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6 Seiten

The Castle - Night without Morning (Teil 5)

Romane/Serien · Spannendes
Gabrecht rutschte den Abhang zum Ufer hinunter. Er schaute sich um, leuchtete mit der Taschenlampe hier und da. Keine Spur von Arne. „Wo ist der hin? Arne!“ rief er und suchte das Wasser ab. Er erschrak als ein Handy klingelte. Schnell nahm er seines aus der Tasche und schaute auf das Display: Nichts. Gabrecht leuchtete mit der Taschenlampe den Boden ab. Er sah ein leuchtendes Display und hob das Handy, was wohl Arne gehört hatte, auf. Nach kurzem Überlegen nimmt er das Gespräch an. „Ja?“ fragte er. „Arne! Ihr müsst so schnell wie möglich aus dem Wald verschwinden.“ meldete sich Rudger. Gabrecht seufzte. „Dafür ist es ein bisschen zu spät, Herr Kramer.“ antwortete Gabrecht und suchte mit seinen Blicken weiter das Ufer ab. „Herr Gabrecht? Wo ist Arne?“ fragte Rudger leicht irritiert. „Verschwunden. Sein Handy lag am Ufer des Sees.“ antwortete Gabrecht und leuchtete wieder auf den See. „Dann treten sie vom Wasser weg. Schnell!“ sagte Rudger. Gabrecht kniff die Augen zusammen. „Wieso?“ fragte er. „Tun Sie es einfach!“ brüllte Rudger ins Handy. „Ist ja gut.“ Gabrecht versuchte so schnell wie möglich den Abhang hinauf zu gehen. „Warum sind sie nicht mit dem Auto gefahren? Verdammt noch mal“ sagte Rudger brüllend. „Weil Gräfin Gloria, Arquette angerufen hat und im mitgeteilt hat, dass wir nicht mit dem Auto fahren sollen.“ antwortete Gabrecht hitzig. „Das war nicht Gloria.“ antwortete Rudger und beruhigte sich wieder. Gabrecht schüttelte den Kopf. „So? Wer war es dann?“ fragte er und wartete gespannt auf die Antwort. „Hätten sie mir an dem Tag einmal zugehört.“ sagte Rudger und überging Gabrechts Frage. Gabrecht lachte auf. „An diese Geschichte glauben sie doch selbst nicht.“ gab Gabrecht von sich. „Und was hat Arne dann umgebracht?“ fragte Rudger schrill. „Moment! Ich weis nicht ob er tot ist.“ antwortete Gabrecht und wandte sich in die Richtung wo die Gruppe sein musste. „Das ist er! Gehen sie so schnell wie möglich zu Glorias Haus, und warten dort auf mich.“ sagte Rudger. Gabrecht konnte hören wie etwas im Hintergrund bei Rudger raschelte. Womöglich zog er sich seine Jacke an. „Den Teufel werde ich tun!“ brüllte Gabrecht und legte auf. Einen Moment überlegte er, ob er das Handy wegschmeißen sollte, lies es dann aber bleiben und steckte es in seine Jackentasche. Gabrecht ging zur Gruppe zurück. „Und wo ist er?“ fragte Arquette und tätschelte den Arm von Denise. „Verschwunden. Dieser Kramer hat gerade auf Arnes Handy angerufen.“ antwortete Gabrecht und steckte sich eine Zigarette an. Arquettes Augen weiteten sich. „Was wollte er?“ fragte er dann. „Er sagte mir das Gräfin Gloria uns nicht angerufen hat, und das wir so schnell wie möglich zu ihr kommen sollen.“ erwiderte Gabrecht und blies den Rauch aus. „Dann tun wir das.“ sagte Denise, ihre Stimme triefte vor Angst. „Damit uns dieser Sauhund alles verdirbt!? Wir sollen dort auf ihn warten!“ keifte Gabrecht in die Richtung von Denise, worauf sie einen Schritt zurück wich. Corinna trat zwischen die beiden und schaute Gabrecht an. „Was haben sie ihm gesagt?“ fragte sie um Gabrecht abzulenken. „Das er zum Teufel gehen kann. Was sonst?“ gab er zurück. Arquette nickte. „Gut gemacht. Lassen sie uns nun weitergehen.“ sagte er und ging voran. Denise schaute noch einen kurzen Moment zu Gabrecht und folgte dann. Corinna schüttelte den Kopf und schloss mit schnellen Schritten auf. Gabrechts Blick wanderte wieder zum See, dann zuckte er die Schultern, wandte sich zu den anderen um und ging hinterher. Die Gruppe hatte sich einige Meter entfernt, als der See leichte Wellen warf und die Enten begannen lauter zu quaken. Haare erschienen an der Oberfläche, dann die Stirn und der Rest des Kopfes. Die Gestalt bewegte sich langsam, fast kriechend. Ein muskulöser Oberkörper ragte nun empor, die Arme hingen schwer an den Seiten herunter. Dann erreichte die Gestalt das Ufer und setzte einen Fuß auf die nasse, fast schlammige, Erde. Schwer keuchend kämpfte sie sich den Abhang hoch und stand dann auf dem Weg. Wirr glitt der Blick durch die Dunkelheit, bis er sich auf den Schein der Taschenlampe richtete. Ein lächeln umspielte die schmalen bleichen Lippen. Fasziniert sah die Gestalt zu, wie der Schein zu tanzen schien und sich immer mehr entfernte. Ruckartig schoss der Kopf gen Himmel, als ob es lauschen würde. Mehrere Minuten stand es so da und kehrte dann ins Wasser zurück. Langsam, fast kriechend...

