31


6 Seiten

ILLUNIS - Kapitel 10

Romane/Serien · Fantastisches
© Angy
Kapitel 10 – Versprochen ist Versprochen

Die Wochen gingen ins Land, das schneller als gedacht und sie brachten Veränderung mit sich.
Schon nach wenigen Tagen hatte ich mich unglaublich gebessert, doch perfekt war ich immer noch nicht. Aber nach ungefähr zwei Wochen hartem Training mit Chryses war ich sozusagen ein gut ausgebildeter, für alles gewappneter, junger Wolf geworden.
Das Lernen von Dingen ging in der Wolfsform deutlich leichter, als in der einfachen Menschenform. Das lag wahrscheinlich daran, dass meine Sinne viel schärfer und ausgeprägter waren. So fiel es mir leichter, Dinge wahrzunehmen, zu analysieren und in meinem Gehirn zu speichern.
Manchmal hatte ich den Wunsch, mein menschliches Dasein ganz ablegen zu können und für immer in dieser Form zu bleiben. Denn so konnte ich ganz frei sein, unglaubliche Geschwindigkeiten erreichen, bis in unendliche Weiten sehen und sogar hören, wenn eine Ameise aus ihrer Larve schlüpfte.
Als Mensch fühlte ich mich dann manchmal so blind und etwas unbeholfen.
Ich fragte mich manchmal, ob ich in Wolfsform denn eigentlich auch den Drang hatte, zu jagen und rohes Fleisch zu essen. Aber zum Glück war dem nicht so...
Mein Verhältnis zu Chryses blieb, trotz der vielen Zeit, die wir nun gezwungener Maßen miteinander verbrachten, gleich. Ich kam zwar mit ihm klar, wenn er sich annähernd normal verhielt und seine ernste Mine aufsetzte, doch wie er sich außerhalb unseres Trainings verhielt, regte mich immer noch genau so auf, wie am ersten Tag, an dem ich ihn sah.
Trotzdem bemühte ich mich natürlich, so zu tun, als wären wir nun so etwas wie Freunde, denn ich wusste, dass das den anderen sehr wichtig war. Auch er war sehr bemüht, unser Verhältnis, zumindest oberflächlich, zu bessern. Aber ich wusste leider gar nicht, wie er wirklich von mir dachte, das einzuschätzen war sehr schwer.
Aurora und ich hingegen, hatten in gewisser Weise zu einander gefunden. Ich fühlte eine tiefe Verbundenheit, wenn sie in meiner Nähe war.
Die Gefühle, die ich für sie entwickelt hatte, gingen über Freundschaft hinaus. Ich dachte aber, dass es keine Liebe ist, doch genau wusste ich es nicht.
Aurora hatte mich nun auch akzeptiert und etwas hinter ihre Fassade blicken lassen. Sie verstellte sich nicht mehr. Sie war nicht mehr einmal nett und im nächsten Moment so, als würde sie mich gerne umbringen. Sie war zwar immer noch etwas launisch und dickköpfig, aber so war sie nun mal.
Jedenfalls wusste ich, dass sie mir in der Zeit wichtiger geworden war, als ich ihr. Auch, wenn sie mich nun wirklich mochte.
Vier Wochen waren nun vergangen, seit die Ferien begonnen haben. Ich hatte meine Sehnsucht nach Hause mehr oder minder überwunden, seit ich die Freiheiten des Wolfsdaseins genießen konnte...

