ein Hochzeitsfoto hing an er Wand.
Die Fotos, die bereits in Farbe waren, zeigten meistens atemberaubende Landschaften oder den Ozean. Etwas, das sehr auffällig war, war dass bei den Landschaftsbilder oder den Bildern von dem Ozean immer die Sonne gerade beim Untergehen war...
„Hier“, unterbrach Aurora meinen Gedankengang und stellte mir die Tasse Kaffee und einen Teller voll mit Köstlichkeiten hin.
Ich bedankte mich freundlich bei ihr und begann zu speisen.
Schon wieder füllte diese ungute Stille den Raum, wie in einem Wartezimmer bei einem Arzt.
Als ich mit dem Essen fertig war, räumte sie sofort das Teller und die Tasse weg und stellte die Sachen in den Geschirrspülar.
„Kommst du mit ins Wohnzimmer?“, fragte sie etwas kleinlaut.
Ich willigte mit einem Nicken ein.
Dort schaltete sie dann den alten Radio ein und setzte sich auf die schwarze Kunstledercouch.
Der Radio war auf einem klassischen Sender eingestellt und dieser spielte gerade Werke von Johann Sebastian Bach.
Ich ließ mich neben Aurora nieder, sie hatte die Knie angezogen, die Arme darum geschlungen, den Kopf gegen die Lehne gelehnt und die Augen geschlossen
Mir fiel erst jetzt auf, dass sie ganz blass war.
„Sonderlich besser als ich schaust du aber heute auch nicht aus“, flüsterte ich.
„Ich bin müde...“, antwortete sie kaum hörbar, ohne die Augen zu öffnen.
Das glaubte ich ihr aufs Wort, schließlich konnte ich mir gerade sehr gut vorstellen, wie es ihr ging.
Ich lehnte mich ebenfalls zurück, verschränkte meine Arme vor der Brust, lauschte der Musik und schloss meine Augen.
Ich hörte auf jede einzelne Note genau, die gespielt wurde und konzentrierte mich nur noch auf die beruhigende Melodie.
Ich war schon wieder kurz davor, einem leichten Schlaf zu verfallen, als ich einen Druck auf meinem Schoß spürte.
Ich öffnete meine Augen einen winzigen Spalt und blickte nach unten.
Aurora hatte ihren Kopf auf meinem Schoß gebettet. Sie lag friedlich da, mit geschlossen Augen, bewegte sich nicht und gab keinen Murks von sich, nur ihr Brustkörper bewegte sich in regelmäßigen Abständen auf und ab.
Sie lag da, als würde sie jeden Tag auf meinem Schoß einschlafen...
Aber es störte mich nicht, ganz im Gegenteil, es war sogar noch beruhigender für mich, sie in meiner Nähe zu wissen.
Während ich ihr beim gleichmäßigen Atmen zusah und immer noch der wunderschönen Melodie lauschte, die aus dem Radio kam, bemerkte ich gar nicht, wie ich ungewollt doch wieder ins Land der Träume glitt...

(Bitte nicht allzu böse sein, wenn ein paar Tippfehler enthalten sind, ich schreibe sehr schnell.)
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Damon und Aurora empfinden wohl etwas mehr füreinander als nur Freundschaft, hehe.

doska (04.09.2011)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Ode an die Familie  
ILLUNIS - Kapitel 14  
Blumenblut  
ILLUNIS - Kapitel 13  
Lebenshauch  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De