Der Wind pfiff draußen sein Lied. Gräfin Gloria von Hoffstein schaute durch ein Fenster in die Dunkelheit hinaus. Vor einer Stunde hatte es begonnen zu dämmern, jetzt konnte man kaum zwei Meter weit sehen. Gloria hatte nie Angst vor der Dunkelheit gehabt. Als kleines Kind hatte sie sich Nachts aus dem Haus geschlichen und war spazieren gegangen – allen Verboten zum Trotz. Jetzt stand sie da: Rauchend und am ganzen Körper zitternd. Arquette hätte schon seit geraumer Zeit hier sein müssen. Aber keine Scheinwerfer erhellten die Auffahrt zu ihrem Haus – zu sehen war nur die Dunkelheit. Bis vor zwölf Jahren hätte sie damit kein Problem gehabt. In der Nacht als Rudger das Buch öffnete und geheimnisvolle mystische Worte sprach änderte sich das. Sie wusste nur noch, dass als Rudger fertig war, der Boden erzitterte und ein lautes Heulen in den Kavernen unter dem Schloss erklang. Jimmy und Thorsten waren die ersten die in Richtung Oberfläche rannten. Sie hatte sie nie mehr wieder gesehen. Rudger schrie ihr zu, dass sie verschwinden sollte. Sie hatte keine Regung gezeigt. Erst Arne holte sie in die Wirklichkeit zurück, als er sie am Arm packte und mitriss. Gemeinsam rannten sie die Treppen zur Oberfläche hinauf. Irgendetwas war hinter ihr her gewesen, aber die Angst hatte sie keinen Blick zurückwerfen lassen. Dann kam die Schwärze – die alles umfassende Dunkelheit. Sie erwachte in einem Krankenhausbett, wo ein schluchzender Rudger mit verweintem Gesicht saß. Sie hatte Narben davongetragen, sie erstreckten sich über den ganzen Rücken. Gloria fragte was passiert war und Rudger erzählte es ihr. Sie hatte den Kopf geschüttelt über soviel Blödsinn. Es konnte nicht wahr sein. Arne hatte es auch nicht glauben wollen. Die offizielle Untersuchung der Polizei hatte ergeben das die Kavernen instabil waren und ein Teil zusammengebrochen war. Die Narben auf ihrem Rücken stammten von herabfallenden Steintrümmern und damit hatte sie sich zufrieden gegeben. Seit diesem Tag hatte sie die Kavernen gemieden. Und jetzt sollte sie wieder hinabsteigen. Insgeheim hoffte sie das Arquette sein Unterfangen aufgegeben hatte – aber sie brauchte das Geld was er ihr angeboten hatte. Gräfin oder nicht: Schulden sind Schulden und die mussten bezahlt werden. „Wo bleibt ihr nur?“ murmelte sie und drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. Wiederholt schaute sie auf die Uhr. „Muss ich euch jetzt auch noch entgegen gehen?“ dachte Gloria und ging in den Flur um ihren Mantel zu holen. Dick eingepackt verlies sie das Haus und ging die Auffahrt hinunter. Sie hörte nicht mehr, dass das Telefon im Wohnzimmer schrillte...

Corinna, Arquette und Denise saßen auf einem Baumstumpf nahe des Weges. Gabrecht stand vor ihnen und hielt sein Handy ans Ohr. Nach wenigen Sekunden steckte er es wieder in seine Brusttasche. „Sie nimmt nicht ab.“ sagte er und schaute sich um. „Das hat nichts zu bedeuten. Vielleicht steht sie unter der Dusche.“ hörte er Arquettes Stimme aus der Dunkelheit. „Wo sind wir eigentlich?“ fragte Denise und blickte zu Gabrecht auf. „Gute Frage.“ erwiderte er und blickte sich ebenfalls um. Arquette legte den Kopf in die Hände und seufzte. „Jetzt sagen sie mir bloß nicht, dass wir uns verlaufen haben.“ keifte er Gabrecht an. Gabrecht wich zwei Schritte zurück und wäre beinahe über einen Ast gefallen. „Es sieht so aus, Dennis...“ sagte er beschwichtigend und zeigte auf Corinna. „...Sie ist doch die Fremdenführerin. Sie soll das regeln.“ fuhr er fort. Arquette schaute zu Corinna. Sie nickte und warf Gabrecht einen Blick zu der pure Feindseligkeit ausstrahlte. „Keine Sorge. Ich bringe uns zum Schloss.“ sagte sie und ging voran. Die anderen folgten ihr.