„Damon?!“, schrie Chryses vor meinem Fenster.
Ich brauchte nicht zum Fenster zu gehen und ihn zu fragen, was er wollte, denn ich wusste es schon.
Er wollte heute überprüfen, ob ich nun wirklich schon kampfbereit war, falls wir kämpfen mussten und er wollte mir eine Position im Rudel erteilen.
Ich habe ihn absichtlich etwas warten lassen.
Ich schlich schnell die Treppen hinunter und verschwand bei der Hintertür des Hauses hinaus, bei der man auf schnellsten Wege in den Wald kam.
„Ich bin doch schon da!“, sagte ich in einem lauten Ton, während ich schon den Wald ansteuerte.
Ich wartete gar nicht darauf, ob er mir schon nachkam, oder nicht, rannte einfach etwas tiefer hinein, zu den kleinen Fluss, der den Wald teilte, sprang mit meinen Füßen ab und landete auf der gegenüberliegenden Seite wieder auf meinen Pfoten.
Ich stieß einen lautes, erfreutes Jaulen aus, da ich als Wolf nicht lachen konnte und schlitterte durch die Bäume, hinauf zu der Lichtung, weil ich mir sicher war, dass wir uns wieder dort treffen würden.
Ich genoss es, mal als erster oben zu sein und kletterte auf den umgefallenen, breiten Baumstamm, welcher genau auf einen etwas größeren und breiteren Stein gelandet war. Mit etwas Fantasie sahen der Baumstamm und der Felsen gemeinsam so aus, wie der Königsfelsen eines Löwen.
Ich betrachtete von dort oben das kleine 'Dorf' und den See, wie er kleine Wellen schlug, da der Wind etwas wehte.
Es war bereits Dämmerung und so sah das ganze wirklich idyllisch aus.
In den kleinen Holzhäuschen, die alle so aussahen, als stammten sie aus irgendeinem Märchen, brannten teilweise schon die Lichter, welche sich im See reflektierten, wenn das Haus nahe genug an ihm gebaut war.
Ich hörte, wie die Pfoten von Chryses nun nicht mehr den erdigen Waldboden, sondern die Wiese berührten und wie sein Gang immer langsamer wurde, was heißen musste, dass er nun auch hier war.
Er rief mich mit einem kurzen, nicht böse gemeinten Knurren zu sich und ich sprang vom Baumstamm und lief direkt auf ihn zu.
Seine 'Prüfung', wie er es nannte, fiel mir nicht all zu schwer. Ich musste mich zwar mehr anstrengen, als gedacht, da er sich dieses mal nicht mehr ganz so zurück hielt und ich bekam auch wieder einige Kratzer und Schrammen ab, doch trotzdem wurde ich nicht stark verletzt und bestand sie, sozusagen, leicht.
Danach verwandelte sich Chryses wieder in einen Menschen, rannte zu dem Baumstamm und holte dort Kleidung hervor, die er in einen Plastiksack eingewickelt hatte.
„Für alle Fälle... Da ich einer bin, der mitdenkt“, er klärte er mit einem Grinsen, huschte hinter den Felsen und schlüpfte in die Sachen.
Danach kletterte er auf den Baumstamm, setzte sich an den Rand und ließ die Füße hinunter baumeln.
Ich schaute zu ihm hoch. Er kramte eine Zigarettenschachtel und ein Feuerzeug aus der Hosentasche, öffnete die Schachtel, nahm eine Zigarette gleich direkt mit dem Mund heraus und zündete sie an.
Dann bemerkte er, dass ich zu ihm hoch sah, etwas neidisch darauf, dass er daran gedacht hatte, vorher Kleidung hier zu lagern.
„Es ist noch ein Sack im Baumstamm... Nimm ihn dir, bekleide dich und komm zu mir hoch“, ordnete er an.
Ich tat brav was er sag, aber nur aus dem Grund, weil ich etwas froh darüber war.
Also trottete ich zu den Baumstamm, verwandelte mich in einen Menschen, griff nach dem Sack und hüpfte gleich in die Klamotten.
Dann begab ich mich, wie er es wollte, zu ihm auf den Baumstamm und lies mich neben ihn nieder.
„Wann hast du die Sachen hier rauf gebracht?“, fragte ich aus reiner Neugier.
„Heute am Morgen. Ich will hier nämlich etwas mit dir besprechen und ich war mir sicher, dass du nicht so klug bist, dir Kleidung mitzunehmen, wie immer, also dachte ich, ich bringe sie gleich herauf“, war seine Antwort.
„Besprechen? Du meinst, wegen der Rudelsache?“
„Auch... Aber nicht nur.“ Er blies seinen Rauch aus, durch die Nase.
Mittlerweile war es schon ganz dunkel geworden, nur mehr der Mond und die Sterne spendeten uns Licht.
Ich wartete darauf, dass anfing, zu sprechen, denn schließlich war er derjenige, der etwas mit mir besprechen wollte und nicht umgekehrt.
Doch es war ganz typisch für ihn, dass man ihm alles aus der Nase ziehen musste, er begann nie von alleine, zu erzählen.
„Sag schon, um was geht es?“, lautete meine Aufforderung.
Er hob die Hand und gab mir somit ein Zeichen, dass ich noch kurz warten und ruhig sein solle, während er noch mit ein paar kräftigen Zügen seine Zigarette zu ende rauchte.
„Läuft etwas zwischen dir und Aurora?“, fragte er schließlich.
Ich war ihm einen etwas verdutzen Blick zu und dachte nochmal kurz über seine Frage nach.
„Nein...“, antwortete ich dann und hoffte, dass dieses Thema somit beendet sei.
„Denkst du, dass sie dich liebt?“, fragte er weiter.
„Wohl eher nicht.“
„Und liebst du sie?“
„Was soll das? Nein.“
„Nun ja... Man kann doch nie wissen. Ihr lebt nun schon etwas länger unter einem Dach, da kann ziemlich viel passieren. Ihr solltet auch aufpassen, dass es so bleibt“, verordnete er.
Das kostete mir ein Kopfschütteln.
„Wieso?“
„Es wäre... Ungünstig.“
„Ungünstig?“, half ich nach.
„Ja, ungünstig“, erwiderte er in einem etwas schärferen Ton.
„Ich müsste nicht so oft nachfragen, wenn du eventuell einmal gleich mit der ganzen Geschichte raus rücken würdest.“
„Lieber nicht...“
„Und warum?“ Schön langsam wurde ich etwas ungeduldig.
„Weil du es wahrscheinlich gar nicht wissen willst“, antwortete er karg.
„Das weiß ich immer noch besser als du.“
„Nein...“
„Chryses...!“
„Damon...?“ Er drehte den Kopf zu mir.
Ich gab einen genervten Laut von mir. „Ich bitte dich...“
„Und ich bitte dich, die Fragerei jetzt zu lassen“, sagte er in einem ganz ruhigen Ton und ich fragte mich, wie er nur so ruhig sein konnte.
„Jetzt komm...!“
Er seufzte kurz. „Aurora ist mir versprochen“, sagte er dann.
„Was?!“, entkam es mir, in einer unkontrollierbaren Lautstärke.
Seine Augen wurden kurz ganz groß, wahrscheinlich, weil ich so plötzlich und unerwartet so laut geworden war.
„Psst, schon gut, Damon... Ich dachte, du liebst sie nicht... Sie dich nicht.. Was ist das Problem?“
„Das ist mir egal! Ich will trotzdem nicht, dass du sie bekommst!“
„Wie darf ich das verstehen?“, fragte er, immer noch so ruhig.
Das wusste ich im Moment selbst nicht so genau. Ich fühlte mich nur einfach so, als würde er mir gerade etwas wegnehmen, dass mir gehörte. Auch, wenn es nicht so war. Ich sah ihn gerade als einen bösen Eindringling an, der unsere Zweisamkeit stören wollte.
Das ganze ging mir bis unter die Haut, außerdem verstand ich überhaupt nicht, wie Carmen und Lucian einfach ihre eigene Tochter irgendjemanden versprechen konnten, immerhin lebten wir in einem Land, wo jeder Mensch frei seine eigenen Entscheidungen treffen konnte. Das war doch wirklich das Letzte...
„Damon, ich habe dir das nur gesagt, um euch beide mehr oder minder zu schützen. Wenn es zu mehr zwischen euch gekommen wäre, hätte das doch keine Zukunft. Und jetzt, da du es weiß, wird gleich vermieden, dass irgendjemand leisen müsste. Aber behalte es bitte für dich...“
„Warum...?“
„Weil sie es noch nicht....“
„Nein! Warum wurde so ein Versprechen gemacht?!“
„Weil ich von reiner Herkunft bin und man in mich die meiste Hoffnung setzt... Sie ist ebenfalls von reiner Herkunft, also haben wir die besten Chancen, den Anführer für die Generation, die nach uns folgt, zur Welt zu bringen...“
So ein idiotischer Grund! Und reine Herkunft? Was war denn das nun schon wieder?
Die Wut stieg mir in den Kopf, weil ich mich immer mehr diese Sache hineinsteigerte und ich nicht aufhören wollte, darüber nachzudenken, obwohl es mich im Prinzip doch gar nichts anging...
Jedenfalls musste ich diese unglaubliche Wut, die sich im Moment so rasend schnell in mir aufstaute, irgendwo los werden.
Und natürlich fiel mir da als erstes derjenige ins Auge, der diese Wut in mir verursacht hatte.
In einem Bruchteil einer Sekunde, ohne zu zögern und ohne nachzudenken, gab ich Chryses einen heftigen Stoß, woraufhin er von dem Baumstamm fiel, was natürlich nicht gewollt hatte, weil zwischen dem Boden und der höchsten Stelle des Stammes, auf der wir ja saßen, gute 2,5 Meter lagen, wenn nicht sogar mehr.
Kurz wollte ich schon Reue für meine Tat zeigen, doch als ich sah, wie er sich im Flug schnell verwandelte und auf allen Vieren landete, verging mir das schnell wieder.
Als er dann zum Sprung ansetzte und mit seinen spitzen Zähnen nach meinen Füßen schnappte, die er zwar nicht erwischen konnte, sprang ich einfach vom Stamm, verwandelte mich ebenfalls im Flug und stürzte mich auf ihn. Ich war in diesem Moment einfach zu gereizt und konnte nicht kontrollieren, was ich tat.
Nun setzte ich sozusagen alles, was er mir beigebracht hatte, gegen ihn selbst ein, doch natürlich war er besser als ich.
Ich schnappte immer wieder nach ihm, schlug nach ihm und bemerkte gar nicht, dass wir inzwischen schon die Lichtung verlassen hatte und uns auf Waldboden wiederfanden.
Dort rissen wir alles nieder, was uns im Wege stand, doch irgendwann, als ich bemerkte, dass Chryses gar nicht probierte, mich anzugreifen, sondern nur meinen Angriffen auswiche, begriff ich, wie hirnrissig ich wieder einmal war, ließ von ihm ab, drehte mich um und lief zum Haus zurück...
Ich verkroch mich in meinem Zimmer, unter der Bettdecke und verhielt mich ganz ruhig, obwohl ich viel lieber ein Loch in die Wand geschlagen hätte...

(Bitte nicht böse sein, wenn ein paar Tippfehler enthalten sind, ich schreibe sehr schnell.)
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Oha, Chryses scheint ja einiges dagegen zu haben, dass sich die Beiden ineinander verlieben könnten.

doska (04.09.2011)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Ode an die Familie  
ILLUNIS - Kapitel 14  
Blumenblut  
ILLUNIS - Kapitel 13  
Lebenshauch  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De