Zigarettenqualm stand im Raum und stach ihm in die Augen. Rudger schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus. Weit sehen konnte er nicht. Es sah so aus, als würde die Welt hinter dem Fenster aufhören. Er dachte an einen alten Text, den er mal gelesen hatte. „Nacht und Schwärze werden über euch kommen und alles verschlingen. Zurück bleiben blutige Körper, schreiende Massen und der Tod.“ Rudger lächelte bei dem Gedanken. Wie nah waren sie heute dran? Würde es heute passieren? Würde alles Leben aufhören zu existieren? Vor zwölf Jahren glaubte er noch, dass Böse kontrollieren zu können. Auch ihm hatte es mal nach Macht gelüstet. Aber er musste lernen, dass man es nicht unterwerfen konnte. Man hatte vielleicht zehnmal, vielleicht sogar hundertmal Glück. Aber irgendwann... irgendwann würde das Böse zuschnappen und einen verschlingen. Mit viel Glück hatte er es damals wieder schlafen gelegt. Wie er hoffte für immer. Aber in weniger als zwei Stunden würde es wieder soweit sein. Und wie vor zwölf Jahren würde es niemand glauben. Keiner würde davon erzählen können, nur er wusste Bescheid. Er konnte es nicht mehr ertragen, der einzige zu sein, der mit den Träumen leben sollte. Er, der wusste das tief in einer Kaverne das absolut Böse schlief und auch weiter schlafen würde, wenn es nicht die Macht hätte sich in gewissen Grenzen zu verbreiten. Es konnte sogar auf Leute eine gewisse Macht der Kontrolle ausüben. Er dachte an die Anrufe die Gloria bekommen hatte, dass war es gewesen. Er dachte an Arquette und Gabrecht. Wahrscheinlich steht hinter Arquettes Ausgrabung ein Käufer, wenn es so war, würde er seinem Käufer bald gegenübertreten. Soviel war sicher. „Was soll ich tun? Ihnen folgen?“ murmelte er und zog an seiner Zigarette. „Aber darauf hast du es ja angelegt, nicht wahr?“ fragte er in die Dunkelheit hinaus und wusste das es ihn hören konnte. Rudger öffnete das Fenster und schnippte die nur halb gerauchte Zigarette hinaus. Bevor sie unten aufschlug, hatte er es schon wieder geschlossen und war auf dem Weg ins Schlafzimmer. Vor dem Mietshaus hob jemand die Zigarette auf und steckte sie sich zwischen die Lippen. Ein wölfisches grinsen lag auf dem Gesicht des Unbekannten. Rudger öffnete seinen Schlafzimmerschrank und sein Blick glitt suchend über die vielen Sachen. „Wo ist sie nur?“ dachte er und begann zu wühlen. Nach wenigen Sekunden holte er, unter einigen Jeans versteckt, einen schwarzen Gegenstand hinaus. Ein Funkeln trat in seine Augen. Dann holte er seinen Lederjacke und steckte den Gegenstand in eine der Innentaschen. Er löschte das Licht im Flur und verließ die Wohnung. Ein leicht surrendes Geräusch erklang aus dem Arbeitszimmer – die Festplatte des Computers lief an. Mit einem leichten Klicken der Widerstände sprang der Monitor an. Ein Chatfenster öffnete sich. „Ich wusste das du kommen würdest. Du bist so berechenbar.“ stand dort. Unten verließ Rudger das Mietshaus und stieg in sein Auto. Als die Rücklichter in der Dunkelheit verschwanden trat die Unbekannte Person aus dem Schatten der Hausmauer und machte sich an der Haupteingangstür zu schaffen. Schnell hatte er das erste Hindernis überwunden und erklomm die Treppe zu Rudgers Wohnung. Das Türschloss konnte dem Dittrich nicht lange standhalten, und die Person betrat den Flur. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe flammte auf und glitt suchend über die Wände. Lautlos und schnell durchsuchte die Person die Wohnung. Im Schlafzimmer angekommen, nagelte sich der Strahl der Taschenlampe auf dem Bücherregal fest. Er wusste das es ein Buch mit lateinischen Titel sein musste. Nach einigen Blicken über die Buchrücken griff er nach einem dicken Band und betrachtete es genauer. Der Unbekannte nickte und holte sein Handy aus der Jackentasche. Die Nummer war schnell eingetippt. Nach mehrmaligen Klingeln nahm jemand ab. „Arquette.“ kam es rauschend aus dem Hörer. „Ich habe das Buch. Wir treffen uns am Schloss.“ sagte der Unbekannte und legte auf. Lautlos verschwand er aus der Wohnung und lief die Straße hinunter zu seinem Wagen. Mit aufheulendem Motor verschwand der Wagen in der Nacht...

- Ende von Teil 5 -
 
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Kommentare  

Altes Gemäuer und ruheloses Böses ist eine gute Kombination, aber es fällt mir schwer der Handlung zu folgen. Meiner Meinung nach zu verwirrend. Zu schnell, zu oft, zu hektisch wechseln Orte, Zeit und Personen. Kurz gesagt für mich etwas zu unübersichtlich.
Gilt für Folge 2-5.
3 Punkte


Maxson (15.12.2002)

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